Eriks Sicht:
Obwohl mir eine weitere Frage unter den Fingernägeln brannte, ließ ich das Gespräch bleiben. Ich merkte, dass es Becca irgendwie unangenehm war. Es schien so, als sei es ihr peinlich, dass sie noch nicht wirklich viel Erfahrung hatte. Es zerbrach mir fast mein Herz, zu wissen, dass ich es ausgenutzt hatte, als sie so betrunken war. Ohne mich wäre sie auch in dieser Hinsicht noch komplett unschuldig. Und das wollte sie auch bleiben.
''Leute? Cathy wird noch heute Abend hier landen!''
Ich zuckte leicht zusammen, als die Stimme von Mats meine Aufmerksamkeit auf sich lenkte. Freudig strahlend ließ er sich auf den freien Stuhl fallen, den wir extra für ihn frei gehalten hatten. Mein Blick schweifte von ihm zu Becca, die ihn anstrahlte. Sie freute sich für Mats... Er schien ihr die letzten Tage wohl doch ziemlich leid getan zu haben. Immerhin hatten Becca und ich ziemlich aufeinander gesessen, Mats konnte bei unseren Gesprächsthemen kaum mitreden. Klar wusste ich, als sein bester Freund, dass er uns das nicht übel nahm, aber Becca kannte ihn eben noch nicht so gut. Sie hatte Schuldgefühle, die jetzt langsam verschwanden. ''Das freut mich für dich, Mats.'', lachte Becca, woraufhin ich Lächeln musste. Obwohl es in den letzten Tagen nicht wirklich viele Gründe für sie gab, zu Lachen, tat sie es für meine Begriffe viel zu selten... Sie schien von Anfang nicht ein sehr freudiger Mensch zu sein, irgendwie.
''Es tut mir echt leid, dich das jetzt zu fragen Becca...'', murmelte Mats und schaute abwechselnd zwischen ihr und mir hin und her. ''Ich kann mir vorstellen, dass du weiterhin für dich sein willst, aber würde es dir wirklich viel ausmachen, wenn Cathy und ich - nun ja: Dein Zimmer nehmen?'' Becca's Mundwinkel verzogen sich nach unten, während sie ihren Kopf leicht schief legte. Sie widersprach nicht, wartete einfach nur darauf, dass Mats fortfuhr. ''Ich meine damit nicht, dass du unbedingt bei Erik schlafen musst, obwohl das sich echt anbieten würde. Dein Zimmer ist einfach nur besser für ein Paar. Ich meine: Ein Badezimmer. Unsere Suite hat zwei - also perfekt für euch.'' Ich gluckste. Kaum hatte er seine Sätze ausgesprochen, wirkte es so, als wollte er sie sofort wieder zurück ziehen. ''Also du musst das nicht. Wirklich nicht. Zur Not können wir auch einfach ein neues Zimmer buchen - tut mir leid.''
Mir huschte ein Grinsen über mein Gesicht, bevor ich das Kichern wahrnahm, das von Becca ausging. Gott, wie niedlich sie war. ''Es ist okay, Mats. Ihr könnt das Zimmer haben.'', lachte sie und schaute darauf zu mir. Ihre Augen strahlten förmlich. ''Es sei denn du hast was dagegen, wenn ich bei dir unterkomme...''
''Was? Um Gottes Willen, nein, alles in Ordnung!'', rief ich fast schon zu euphorisch, was allerdings niemand zu bemerken schien. ''Sollen wir jetzt schon alles umräumen?'' Ich wusste nicht wieso, aber irgendwie freute ich mich darüber, dass Becca doch zu mir kommen wollte. Es schmeichelte mir, dass sie mir anscheinend doch so vertraute.
Mats lachte und zog fast schon wissend eine Augenbraue hoch. Erst daraufhin wurde mir bewusst, dass ich mich wieder wie ein Teenie aufführte. ''Ich würde gerne zuerst noch was Essen, ihr könnt aber gerne schon damit anfangen. Ich stoße später dazu.'', antwortete er, woraufhin Becca nach ihrem Teller griff und aufstand. Ich suchte währenddessen meinen Müll zusammen, stopfte ihn in den kleinen Mülleimer und griff danach auch nach meinem Teller, um aufstehen zu können. Bevor ich mich allerdings vom Tisch bewegen konnte, traf mich ein Fuß an meinem Schienbein.
''Ähm, au?'' Verwirrt schaute ich zu Mats, der mich angrinste.
''Sei nicht so stürmisch, Junge.'', flüsterte er mir zu und schaute dann zu Becca, die ihren Teller gerade am Wegstellen war. ''Du könntest sie damit verschrecken.'' Mein Herz schien einige Schläge auszusetzen. Verwirrung kam in mir auf, als ich mich nun auch von Mats entfernte und meinen Teller ebenfalls auf die Stapel stellte. War ich stürmisch? Mein Blick wanderte zu Becca, die am Türrahmen stand und mich lächeln beobachtete. Ich war nicht stürmisch. Ich freute mich einfach nur, dass mir Becca doch vertraute. Obwohl wir uns nicht wirklich lange kannten.
Oder war sie einfach nur so, weil sie sonst keine Bezugsperson hatte?Als ich vor Becca stand, griff sie nach meinem Arm und hakte sich grinsend bei mir ein. ''An was denkst du?'', fragte sie, als wir uns auf den Weg zu den Aufzügen begaben. Ich dachte daran, wie sehr sie mich in manchen Situationen aus dem Konzept bringen konnte. Positiv natürlich. Aber ihr das so sagen? Konnte ich nicht. Wir kannten uns seit zwei Tagen, allerdings wirkte es in mir drin komplett anders. Ich dachte, wir würden uns schon seit Ewigkeiten kennen.
''Daran, dass wir mal die Treppe nehmen, du Faultier!'' Ich zog sie grinsend von den Aufzügen weg und schob sie zu den Treppen. Brummend drehte sie sich zu mir um, schmollte, während sie in meine Augen schaute. Meine Augen huschten währenddessen über ihr komplettes Gesicht, das für mich so makellos war. Ihre blauen Augen strahlten mich an, während ihre rosa Lippen meine Aufmerksamkeit auf sich zogen. Ich wettete sie schmeckten nach Erdbeere. Oder Kirsche.
Egal, was es war, aber ich hatte plötzlich das Gefühl ihre Lippen auf meinen zu spüren. Sie sahen so unglaublich weich aus. An was denkst du da überhaupt, Erik? Schnell schloss ich meine Augen, nur um sie Sekunden später wieder zu öffnen. ''Na, auf was wartest du denn noch? Auf geht's, rauf da!''Ein genervtes Stöhnen verließ die Kehle des blonden Mädchens, als sie auf ihren Absatzschuhen umdrehte und die Treppenstufen tapfer besiegte. Ihr Zimmer war im vierten Stock, während Mats' und mein Zimmer im sechsten waren. Oh ja, das würden viele Stufen werden - aber etwas Training schadete mir nicht. Auch wenn Sommerpause war.
12/11/2015
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Married
FanfictionLas Vegas, Sommer und aufregende Nächte. Was für die Amerikanerin Becca ziemlich normal ist, lässt das Herz des deutschen Fußballspielers Erik Durm schneller schlagen. Die vielen bunten Lichter, das wundervolle Wetter, die neuen Kulturen. All das be...