thirty one

619 25 1
                                    

Es verschlug mir fast die Sprache, als wir endlich bei den Frauen ankamen. Alle Blicke waren auf Cathy und mich gerichtet - wobei ich davon ausging, dass die Aufmerksamkeit der Fünf alleine mir galt. ''Da bin ich wieder und - wie angekündigt - mit Rebecca.'', meinte Cathy und griff nach meiner Hand, die sie kurz darauf aufmunternd drückte.

Ein kleines Lächeln huschte über mein Gesicht. ''Hey ihr.'' Innerlich betete ich, dass das Treffen nicht so klischeehaft ausfallen würde, wie in diesen ganzen Teenie-Dramen, in denen die Ex-Freundinnen immer gleich handgreiflich wurden, allerdings schienen meine Gebete nur teilweise angekommen zu sein. Die Frau, die ich als Vanessa identifizierte, gab einen herablassenden Ton von sich, bevor sie sich wieder dem Training zuwandte. Mein Selbstbewusstsein sank um einiges, was erst aufhörte, als ich ein kleines Lächeln von einer wirklich hübschen Blondine wahrnahm, die zu den Frauen gehörte, die sich um Vanessa versammelt hatten. Mein Blick wanderte kurz darauf wieder zu Cathy, die leicht mit ihren Schultern zuckte und mich dazu brachte, dem Training zu zuschauen, dass schon längst begonnen hatte. Geschickt stellte sie sich zwischen Vanessa und mich, sodass auch bloß nichts passieren würde, allerdings schirmte mich diese kleine Entfernung nicht von den Worten ab, die ihren Mund einige Momente später verließen sollten.

Während des Trainings verlief alles ziemlich ruhig, wir redeten alle nicht, konzentrierten uns lieber auf die Spieler. Meine Aufmerksamkeit galt Erik, der mir in den letzten Minuten allerdings keinen Blick zugeworfen hatte. Er schien sich viel zu stark auf die Einheiten zu konzentrieren. Mitbekommen, dass seine Ex-Freundinnen nur einige Meter von mir entfernt stand, hatte er aus diesem Grund wohl auch noch nicht. Als die Dortmunder, nachdem sie sich um die Fans gekümmert hatten, in den Umkleidekabinen verschwanden, wurden die Gespräche um mich herum immer lauter. Einige Male schien ich meinen Namen zu hören, allerdings so geschickt verpackt, dass ich erst gar nicht mitbekam, in welchem Zusammenhang sie ihn verwendeten. Erst, als diese Vanessa das Wort ergriff, lenkte sie meine Aufmerksamkeit auf sich. ''Rebecca! Ich würde mir an deiner Stelle wirklich Gedanken machen, ob du überhaupt gut genug für Erik bist.'' Ich musste schlucken, als die gehässigen, grünen Augen auf meine blauen trafen. Ein selbstgefälliges Grinsen hatte sich auf ihrem Gesicht gebildet. ''Ich weiß, bei was Erik schwach wird und scheue mich nicht davor, diese Tricks zu meinen Gunsten zu verwenden.''

''Vanessa, das wird kindisch.'', mischte sich Cathy ein, woraufhin auch sie einen abwerteten Blick erntete. ''Zwischen Erik und dir ist es aus. Er liebt mittlerweile Becca - du bist abgeschrieben, find dich damit ab!''

''Na ja, ich wäre mir damit nicht so sicher, dass ich vollkommen abgeschrieben bin, Cathy.'' Ihr Blick wanderte wieder zu mir, woraufhin ich mich in diesem Moment fragte, wie Erik mit sowas mal zusammen sein konnte. Sie war hübsch, keine Frage, aber in ihren Augen lag so viel Kälte, so viel Hass. Wie konnte man sich in solch eine Frau verlieben?

''Wie meinst du das denn schon wieder, Vanessa?'', fragte Cathy genervt und verdrehte die Augen. Gerade jetzt war ich ihr dankbar, dass sie sich auf meine Seite schlug, denn immer, wenn ich etwas sagen wollte, schien meine Stimme zu versagen. Die kalten, grünen Augen lagen immer noch auf mir, bevor sie ihre Tasche schulterte.

''An deiner Stelle würde ich mir wirklich Gedanken darum machen, warum Erik gestern ziemlich spät vom Training zurück gekommen ist.'', meinte sie und ging ohne ein weiteres Wort an mir vorbei. Mein Herz schien erneut in tausend Teile zu brechen, während ich schwer schlucken musste, um meine Tränen, die schon in meinen Augen brannten, zurück zuhalten. Erik war bei ihr? Bei Vanessa? Mit jedem Atemzug schien mein Herz zu schmerzen, weswegen ich versuchte, so wenig wie möglich zu atmen. Erst, als Cathy wieder nach meiner Hand griff, versuchte ich mich wenigstens etwas zu beruhigen. Ich wollte stark wirken, nicht in Tränen ausbrechen. Der Schmerz, der sich allerdings langsam aber sicher in jede Faser meines Körpers schlich, ließ dies aber fast schon unmöglich sein.

Erschrocken zog ich die Luft ein, als sich zwei Arme um mich schlangen. Das bekannte Parfüm war zu riechen, bevor mir Erik einen Kuss auf meine Wange gab. Ich spürte, wie ich langsam begann zu zittern. Die Nähe zu ihm tat so weh und war zugleich unglaublich schön. Er hatte was mit seiner Ex. Der Satz von Vanessa spukte durch meinen Kopf. Er liebte mich nicht. Wenn ich nicht wäre, wäre er wieder mit Vanessa zusammen. Ich war ihm im Weg. ''Du zitterst... ist dir kalt?'' Ohne auf meine Antwort zu warten, zog er mich noch näher zu sich. Seine Körperwärme schoss durch meinen Körper, was in mir unglaubliche Traurigkeit auslöste.

Mein Blick wanderte zu Cathy, neben der Mats mittlerweile stand. Sie schien zu bemerken, wie es mir ging - wahrscheinlich auch, weil sie das Gespräch mitbekommen hatte. Um sie allerdings auf andere Gedanken zu bringen, lächelte ich ihr kurz gezwungenermaßen zu, bevor ich mich umdrehte und mit Erik zusammen wieder zu seinem Auto lief. Alles, was um mich herum geschah, ließ ich ohne mich zu wehren über mich ergehen. Es kam mir vor, als wäre ich wirklich in einer dieser vielen Teenie-Dramen - und ich war das naive, kleine Mädchen, dass auf Arschlöcher ansprang. Ich war so dumm... Wie konnte ich glauben, dass Erik mich liebte, wenn er tausende von viel hübscheren Mädchen abhaben könnte. Wieso hatte ich mich auf sowas überhaupt eingelassen?

''Becca? Ist alles in Ordnung? Du bist ja völlig neben der Spur!''

MarriedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt