14. Kapitel

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A's Sicht

Ich betrat den Toilettenraum des Clubs und lief zu den Waschbecken. Peinlich berührt betrachtete ich mich im Spiegel. Meine Wangen waren gerötet, ob von der Hitze im Club oder wegen der Nähe zu T eben gerade wusste ich nicht. Ich rief mir die Situation nochmal ins Gedächtnis. Was war da grade passiert? T wollte aus dem nichts mit mir tanzen, zog mich zu sich und schließlich gab ich nach. Anfangs fühlte ich mich komisch dabei, aber nach und nach gewöhnte ich mich an die Nähe des 22-jährigen und passte mich seinen Bewegungen an. Ich betrachtete mich selbst noch einmal im Spiegel, musterte meine markanten Gesichtszüge und seufzte. Während ich meinen Blick auf das Waschbecken senkte um meine Hände unter das kalte Wasser zu halten und mein Gesicht damit zu erfrischen, hörte ich wie sich die Türe des Raumes öffnete. Die laute Musik schallte herein und kurz darauf hörte man die Tür zufallen. In dem Moment, in welchem das Wasser mein Gesicht berührte, traf es mich wie der Blitz. Perplex sah ich auf und blickte meinem Spiegelbild direkt in die Augen. „Seine Hände waren an meinem Arsch?!", ich sagte es eher zu mir selbst. Plötzlich vernahm ich hinter mir das Auflachen einer tiefen Stimme und erstarrte. Hinter meinem Spiegelbild erkannte ich eine weitere Person. Taddl. Dieser schüttelte grinsend den Kopf. „Ich wollte nur mal nach dir sehen, Lena hat mich geschickt. Sie wollte, dass ich dir ausrichte, dass sie mit dir tanzen will..", er machte eine kurze Pause und nickte kurz. „Ach ja, und trinken." ich nickte ihm durch den Spiegel zu und trocknete meine Hände mit einem Papiertuch ab, welches ich dann in den überfüllten Mülleimer neben der Tür warf. Wortlos verließen wir zusammen die Toiletten und machten uns wieder auf den Weg zur Bar, von der aus uns Lena bereits zuwinkte. Raii sah amüsiert zu uns und nahm einen weiteren Schluck ihres Drinks. Den hatte sie wohl gegen die Cola getauscht, seit Lena bei ihr war. „Hey ihr zwei." rief Raii grinsend. „Ardyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy! Da bist du ja! Trinkst du mit mir? Ok, warte, ich bestell dir was, geht auch auf mich!", Lena drehte sich zum Barkeeper und rief nochmals aus. „Seeeeeeeeb! Zwei Gin Tonic!" Mit ihrer rechten Hand zeigte sie zwei Finger auf und deutete dabei auf ihr fast leeres Glas, welches vor ihr auf der Theke stand. Ich grinste leicht. Ich dachte, ein wenig Alkohol konnte nicht schaden, nicht wahr?

Also nahm ich das volle Glas in die Hand und wollte gerade ansetzen, als Lena mich in meinem tun unterbrach. „Stooooopp! Ich will mit dir auf Bruderschaft trinken, Ardiiaaaan!" die braunhaarige grinste mich übermütig an. „Öh, klar, warum nicht?" wir verschränkten also unsere Arme ineinander und tranken. Danach stellte Lena das Glas wieder ab und stand auf. „Lass uns tanzen, Ardy!", sie stolperte, als sie das sagte und konnte sich in letzter Sekunde an mich klammern, bevor sie auf dem Boden aufkam. „Hehe, sorry!" sie grinste mich an und ich sah ein wenig besorgt zu Raii, die amüsiert zu uns sah. T hatte sich Lena's Glas genommen und trank davon. „Wie viel hatte sie denn schon?" rief ich in Raii's Richtung, welche jedoch nur abwinkte und zurückrief: „Ach, das war noch gar nichts!" - „Ich will jetzt tanzen, Ardy! Los!" Lena zerrte mich bereits in Richtung der Tanzfläche und ich warf Taddl und Raii noch einen letzten zweifelnden Blick zu, ehe ich mich umdrehte und mit der kleineren mitlief.

Nach einer Weile, die Lena und ich ohne unsere beiden Begleiter auf der Tanzfläche verbrachten, wurde uns plötzlich je ein Glas in die Hand gedrückt. T und Raii hatten sich wohl doch noch dazu entschieden, uns Gesellschaft zu leisten und bewegten sich nun gemeinsam mit uns mehr oder weniger im Takt zur Musik. Ich fragte nicht nach, was die beiden uns für Getränke mitgebracht hatten, denn es war sowieso klar, dass es etwas alkoholisches war und ich brauchte nicht zu wissen, wie viel Prozent in dem etwas kleineren Glas vorhanden war.

Und da das Glas eben nicht besonders groß war, beschloss ich, es einfach zu exen. Erst im Nachhinein merkte ich, dass das wohl doch nicht so eine gute Idee war. Denn es brannte höllisch im Abgang. Aber im Moment ging es mir noch gut und ich war klar, also dachte ich nicht länger daran, welche Sorte von Alkohol ich gerade getrunken hatte. Ich bewegte mich im Takt zu irgend einem Remix von 'Lush Life' von Zara Larsson und so taten es auch Lena, Raii und Taddl.

Ich zählte ab diesem Zeitpunkt nicht mehr mit, wie viel Gläser Alkohol noch flossen, aber auf jeden Fall hatten wir unseren Spaß. Ich wusste nur irgendwann nicht mehr, was ich tat und weshalb.

~

Genervt grummelte ich, als mein Handy nun bereits zum 8. Mal in Folge klingelte, und das, obwohl ich jedes mal 'Ablehnen' gedrückt hatte und mich weggedreht habe, um weiter zu schlafen. Ich drückte erneut auf 'Anruf ablehnen' nur, um wenige Sekunden später wieder den Klingelton meines Handys zu hören. Mein Kopf dröhnte und ich war mir sicher, würde ich aufstehen wollen, müsste ich mir mein nicht vorhandenes Frühstück durch den Kopf gehen lassen und wenn ich ehrlich bin, hatte ich keine Lust, meinen Boden danach zu säubern. Trotz all meinen Beschwerden, entschied ich mich nun doch dazu, den Anruf anzunehmen.

„Ardian Bora, ich schwöre dir-", ich hielt mir mein Handy vom Ohr weg, da sich nun erneut eine Welle von Schmerz durch meinen Kopf zog und stöhnte genervt auf. „Hey Lunes." - „Ja, 'Hey' Ardy! Hast du vergessen, dass wir uns verabredet haben?" - „Häää, wie viel Uhr isses' denn, es ist doch noch voll früh!" Ich verstand nicht ganz, was Luna von mir wollte. Wir hatten uns doch erst um 16 Uhr verabredet, dabei war es doch noch nicht mal 12, oder? „Es ist bereits kurz nach 5, Ardy.", ich blinzelte perplex und sah nochmal selbst auf mein Display, dass mir '17:03' anzeigte. Ich seufzte. „Hör zu Luna, es tut mir leid, wir waren gestern noch-" - „Jaja, jetzt mach mir auf, deine Klingel ist immer noch kaputt, ich steh schon die ganze Zeit vor der Tür!" Ich gab ein genervtes Grunzen von mir. „Jaaaa, gleich Mama. Warte, ich muss mich erst mal dazu aufraffen, aufzustehen.", damit ich legte ich auf und mein Handy landete wieder auf seinem vorigen Platz. Mit einem lauten, erschöpften Stöhnen ließ ich mich zurück in das Kissen fallen. „Wieso hab' ich ihr nicht abgesagt?" murmelte ich. Nachdem ich Luna gegen die Tür schlagen hörte, setzte ich mich schließlich so vorsichtig wie möglich auf. Genau so vorsichtig stand ich auch auf. Irgendwie schaffte ich es, in angemessenem Tempo, zu meiner Wohnungstür zu gelangen und Luna hereinzulassen.

Sofort ging das Gemecker los, wie ich es von meiner besten Freundin nun mal kannte.

„Boah, was hast du denn gemacht, dass du erst jetzt wach bist? Warst du feiern, bis wann, bist du eigentlich behindert? Ich seh' dir an, dass es dir scheiße geht, wie viel hast du bitte getrunken?" Ich verdrehte die Augen, drehte mich wieder weg von ihr und lief zurück in mein Schlafzimmer. „Ich geh duschen, ja?" - „Klar, ich mach uns 'nen Tee. Hast du noch was gegen deine Kopfschmerzen da?" - „Ja." - „Okay, bis gleich!"

Als ich die Küche dann frisch geduscht und schon ein wenig wacher betrat, sah ich bereits, dass Luna für uns beide Tee gemacht hatte. Neben meiner Teetasse lag ein Blättchen mit Schmerztabletten und sie beobachtete mich geduldig, wie ich mich auf den Stuhl vor ihr hinsetzte.

„So, jetzt erzähl mir endlich, was passiert ist!". Also begann ich zu erzählen..

„..und ab da weiß ich nichts mehr.", sie sah mich verwundert an. Den Teil, in dem T mich angetanzt hatte, ließ ich gekonnt aus. „Bitte? Wie, du weißt nichts mehr? Du hattest keinen Filmriss mehr, seit deinem 21. Geburtstag! Wie viel hast du denn getrunken?" Luna sah mich fassungslos an. Ich zuckte mit den Schultern und schluckte eine Schmerztablette mit zwei Schlücken Tee runter. „Glaubst du, ich zähl' jedes Glas mit?"

Meine beste Freundin seufzte. „Schau, ich meine.. du weißt gar nicht, was noch so passiert ist an dem Abend! Weißt du noch, an deinem 21. hast du im Suff mit jemandem geschlafen! Was, wenn da wieder sowas lief? Und leugne das nicht wieder, wir wissen beide, wie anhänglich du wirst, wenn du trinkst." ich blieb still und nippte an der warmen Flüssigkeit in meiner Tasse. Daran hatte ich gar nicht gedacht – aber ich zog es nicht in Erwägung, mit jemandem geschlafen zu haben. Das würde ich wohl merken, und ich wäre nicht voll bekleidet in meinem Bett gelandet, und auch ganz sicher nicht alleine gewesen.

Also lauschte ich lieber Luna, die nun ihre Mecker-Tirade beendete und das Thema wechselte. „Weißt du, ich glaube, ich lass mir 'n Helix stechen. Willst du dann endlich mal mitkommen, um das wegen deinen Tattoos zu klären?"

Und so verbrachte ich den Tag mit meiner besten Freundin, die redete und redete und mich vergessen ließ, dass ich einen Kater hatte und todmüde war.


Tj_BEASTBOY {slow updates}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt