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Eriks Sicht:

Erschöpft griff ich mir an die Stirn, spürte, wie die Sonne auf mein Gesicht herabstrahlte. Mein Kopf schmerzte höllisch und gab mir das Gefühl, jeden Moment zu explodieren. Ich traute mich nicht, meine Augen zu öffnen, hatte zu viel Angst vor dem grellen Licht, dass meine Kopfschmerzen nur verschlimmern würde. Ohne mich viel zu bewegen versuchte ich meine Bettdecke über mein Gesicht zu ziehen. Binnen weniger Sekunden wurde es wieder dunkler, weswegen ich erleichtert ausatmete. Die Müdigkeit überfiel mich langsam wieder und machte es mir schwer, länger wach zu bleiben. Meine Hände strichen über das weiche Material des Spannbetttuchs, bevor sie von etwas anderem gestoppt wurden. Mein Herz schien mir in meine Hose zu rutschen, als ich meine Augen öffnete. Verwirrt starrte ich auf meine Finger, die nur knapp neben einem schlafenden Mädchen gestoppt hatten. Meine Augen wanderten von ihrem Körper, der in schwarzer Unterwäsche steckte, zu meinem. Erschrocken kniff ich meine Augen zusammen. Das durfte nicht wahr sein. Das konnte einfach nicht wahr sein. Ich lag zusammen mit einem unbekannten Mädchen in meinem Bett, halbnackt, was mich darauf schließen ließ, dass wir nicht nur hier gelegen haben und Däumchen gedreht haben. Ich hatte mit einem fremden Mädchen geschlafen. Oder?

Panisch entfernte ich die Bettdecke von meinem Gesicht und versuchte zu erkennen, wer neben mir lag. Die blonden Haare fielen ihr in ihr Gesicht, was das alles ziemlich schwer machte. Verdammt. Was war nur los mit mir? Warum hatte ich so viel trinken müssen? Vorsichtig griff ich nach einigen ihrer Haarsträhnen und strich sie ihr aus dem Gesicht. Ihre Wimpern ruhten auf ihren Wangen und erst, als ich die letzte Haarsträhne entfernt hatte, erkannte ich, wer neben mir lag. Ich sog die Luft scharf ein und schloss meine Augen. Was habe ich getan? Warum hatte ich ein unschuldiges Mädchen mit zu mir genommen? Warum ausgerechnet sie? Warum ausgerechnet die Enkelin der Hotelbesitzer? Panisch versuchte ich meine Gedanken zusammen zu suchen, zu ordnen, wie es dazu kam, allerdings konnte ich mich nur noch daran erinnern, wie wir in diesen Club gegangen waren. Du bist ein verdammter Widerling, Erik Durm.

Ich zuckte zusammen, als sich das Mädchen neben mir bewegte. Was sollte ich ihr sagen? Immerhin hatte sie mir vertraut, während ich ihr Vertrauen schamlos ausgenutzt hatte. Meine Augen ruhten auf ihr, sie streckte sich ausgiebig, bevor sich ihre Augen langsam öffneten. Ihre Hand ruhte auf ihrer Stirn, fast so, als würde sie mich gar nicht bemerken. Erst als sie sich langsam aufrecht hinsetzte, fiel ihr Blick auf mich. Es dauerte einen Moment, bis sie realisierte, dass sie nicht alleine in diesem Zimmer war. Erschrocken riss sie ihre Augen auf, während sich ihre Wangen in ein leichtes Rot färbten. ''W-was?'' Sie schluckte schwer, bevor sie ihre Augen schloss. ''W-was.. uhm.. Was machst du hier?''

Meine Augen wanderten über ihr Gesicht. Sie sah so panisch aus, dass es mir fast mein Herz zerriss. ''Ich wünschte, ich hätte eine Antwort darauf.'', murmelte ich und strich mir durch meine Haare, bevor ich den Blickkontakt brach. Erst, als ich ein leises Wimmern wahrnehmen konnte, wanderten meine Augen wieder zu Becca, die mittlerweile ihre Beine an ihren Körper gezogen hatte. Weinte sie? Unschlüssig, was ich tun sollte, rutschte ich etwas näher zu ihr und legte vorsichtig einen Arm um sie, ließ ihr somit immer noch die Möglichkeit, meine Hand weg zuschlagen, wenn ihr der Körperkontakt nicht recht war.

''H-haben wir...?'' Ihr Schluchzer unterbrach sie, bevor ihr einige Tränen die Wangen hinunter kullerten. Mein Herz zerbrach in tausend Teile. Wie konnte ich nur so ein Idiot sein? Wie? Ich war doch sonst nicht so, hatte mich doch auch mit Alkohol unter Kontrolle. Wieso musste ich ausgerechnet bei ihr schwach werden? Sie hatte das nicht verdient.

Ich strich ihr beruhigend über ihren Rücken, während ein weiterer herzzerreißender Schluchzer ihre Kehle verließ. ''Ich weiß es nicht, Becca.'', flüsterte ich, woraufhin ihr Weinen etwas lauter zu werden schien. Ich hatte mir von Anfang an vorstellen können, dass sie Jungfrau war, wollte sie von all den betrunkenen Kerlen, die sowieso nur das eine wollten, fern halten und wurde plötzlich selbst zu einem Kerl dieser Sorte. Warum? Mein Daumen zeichnete kleine Kreise auf ihrem Rücken, ich versuchte sie so zu beruhigen, doch als ich dachte es fast hinbekommen zu haben, klopfte es an der Tür. Erschrocken entfernte sie sich von mir. Bevor wir irgendwie reagieren konnten öffnete sich die prachtvolle Holztür und eine junge Frau betrat den Raum. Ich rührte mich nicht, starrte auf den plötzlich erschienenen Gast. Die Augen der jungen Frau waren geschockt, bevor sie sich umdrehte.

''E-es..'' Sie räusperte sich. ''Es tut mir leid. Ich wollte Ihnen nur sagen, Rebecca, das Ihr Frühstück bereit steht. S-soll ich für eine weitere Person decken?'' In Becca's Augen standen noch immer die Tränen, als sie zu mir schaute.

''Danke Sofie.'' Ihre Stimme war brüchig, sie klang wie ein kleines Mädchen, dass etwas schlimmes begangen hatte. ''Wollen Sie nicht auch mit uns essen?'', fragte sie etwas kleinlaut, woraufhin sich die junge Frau wieder zu ihr drehte und sie weich anlächelte. Kurz darauf schüttelte sie ihren Kopf.

''Danke, ich habe schon gegessen.'', antwortete sie, bevor ihre Augen zu mir wanderten. ''Ich bitte nochmals um Entschuldigung.'' Danach verschwand sie wieder aus dem Zimmer und ließ die große Tür in ihr Schloss fallen. Zwischen Becca und mir herrschte eine Zeit lang stille, jeder schien in seinen eigenen Gedanken zu sein, bevor ich aus dem Bett kletterte und meine Sachen zusammen suchte.

''D-du bleibst doch noch zum Essen, oder?'' Ihre Augen strahlten mich an, obwohl ihre Gefühlslage wohl anders zu sein schien. Ich lächelte sie leicht an, was sie etwas rot werden ließ, bevor ich nickte.

''Gerne.''

19/08/2015

MarriedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt