''Weiß nicht, ich glaube ich fände die Fähigkeit nicht sehr toll.'' Erik starrte fast schon nachdenklich auf den Weg vor uns, bevor seine Augen auf meine trafen. ''Es gehört doch zu einer menschlichen Beziehung, dass man anhand von Gesichtszügen oder Körpersprache erkennt, was der Gegenüber gerade empfindet.'' Sein Blick fegte über mein gesamtes Gesicht, als würde er wirklich nach etwas suchen, dass ihm zeigte, dass ich Kopfschmerzen hatte. Allerdings vergeblich. Ich verbarg solche Gefühle fast schon automatisch. Die einzige Gefühlsregung, die man in meinem Gesicht ablesen konnte, war, wenn mir etwas peinlich war. Meine geröteten Wangen verrieten mich meistens noch bevor ich selbst realisierte, dass mir die Situation peinlich sein musste. ''Ich denke, das muss ich dir als dein Ehemann wieder beibringen.''
Ich musste grinsen, als er wieder seinen Blick der Straße zu wand. ''Na dann viel Erfolg, Schatz.'' Als Antwort bekam ich ein Glucksen, bevor wir einen anderen Weg einschlugen. Zwar kannte ich die Stadt in und auswendig, war aber noch nie in die Nähe von anderen Hotels gekommen, was mich etwas einschüchtern ließ, als ich das große Hochhaus erblickte, welches sonst immer geschickt hinter all den anderen Gebäuden oder Palmen verschwand. ''Uhm, Erik? Ich glaube, ich warte hier.'', meinte ich und entfernte seinen Arm von meiner Schulter.
Zuerst schien Erik verwirrt zu sein, was sich dann allerdings schnell wieder änderte. ''Nenene, du kommst mit. Wir regeln das gemeinsam. Verstanden?''
''Erik ich kann da nicht rein, die werden mich da bestimmt auch nicht rein lassen.'', murmelte ich und wollte mich auf eine Bank fallen lassen. Allerdings hinderte Erik mich mit einem Griff nach meiner Hand daran. Erschrocken blickte ich ihn an, als er mich neben sich herzog, versuchte meine Hand aus seinem Griff zu entfernen, da es wirklich sehr danach aussah, als wären wir ein Pärchen - und das durfte, wie gesagt, keiner wissen. ''Erik, lass mich los.'', flüsterte ich, woraufhin sich ein Grinsen auf seinem Gesicht bildete.
''Becca, wir gehen dort nur rein, verschwinden zu Mats ins Zimmer und das war es dann auch schon. Die werden dich nicht rausschmeißen, die werden dich nicht einmal erkennen.'', meinte er, bleib meinetwegen allerdings noch vor dem Eingang stehen, um mir die Entscheidung zu lassen, ob ich nun dort hinein gehen will, oder nicht. ''Obwohl... Wenn ich's mir recht überlege... Du gehst einem schwer aus dem Kopf un-''
''Halt die Klappe, sonst überleg ich's mir nochmal: Ich komme mit.'', lachte ich, woraufhin er meine Hand losließ und vor mir durch das Rondell trat. Die Eingangshalle war komplett anders, als unsere. Sie war irgendwie gemütlicher, hatte sehr viele heimische Akzente. Obwohl ich eigentlich auf der Seite meiner Großeltern sein müsste, gefiel es mir hier eindeutig besser. Es war voll und trotzdem so ruhig. Die Wände nahmen jeglichen Lärm in sich auf und verhinderten so, dass die Urlauber völlig gestresst waren. Meine Augen scannten die ganzen Besucher, während ich Erik auf Schritt und Tritt folgte. Selbst im Aufzug war die Atmosphäre noch vorhanden, bevor sich die Türen schlossen, ließ ich meinen Blick nochmal über die durchaus zufrieden Leute schweifen, bis sie ungewollt an zwei Personen hängen blieben. Ich schnappte nach Luft und griff automatisch nach Erik's Hand, als sich die Aufzugtüren langsam schlossen. Mein Herz zerbrach in mehrere Teile, als meine Sicht in die Lobby komplett verhindert wurde. Tränen standen in meinen Augen. ''E-Erik? Kann i-ich wieder nach... u-nten?'' Ich begann zu zittern, als ich Blickkontakt mit Erik suchte, der zunächst recht verwirrt zu sein schien, sich dann aber deutlich sichtbar Sorgen um mich machte.
''Ist dir schlecht?'' Ich klammerte mich an der Stange hinter mir fest, damit ich mich aufrecht halten konnte, während mir das Geschehen von unten den Boden unter meinen Füßen wegriss. Tränen liefen mir über meine Wange, als ich versuchte ein Wort aus meinem Mund kommen zu lassen, allerdings nichts passierte. Ziemlich schnell hatte Erik seine Arme um mich geschlungen und drückte mich fest gegen sich. ''Mach dir keine Sorgen, gleich sind wir bei Mats und er wird uns das, was gestern Abend passiert ist, genau erzählen können.''
Eriks Sicht:
Es zerbrach mir fast mein Herz, als Becca in meinen Armen zu schluchzen begann. Nahm sie das ganze doch so mit? Vorsichtig strich ich ihr über den Rücken, wusste nicht genau, wie sie nachher aus dem Aufzug kommen soll, denn ich konnte ihr nicht mehr zutrauen, dass sie auf ihren eigenen Beinen stehen konnte. Sie zitterte am gesamten Körper, was ihr sicherlich jetzt schon Probleme machte. Kurz entschlossen hob ich sie, als wär sie eine Braut, hoch und ging mit ihr den Flur entlang. Sie versteckte ihr Gesicht in meinem T-Shirt, während ich es schaffte, mit meinem Fuß halbwegs laut an die Tür von Mats' zu treten. Binnen weniger Sekunden wurde die Tür geöffnet und ein wirklich sehr gesund aussehender Mats kam zum Vorschein. Deutlich verwirrt schaute er auf Becca, die sich noch immer nicht beruhigt hatte. Was war denn so plötzlich überhaupt in sie gefahren? Ohne eine Frage zu stellen ließ er mich in sein Zimmer, wo ich Becca sofort auf das ordentlich gemachte Bett absetzte. Sofort setzte ich mich neben sie, sie saß wie ein Häufchen elend in ihrem blauen Kleid auf dem weißen Bett, ihr Gesicht hinter ihren Händen versteckt.
''Was ist passiert?'' Mats zog einen Stuhl zu uns und schaute mich abwartend an, während sein Blick immer weicher wurde, als er zu Becca schaute. ''Was hast du mal wieder angestellt, Durm?...'' Er seufzte, woraufhin Becca ihre Hände von ihrem Gesicht entfernte und ihren Kopf schüttelte.
''Er hat nichts getan.'' Vereinzelte Tränen liefen ihr noch immer über ihre Wangen. ''Aber meine Mutter, die Schlampe!''
09/09/2015
DU LIEST GERADE
Married
FanfictionLas Vegas, Sommer und aufregende Nächte. Was für die Amerikanerin Becca ziemlich normal ist, lässt das Herz des deutschen Fußballspielers Erik Durm schneller schlagen. Die vielen bunten Lichter, das wundervolle Wetter, die neuen Kulturen. All das be...