Kapitel 15

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Wir erreichten die Arena, wo sich bereits die ganze Truppe versammelt hatte, darunter erkannte ich auch MacKenzie und Mitchie, alle in Zivil gekleidet. Randy stand in der Mitte. Sein Cowboyhut warf einen langen Schatten über den staubigen Boden. An seiner Seite befand sich Casey mit einem Thermobecher Kaffee in der Hand. Randys kleine Gestalt ging fast zwischen den anderen unter, dafür übertönte seine hohe Stimme alle.

„Okay, Leute, sammelt euch! Ihr kennt alle unsere Neuen, Mary, Oti und Fox? Mary reitet in der Eröffnungsparade mit und wir werden sehen, was wir noch für eine Rolle für sie finden. Oti und Fox werden als Lakotajäger an der Büffeljagd teilnehmen und natürlich bei der Kavallerie-Szene mitwirken."

„Ist es wirklich klug, den Neuen gleich zwei Nummern zu geben?", fragte Mitchie. Ich konnte ihm sein Misstrauen nicht verübeln; er hatte schließlich seine Erfahrungen mit Thokalas Impulsivität gemacht. „Vielleicht sollten sie sich erst mal in einer Statistenrolle beweisen."

Randy zog die Brauen zusammen. „Und das ganze Potential ungenutzt lassen? Die beiden sind zwar noch ungeschliffene Diamanten, da gebe ich dir recht, aber das kriegen wir schon hin."

„Die verstehen doch nicht mal Englisch. Wie sollen wir mit ihnen proben?", mischte sich MacKenzie ein, der den Captain der Soldaten spielte. Immer mehr Stimmen wurden laut, aber am Ende blieb Randy der Boss und die anderen mussten es so hinnehmen.

„Also gut, beginnen wir mit der Kavallerie-Nummer. Casey hat die Choreografie überarbeitet und wird euch gleich in den genauen Schlachtplan einweihen, damit Oti und Fox ein paar ihrer Stunts vorführen können. Mary, du kannst erst mal als Lakota-Frau verkleidet mitspielen und dabei helfen, die Zelte abzubauen. Der Rest bleibt wie gehabt", beendete Randy seine Ansprache.

Casey ergriff das Wort. Er hatte ein Whiteboard geholt, auf dem die Arena schematisch dargestellt war. Mit Kreuzen, Pfeilen und Strichlinien zeichnete er die Bewegungen der Soldaten und der indianischen Krieger auf.

Ich hatte alle Mühe, seine schnellen Erklärungen an Ohitika und Thokala weiterzugeben. Sie runzelten die Stirn, nickten aber, als ich sie fragte, ob sie alles verstanden hätten. Ob sie sich im Eifer des Gefechts an den Ablauf halten würden, konnte ich nicht sagen.

Danach sollte die Szene mit Pferden und Requisiten, aber noch ohne Kostüme einmal nachgestellt werden. In dem Korral, der sich direkt an die Arena anschloss, hatte Cal die Showpferde bereit gestellt. Für die Soldaten waren sie gesattelt und gezäumt, die Indianerpferde waren ausschließlich mit Decken und Führseil ausgestattet.

Cal lächelte mir freundlich zu, während er Ohitika sein Pferd überreichte, eine kleine, kräftige Stute mit sattgoldener Fellfarbe, ähnlich den Mustangs, wie die Lakota sie normalerweise ritten. Sie hatte augenscheinlich Temperament, stampfte und schnaubte aufgeregt. Ohitika begrüßte sie mit leisen Worten und legte eine Hand auf ihre Nase, bis sich das Tier beruhigt hatte. Dann ließ es sich von ihm ohne Probleme in die Arena führen.

Cal nickte anerkennend. „Er hat ein Händchen für Pferde."

„Allerdings. Werde ich auch ein Pferd bekommen?", fragte ich.

„Du sollst doch in der Eröffnungsparade mitreiten, nicht wahr? Komm später mal rüber, dann suchen wir ein passendes Pferd für dich aus. Ich hab da schon eines im Kopf."

„Danke", sagte ich und folgte Ohitika und Thokala.

Die Probe begann und ich fand mich inmitten des nachgebauten Lakota-Dorfes wieder. Die Leinwand-Tipis fühlten sich falsch an, zu glatt, zu neu, und auch ich fühlte mich deplatziert mit meinen rotblonden Haaren und der hellen Haut. Würde man mich nicht als Weiße erkennen, selbst wenn ich eine Perücke trug und geschminkt war? Aber auch die anderen Frauen hatten nicht alle echte schwarze Zöpfe. Auf die Distanz würde es wahrscheinlich niemandem auffallen.

Plötzlich Indianer - Teil 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt