3. Unverzichtbares Angebot

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Gegenwart

»Was machst du hier?!« Ich fand meine Stimme wieder und fauchte ihn sofort an. Seine Augen schauten mir gefühlt in die Seele. Auch verstand ich nicht, warum er mich so schief angrinste.

»Deine Schwester hat früher gehandelt als ich und die Arbeit für mich erledigt.« Sprach er mit Belustigung und ich? Ich war verstörter den je, als ich seine Worte verarbeitete. In mir bereitete sich eine Übelkeit. Er wollte Halil umbringen... Ich gab ihm, meine Hand bei unserer Begegnung. Wenn ich jetzt darüber nachdachte, konnte er meine Hand ohne Gnade brechen oder sogar noch schlimmeres, woran ich allerdings nicht mehr einen Gedanken verschwenden wollte.

»Bunalmışken çok tatlısın.«
[Du bist süß, wenn du überfordert bist.]

Ich versuchte seine Aussage so gut es geht zu ignorieren, doch erst recht wurde ich überfordert. Mit langsamen Schritten ging ich an ihm vorbei und betrachtete Halil. Ich bemerkte erst jetzt wie unordentlich das Wohnzimmer war. Die Glasscherben seiner lieblings Vase lagen kaputt auf dem Boden, die Kissen quer durch den Raum und selbst der Teppich war verrutscht.  Der Gedanke, dass er meine Schwester anfassen wollte... Ich schloss meine Augen und versuchte mich zu beruhigen, aber meine Hand ballte sich wie von selbst und meine Nägel drückte ich in meine Handfläche.

Das Gefühl zu Ersticken überkam mich wieder einmal und schon im nächsten Moment spürte ich die Tränen meine Wangen entlang fließen. Es waren nicht Tränen der Traurigkeit, sondern Tränen der puren Wut. In mir entfachte sich ein Feuer. Ich wollte am liebsten einen Messer nehmen und ihn in seine Brust stechen, trotz dass Halil schon tot war.

Auf einmal spürte ich eine kalte Hand um meine Faust und Kara's plötzliche Berührung unterbrach meine Gedanken.

»Hak ettı ölmeye.«
[Er hat es verdient zu sterben.]

Verblüfft wanderte mein Blick auf sein Gesicht und ich konnte nicht entziffern, was er im Moment dachte.

»Was wird jetzt mit Halil's Leiche? Du wirst doch nicht Asya verraten, oder?!«
Mit Bemühung versteckte ich meine Angst und wartete mit Herzrasen auf seine Antwort.

»Ich werde sie nicht verraten, aber ich erwarte auch eine Gegenleistung...«

»Was willst du?!« schrie ich ihn doch dann verzweifelt an. Plötzlich kam er mir immer näher und mit jedem Schritt seinerseits ging meine Atmung nur noch stoßweise.

»Dich.« raunte er und strich mir eine Haarsträhne hinters Ohr...

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