Nach einigen Minuten jedoch tat sich immer noch nichts. Meine Mutter hatte versucht, mich immer wieder in ein Gespräch zu verwickeln, was ich allerdings immer nur mit einem Kopfschütteln kommentierte. Mittlerweile hatten wir Karten bekommen, auf denen Gerichte standen, von denen ich noch nie etwas gehört hatte. Allerdings wollte ich nichts bestellen. Ich wollte einfach wissen, was in Erik gefahren war. ''Erik? Können wir kurz reden?'' Seine Augen trafen auf meine und ich musste mich in diesem Moment wirklich beherrschen, dass meine Wut nicht doch irgendwie verflog. ''Jetzt!'' Ich stand auf, hörte die Schritte hinter mir und bewegte mich auf die Toiletten zu. Meine Hand griff nach Erik's, sodass ich ihn in die Frauentoilette ziehen konnte. In dem Moment war mir egal, das hier durchaus noch andere Frauen waren. ''Was soll das?''
''Ich habe eigentlich nur deine Großeltern eingeladen, weil ich wusste, wie sehr du an ihnen gehangen hast.'' Erik konzentrierte sich, nur auf mich zu schauen. Wahrscheinlich, weil er nicht wie ein Stalker wirken wollte, der Frauen hinterher spioniert. ''Allerdings hab ich zehn Minuten bevor ich dich abgeholt habe den Anruf von ihnen bekommen, dass sie deine Mutter ebenfalls mitgebracht haben. Eben mit der Begründung, dass sie dich ebenso vermisst hat und sich mit dir aussprechen will. Mir war das überhaupt nicht recht, aber was hätte ich tun sollen? Du hast dich so auf das Essen gefreut.''
''Ich dachte, das würde ein Abend nur für uns zwei werden... Deswegen habe ich mich gefreut...'', flüsterte ich und wendete meinen Blick von ihm ab, schaute lieber auf unsere Schuhe. Die Wut war wie weggeblasen. Ich konnte mir genau vorstellen, wie das passiert war. Meine Großeltern waren ziemlich eigensinnig, manchmal fast schon schwierig - trotzdem herzensgute Menschen. ''Aber du hast dir Gedanken gemacht. Und ich hatte meine Großeltern wirklich vermisst.'' Ich schaute ihn wieder an, musste Lächeln. Er allerdings war immer noch ziemlich bedrückt, weswegen ich ihm einen kleinen Kuss auf seine Lippen gab und seine Hand mit meiner verankerte. ''Du kannst ja nichts dafür, Erik... Es ist okay.'' Bevor irgendeine der Frauen hier drin sauer werden konnte, zog ich ihn aus dem Raum, wieder zu dem Tisch, an dem sich mittlerweile auch meine Großeltern befanden. Freudestrahlend kam meine Oma auf mich zu, schloss mich in ihre Arme. Sie schien fast schon erleichtert zu sein, mich endlich wieder zu sehen, weswegen ich die Umarmung einfach erwiderte. Auch mein Opa begrüßte mich mit einer Umarmung, bevor ich mich endlich wieder hinsetzen konnte.
Das Essen verlief recht ruhig und ich hatte festgestellt, dass sich meine Mutter gewaltig verändert hatte. Sie schien sich teilweise wirklich um mich zu sorgen, war immer sehr vorsichtig, bevor sie mich was fragte oder generell irgendwas sagte. Auch ihre Begleitung war erstaunlicherweise ganz in Ordnung. Mir war klar, dass das auch nur eine Phase sein konnte, um mich wieder in ihren Bann zu ziehen, allerdings fühlte ich mich das erste Mal seit langem wieder wohl in der Nähe meiner Mutter. Erst, als das Gespräch auf meinen Vater gelenkt wurde, schien sich jeder Muskel in mir anzuspannen. ''Wir haben deinen Vater übrigens rausgeschmissen. Er hat uns, nachdem wir die erste Zeit fieberhaft versucht hatten, dich aufzufinden, gesagt, was passiert ist.''
''Und ich lebe mittlerweile auch in Scheidung mit ihm. Ich habe ihm gesagt, was passiert ist... Und wenn Thomas nicht dabei gewesen wäre, hätte er mich wahrscheinlich ebenfalls angegriffen.'', flüsterte meine Mutter, nachdem sie einen Schluck von ihrem Wein genommen hatte. Ihr Lover griff beruhigend nach ihrer Hand. ''Ich verstehe nicht, wie sehr ich mich in ihm täuschen konnte. Es tut mir leid, Rebecca, ich hätte dir das nicht zumuten sollen.''
''Was?'', fragte ich verwirrt. Hatte sie sich gerade bei mir entschuldigt? Ich hatte noch nie wirklich mitbekommen, dass diese Wort ihren Mund verließen. Das hier schien eine Premiere zu sein.
''Alles.'' Es sah fast schon so aus, als hätte sie Tränen in den Augen. ''Es tut mir leid, dass du nie wirklich Kind sein durftest, dass ich so wenig für dich da war. Es tut mir leid, dass ich dich belogen und hintergangen habe. Es tut mir einfach leid, dass ich nie wirklich eine Mutter für dich war.'' Mein Hals schnürte sich zu, als sie mich gequält anlächelte. Erst dann wendete sie sich Erik zu. ''Und es tut mir leid, dass ich mich einfach eingeladen habe. Sie haben sich für meine Tochter sicherlich was anderes vorgestellt.'' Dann, ohne auf eine Antwort zu warten, schaute sie zu ihrer Begleitung. ''Wir gehen dann jetzt auch.'' Beide standen fast zeitgleich auf, verabschiedeten sich von uns, bevor sie aus dem Restaurant verschwanden. In meinem Kopf spielte gerade alles verrückt, weswegen ich jetzt auch nicht mehr wirklich nachdachte, aufsprang und meiner Mutter hinterher rannte.
Sie hatte sich bei mir entschuldigt. Für alles. Das war doch der richtige Weg eine Mutter zu werden.
Ich stieß die Tür auf und erkannte die Beiden, die gerade an einem Auto standen. Ich hüpfte die Treppe nach unten und fiel der blonden Frau um den Hals. Tränen standen mir in meinen Augen, als sie ihre Arme ebenfalls um mich legte. ''I-ich hab dich vermisst.'', gab ich zu, woraufhin ihre Umarmung fester wurde. Fast so, als suchte sie Halt - als würde sie sonst gleich umfallen. ''Du darfst mir mein Verhalten nicht übel nehmen, Mama. Ich war einfach nu so... verletzt. Ich dachte du würdest mich austauschen wollen, weil ich nicht so war, wie du es dir vorgestellt hast.'' Die Tränen liefen mir nun über meine Wangen, als sich meine Mutter etwas von mir entfernte. Ihre Daumen strichen die Wassertropfen weg, bevor sich ein kleines Lächeln auf ihrem Gesicht bildete.
''Das würde ich nie, Becca. Du bist mein Kind! Und ich bin so stolz auf dich. Ich liebe dich!''
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Achtung, Kitsch 👅👅👅😂 RebiBecca hasst mich deswegen 😂👏🏽

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Married
FanfictionLas Vegas, Sommer und aufregende Nächte. Was für die Amerikanerin Becca ziemlich normal ist, lässt das Herz des deutschen Fußballspielers Erik Durm schneller schlagen. Die vielen bunten Lichter, das wundervolle Wetter, die neuen Kulturen. All das be...