Kapitel 16 - POV Ardy

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Ein Tag ist es her, seit dem Micha Felix von der Laden getötet hat. Direkt danach haben wir den Befehl bekommen, für ein paar Tage zu ruhen und dann am östlichen Ende der Arena uns auf die Lauer zu legen. Unser nächstes Ziel: Manuel Büttinger.
Es wird nicht leicht, er ist zielstrebig, diszipliniert und strategisch gut, aber es ist zu schaffen.
Wir haben uns wieder in unseren kleinen Unterschlupf zurück gezogen. Ich esse gerade ein paar Beeren, während Zombey uns das Feuer für die bevorstehende Nacht vorbereitet.
Mittlerweile ist es Nachts ziemlich kalt, im Vergleich zum Anfang um die 10 Grad kälter. Seltsam, aber damit kann man leben.
Irgendwie bin ich froh, dass wir Manuel töten müssen. Ich hasse den Kerl. Warum? Das weiß ich selbst nicht genau. In meinem Unterbewusstsein ist irgendetwas verankert, dass mich ihn hassen lässt. Eigentlich empfinde ich für unsere Opfer keine Gefühle, weder Hass noch Liebe, da ich diese Menschen auch nicht kenne, dennoch hasse ich Manuel. Ein Grund mehr ihn umzubringen. "Was grinst du denn so?", fragt Zombey lachend. "Ich freue mich auf unser nächstes Opfer..."
Wir lachen und ich bemerke immer mehr, wie sehr ich mich nach dem Drang jemanden umzubringen sehne und förmlich danach dürste, das Blut des Opfers an meinen Händen zu spüren und den Sieg kosten zu können.
Ich zittere schon vor Aufregung und muss lächeln.
Ich wurde zu einem Psycho gemacht.
Und ich liebe es.
Auch Zombey kann sein dauerhaftes, verrückt erscheinendes Lächeln nicht zurückhalten. "Ich halte zuerst Wache. Ich wecke dich später", sagt er nach einiger Zeit. Ich nicke stumm und lege mich schlafen.
Zuerst schließe ich meine Augen und denke einfach an nichts, nur daran wie ich am besten Manuel töten kann. Doch dann überkommt auch mich der Schlaf und ich sinke in einen leisen Traum...

Er sieht mich mit seinen wunderschönen blauen Augen an. Nur noch wenige Zentimeter trennen mich von seinem wunderschönen Gesicht. Nichts könnte den folgenden Augenblick zerstören, der mein Leben verändern wird, wenn sich unsere Lippen endlich treffen. Wenige Zentimeter, wenige. 5cm...3cm...1cm...Jetzt...
Plötzlich klingelt sein Handy. Seine Lippen schmücken die Worte: "Sorry...ich muss da ran."
Die wenigen Millimeter, die mich gerade eben noch von seinen Lippen getrennt haben, verwandeln sich in schnelle Schritte, in denen er "Hi, Manu, was gibt's?", in sein Handy spricht und daraufhin Wild anfängt zu lachen. Wieder einmal hat Manu mir meine Chance, Taddl näher zu kommen, versaut. Jetzt lacht er mit ihm rum. Brudi hin oder her, die Beiden sind eh beste Freunde. Die immer mit ihrem "GLPäddl". Das nervt.
Nach einiger Zeit des innerlichen Aufregens meinerseits, kommt Taddl aus der Küche zurück und steckt noch halb lachend sein Handy weg. Ich schlucke den Ärger über Manu runter und lächele ihn an.
"Willst du später mit mir ins Kino gehen?", frage ich ihn, in der Hoffnung, etwas mit ihm ALLEIN, ohne irgendein Manu, machen zu können. "Ne, Sorry, Ardy. Hab Manu versprochen mit ihm Smash aufzunehmen...morgen vielleicht?"
Aus mir kommt nur ein leises "Okay" bevor ich mich in mein Zimmer verkrümel.
Ich hasse Manuel so. Er nimmt mir meinen Taddl weg. Insgeheim steht er doch auf ihn! Von wegen #zomger.
Ich hasse ihn so. Manchmal würde ich ihn am liebsten umbringen. Irgendwann, eines Tages, werde ich es ihm heimzahlen.
Aus dem Nebenzimmer höre ich wieder Gelächter und ein "Ach, Manu, was würde ich nur ohne dich machen, mein Süßer?" mit einer verstellten Stimme die aus Taddls Kehle klingt.
Ich werde es Manu heimzahlen. Dann wird Taddl sehen, wie sehr er MICH braucht.
MICH kennt.
MICH liebt.
Irgendwann.

Michael reißt mich unsanft aus meinem Schlaf. Der komische Traum, mit Personen die ich nicht einmal kenne und mit einer anderen Persönlichkeit in mir, liegt immer noch starr in meinen Gliedern. Ich setze mich auf, strecke mich und nicke Micha kurz zu, ein Zeichen, dass ich jetzt die Wache übernehme, und setzte mich an den Rand der Höhle.
Das Mondlicht fällt in mein Gesicht und bringt meine Augen zum Glänzen.
Der Mond ist unnatürlich groß und weiß.
Ich starre in den Wald hinein.
Noch beim nächsten Mondaufgang wird Manuel tot sein.
Ich werde ihn mit meinen eigenen Händen umbringen.
Da ich mich nach Blut dürste.
Danach, dass ich endlich seinen leblosen Körper am Boden sehe.
Manuel.
Du bist dran.

Trouble in Terrorist TownWo Geschichten leben. Entdecke jetzt