T's Sicht
Sabrina's Stimme begrüßte mich, als die Tür sich hinter mir schloss. „Hey T, wie war dein Wochenende so? Ging wohl ziemlich ab Samstagnacht... zumindest bei Lena." Sie lachte und ich stieg mit ein, denn oh ja, bei Lena ging es ab. Ich hatte am Sonntag mit Raii telefoniert, die an diesem Tag Lenas Pflege übernommen hatte. Erinnerungen hatte sie keine mehr, dazu „Kopfschmerzen des Todes", das waren ihre eigenen Worte, und Schwindelanfälle. Meine rothaarige Freundin hatte die beiden für heute angekündigt, um mit Sabs das weitere Vorgehen mit den Fotos zu besprechen. „Ja. War ganz nice. Für Lena dann am Sonntag nicht mehr, ich weiß nicht wie es Ardy ging." - „Ardy also, ja? Na dann hoffen wir mal, dass er heute trainieren kann, ich hab euch nämlich für eine Show eingeplant und du solltest dir lieber eine Choreographie überlegen, sonst steht ihr ziemlich blöd da." - „Was für eine grandiose Idee, Sabrina. Wann ist die Show denn?" - „In zwei Wochen erst, aber ... Ich kann halt nicht beurteilen wie weit Ardy ist beziehungsweise wie weit fortgeschritten sein Training ist und wie lange du für die Choreo brauchst. Es ist ein 18. Geburtstag. Have Fun." Sie zwinkerte mir zu und verließ den Bühnenraum in Richtung Büro. Wow, das konnte ja was werden. Ardy und ich zusammen auf der Bühne. Wenn ich mich an Samstag erinnerte, dürfte das eigentlich kein Problem darstellen. Zumindest von mir aus nicht. Zu Ardy's Standpunkt konnte ich selbstverständlich nicht viel sagen. Mit der großen Trainingstasche bewegte ich mich zu meinem Schrank und tausche die frischen Sachen gegen die gebrauchten aus, um mich anschließend umzuziehen. Mit Zettel, Stift und einem USB-Stick mit Unmengen an Musik darauf setzte ich mich in den kleinsten der Trainingsräume, eine Choreographie schrieb sich schließlich nicht von alleine. Song um Song sprang ich weiter durch die Playlists um einen zu finden, der zu meiner Grundidee passte. Langweilige Popsongs, die aus welchem Grund auch immer, in die Charts gesprungen waren, kamen definitiv nicht in Frage, ebenso dumpfe Housebeats oder Dancetracks. Es sollte ein Lied sein, welches langsam beginnt. Mit weichen Bewegungen dazu, die nach und nach angespannter und definierter werden. Ein wenig mystisch im Klang. Einfach aufregend. Nach ungefähr Zwanzig Minuten des Klickens auf die Taste mit den zwei kleinen Pfeilen hörte ich ein siebtes Lied anspielen. Sanft, wie ich es mir vorgestellt hatte. Ich wusste sofort um welches Lied es sich handelte, denn ich erkannte alle Songs, die sich in meiner Playlist befanden nach den ersten paar Sekunden. The Weeknd als Künstler an sich war mir nicht unbekannt, doch an diese Lied hatte ich nicht einmal annähernd gedacht. „I feel the blood rushin' throughout ya body..." murmelte ich die erste Textzeile mit und entwickelte die ersten Ideen. In kreativen Phasen vergeht die Zeit immer schnell und so kam es, dass um halb sieben am Abend ein Klopfen an der Holztür meine Gedankengänge durchkreuzte. Sabs steckte ihren Kopf zwischen Tür und Rahmen hindurch und teilte mir mit, dass meine zwei besten Freundinnen jetzt angekommen waren. Mit einem „Okay, ich bin gleich da.", vertröstete ich sie und widmete mich noch kurz dem Zettel vor mir auf dem bereits einige Bewegungsabläufe aufgezeichnet waren. Als ich den Bühnenraum wieder betrat unterhielt sich meine Vorgesetzte mit zwei, mir unbekannten, Personen. „Hey, uhm Sabs? Wo sind die beiden denn?", rief ich ihr zu, woraufhin sich die Gruppe zu mir drehte. Jetzt erschienen mir die beiden doch nicht mehr so unbekannt. Raii lachte mich, über meine Aussage amüsiert, an. Lena lächelte mild, ihre Augen saßen tief in den Höhlen. „Okay, was habt ihr gemacht? Hab ich was verpasst oder so?" entgegnete ich den beiden Mädchen. Lena hat sich ihre Haare von schulterlang auf raspelkurz abschneiden lassen und Raii's Haare trugen anstatt ihres typischen Granatapfel-Tons ein dunkles Braun. „Es war Sonntag, wo habt ihr das machen lassen?" - „Sabs Schwester ist doch Friseurin und... sie hatte Zeit und wir, ja wir hatten Bock drauf." - „Kommt...überraschend, aber gut! Steht euch." Gleichzeitig bedankten sie sich mit einem „Danke sehr T." und kicherten danach kurz, bis Sabrina ihre Stimme hob. „So, in einer Viertelstunde kommt Ardy hier an, zumindest ist es so geplant..." sie hüstelte andeutungsweise, woraufhin ich belustigt ausatmete. „Lach nicht T, bis dahin würde ich sagen, warten wir noch mit dem Ansehen der Fotos, damit Ards auch alle sieht." Zustimmendes Nicken von allen Seiten. Letztendlich saßen wir wartend auf den Barhockern. Ganz plötzlich, ohne jeglichen Zusammenhang platzte Lena in eine Unterhaltung hinein, bis zu dem Zeitpunkt war sie still gewesen: „T! Du sag mal, möchtest du mir erzählen was Samstag so passiert ist... nach 1 Uhr? Bis dahin hat mir Raii schon alles erzählt, aber sie wollte nicht weiterreden." Sie zog wieder einen Schmollmund, ähnlich wie Samstagnacht. „Ich wüsste ehrlich gesagt nicht, was es da zu erzählen gäbe.", lachte ich und nahm einen Schluck aus meinem Wasserglas. „Okay, alles klar, dann bleibe ich halt dumm... So'n Hangover ist schon ziemlich cool muss ich sagen... Kann Ardy mal bitte kommen, ich will euch die Fotos zeigen!" Und als hätte Lena es gewusst öffnete sich in diesem Moment auch schon die Clubtür. Fünf Minuten vor Sieben. Ardy nahm beim reinkommen seine Cap ab und schüttelte sich die Haare, sodass sein Pony locker über und in seine Stirn fiel. „Perfekt, ich hol kurz mein Macbook, dann können wir gleich anfangen!", rief meine, ab heute kurzhaarige, beste Freundin und lief an dem etwas verwirrten Ardian vorbei in Richtung der Garderobe.
„Also ich muss sagen, dass die Fotos echt besser geworden sind als ich es erwartet hatte. Es war echt ein Fehler gewesen vorher einen anderen Fotografen zu nehmen, der die Tänzer nicht kennt. Ich überlege mir, was ihr zwei bekommen könntet... Vielleicht eine Privatvorstellung?" Sabs wackelte mit den Augenbrauen, als sie Raii und Lena ihre Idee unterbreitete. „ Mal sehen, ich will eigentlich gar nichts haben, ich hab kaum was getan, aber ich glaube Lena könnte ganz gut eine gebrauchen." Raii wackelte ebenfalls mit den Augenbrauen und sah Lena vielsagend an. „Leute euer Ernst?", die Kleinere drehte sich um und begann ihre Sachen zu packen. „Ich und Ards gehen uns umziehen und dann trainieren. Die Fotos sind super geworden." Ich ging auf meine Freundinnen zu und umarmte sie zum Abschied. „Das liegt nur an dem guten Motiv, Tud.", bemerkte Raii daraufhin. „Ja ja, wir sehen uns!", ich drehte mich, sah im Augenwinkel, wie Ardy die Hand zum Abschied hob und mir anschließend folgte.
Ich drückte die schwere Tür auf und hielt sie, damit Ardy an mir vorbei gehen konnte. Seine Tasche stellte er auf die Bank, die am Rand stand. Ich öffnete meinen Schrank und sah in den Spiegel, der in der Tür hing. „Lena weiß nichts mehr von Samstagnacht.", lachte ich und begann ein Gespräch. Ardy stieg leise mit ein. „Raii wollte ihr nicht alles erzählen und ich wollte auch nichts mehr erzählen, empfand das was noch passiert war einfach für unwichtig.", wieder ein leises Lachen meinerseits, während Ardy stumm sein T-Shirt über den Kopf zog. „Ich war noch nie so weit, dass ich nichts mehr wusste. Ich bin auch ehrlich gesagt, ziemlich froh darum." - „Mhm...", das Sprühen eines Deos war zu hören. „Oh, weißt du noch als, Raii von diesem Typen auf der Tanzfläche weggeschubst wurde und du ihn daraufhin angemacht hast, ihr wart kurz vor ‚ner Schlägerei alter, das hat man so gesehen." - „Ach, war das so?" - „Ja, oder, als wir an der Bar das Trinkspiel gespielt haben und Lena den Barkeeper, Sebastian hieß er glaube ich, dazu bringen sollte ihr seine Nummer zu geben. Ich bin fast gestorben." - „Hey T, weißt du... Ich weiß das nicht." - „Was?" - „Von Samstag. Ich weiß nichts." - „Rein gar nichts?", er schüttelte leicht den Kopf. Da kam mir eine Idee. Sie bezog sich auf unser gemeinsames Tanzen Samstag. Seine Reaktion darauf. Ich drehte mich um und sah ihn an, wie er oberkörperfrei an seiner Tasche stand und gerade das T-Shirt, welches er zum Training tragen würde, herausnahm. „Ardy?" Er drehte den Kopf zu mir herum. „Mh?" - „Dann... du weißt wirklich gar nichts mehr?", fragte ich erneut. „T, ich hab doch schon gesagt ich weiß nichts, wieso?" - „Es gibt da so eine Sache, weißt du... Wir haben doch getanzt..." - „Oh... okay." Ich stellte mich in die Mitte des Raumes. „Ardy." Er drehte sich ganz zu mir um, anstatt nur den Kopf zu neigen. Ich sah ihm direkt in seine Augen. „Oh man, ist das stressig. Wüsstest du das noch wäre es sicher einfacher." - „Taddl, wenn ich was wüsste, ich bin nicht Sherlock okay." - „Naja...", ich ging einige Schritte weiter auf ihn zu, er wich nicht zurück. Ich stand schließlich direkt vor ihm und sah etwas auf ihn hinab. Bis eben hielt er den Augenkontakt doch nun sah Ardian hinab, entweder auf mein T-Shirt oder auf seine Hände. „Ardian...", sagte ich leise und legte einen Finger unter sein Kinn. Mit etwas Druck hob ich es an und hob dadurch auch seinen Blick. Ich atmete einmal tief durch. „Wir... also ... du und ich..." - „Taddl...", er forderte mich damit auf weiterzusprechen, zum Punkt zu kommen. „ Wir haben uns geküsst." Ich beobachtete jede Mimik, jede Regung in Ardy's Gesicht, nachdem ich meinen Satz ausgesprochen hatte und sah genau das, was ich erwartet hatte. Seine Augen weiteten sich. „Wir... haben..." - „Ja... irgendwie... also. Ungefähr so." Ich senkte meinen Kopf in Richtung von Ardy's, spürte seinen angestrengten Atem auf meinen Lippen, bevor seine und meine sich aufeinander legten. Es war ein kurzer Kuss. Nicht zu vertieft, flüchtig. Als ich mich entfernte stand Ardy einige Sekunden wie erstarrt an der selben Stelle. Ich drehte mich um, als sei nichts gewesen, schloss meine Schranktür und ging in Richtung Trainingsraum. Selbst wenn ich es nur gespielt hatte und genau diese Reaktion von Ardy's Seite mir bewusst gewesen war, es hatte auch mich ein wenig aus der Bahn geworfen. Um mich auf andere Gedanken zu bringen konzentrierte ich mich auf die Choreographie, die zu proben war. „Kommst du Ardian? Wir müssen trainieren."
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Ja guuuuut, ich hoffe ihr hasst uns nicht zu sehr. Ich bin beim Schreiben schon gestorben.
Bis zum nächsten Kapitel!
Tüdelü
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Tj_BEASTBOY {slow updates}
ФанфикThaddeus Tjarks, eher bekannt als Tj_BEASTBOY in seiner Arbeitswelt, ist Stripper von Beruf, und nimmt das ziemlich ernst. Striptease ist nämlich weitaus mehr, als nur gut aussehen und ein wenig Hüftschwung. Nur scheint das der Neuzugang Ardian nich...