Im Taxi war es still. So still, dass ich das leise Brummen des Motors hören konnte, während wir durch die dunklen Straßen fuhren. Kara saß neben mir und keiner von uns sagte ein Wort.
Ich wagte es nicht, ihn anzusehen. Stattdessen starrte ich aus dem Fenster, meine Hände fest ineinander verschränkt, um das Zittern zu unterdrücken.
Kara war ruhig, fast unheimlich entspannt. Ich konnte seinen Blick spüren, als würde er jede meiner Bewegungen analysieren.
Die Fahrt zog sich ewig hin, obwohl es wahrscheinlich nur zwanzig Minuten waren. Als wir schließlich ankamen, öffnete Kara die Tür, ohne ein Wort zu sagen und ich folgte ihm.
Ich stand unsicher im Eingangsbereich, während Kara seine Jacke ablegte und in die Küche verschwand.
"Setz dich", sagte er, seine Stimme klang fast beiläufig.
Kurze Zeit später kam Kara mit zwei Tassen zurück. Der Duft von Kräutertee erfüllte die Luft, als er eine Tasse vor mich auf den kleinen Couchtisch stellte.
"Ich dachte, das könnte helfen", sagte er und saß sich neben mich hin.
Kara hob seine Tasse an, aber ich bemerkte sofort, wie seine Hand leicht zitterte. Es war ein kaum merkliches Zittern, aber genug, dass es mir auffiel. Ich öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch in genau diesem Moment ließ er die Tasse fallen.
Das Klirren des Porzellans auf dem Boden riss mich aus meinen Gedanken. Ich zuckte zusammen, während der Tee sich auf dem Teppich und Karas Kleidung ausbreitete.
"Kara!" rief ich, erschrocken. "Alles okay?"
Er sah auf die nassen Flecken an seinem Pullover hinunter. "Ich weiß nicht. Es tut mir leid." Seine Stimme klang rau, fast brüchig.
"Bleib sitzen, ich hole einen Lappen."
Ich sprang auf und rannte in die Küche, öffnete schnell die Schublade, in der die Lappen lagen und schnappte mir einen. Karas Verhalten ließ mir keine Ruhe. Warum zitterte er plötzlich so? Ich versuchte, die Gedanken beiseitezuschieben, während ich zurück zum Wohnzimmer eilte.
Als ich wiederkam, kniete ich mich direkt neben die Pfütze. Der heiße Tee hatte einen Teil des Teppichs durchweicht, und Karas Kleidung war ebenfalls durchnässt. "Das ist überall", murmelte ich und begann, den Fleck aufzutupfen.
"Es tut mir so leid, Ayla", sagte Kara und klang dabei ehrlich schuldbewusst. "Ich weiß nicht, was los ist."
"Mach dir keine Gedanken", sagte ich, ohne aufzusehen. "Sowas kann passieren."
"Ich ziehe mich nur schnell um, okay? Trink du in der Zwischenzeit deinen Tee. Ich habe ihn extra für dich gemacht."
Er wartete nicht auf eine Antwort, sondern stand auf und ging.
Ich blieb zurück und sah auf meine Tasse. Der Dampf stieg auf. Meine Finger strichen über den Rand der Tasse. Ich hob die Tasse an meine Lippen und hielt kurz inne. Der Gedanke, dass irgendetwas nicht stimmte, flackerte noch einmal auf, doch ich schob ihn beiseite.
Kara kam nach einigen Minuten wieder zurück ins Wohnzimmer, nur mit einer Jogginghose bekleidet. Ich hob den Blick, und für einen Moment blieb mir die Luft weg.
Mein Atem ging stoßweise und ich zwang mich, wegzuschauen, mich auf etwas anderes zu konzentrieren – auf den Tisch, die Tasse, irgendetwas außer ihm. Doch es half nichts. Sein Blick brannte sich in meine Haut, zog mich zu ihm hin, als würde er mich kontrollieren.
"Was... was ist das?" Meine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.
Kara stand nur da und betrachtete mich. "Nichts, worüber du dir Sorgen machen musst", sagte er leise, seine Stimme beruhigend, aber mit einem Unterton, der mich frösteln ließ. "Es hilft dir, deine Gedanken zu klären."
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GRENZENLOSE HINGABE
Mystery / Thriller»Was willst du?!« schrie ich Ihn verzweifelt an. Mit jedem Schritt seinerseits ging meine Atmung nur noch stoßweise. »Dich.« raunte er und strich mir eine Haarsträhne hinters Ohr... ꧁꧂ Wie weit würdest Du für deine Schwester gehen? Wärst Du bereit...