Und ich wurde gemoved...

Blondierte Obertussie mit Ausschnitt, die alles kaputt machen musste!

„Es steht immer noch circa Gleichstand."
Ich murrte.
Eigentlich war es mir egal, ob ich nun gewinne oder nicht.
Oder machte es mir doch mehr aus, als ich jemals zugeben würde?
Leni unterbrach meine Gedankengänge.
„Süßer Typ auf 11 Uhr!"
Ich drehte mich nicht um, da Leni mir ihr Handy hin hielt, welches ich somit als Spiegel verwenden konnte.
Schlecht sah er nicht aus.
Wahrscheinlich blond, da Leni das „süß" so betont hatte.
Hätte er ne andere Haarfarbe, wäre er heiß gewesen.
Laut ihrer Sicht.
Ich war ja diejenige, die auf Blonde stand.
In diesem Punkt waren wir uns nie einig.
Ich schmunzelte bei diesem Gedanken.
Plötzlich riss mich eine männliche Stimme aus meinen Gedanken.
Diesmal war es aber nicht Leni.
Schlau Sarah, sie hat ja auch keine männliche Stimme.
Ich sah ihn an und war kurz etwas verwirrt.
Das war der „süße Typ"!
Ich bejahte und richtete meine Aufmerksamkeit wieder an meine beste Freundin.
Sie lächelte mich bloß allwissend an.
Ich verdreht daraufhin bloß die Augen.
Der „Süße" unterbrach die kurze Stille mit den unfassbaren Worten: „Du hast übrigens toll gesungen."
Na toll. Der erste, der mich jetzt damit aufziehen wollte.
Ich unterdrückte mir ein „Das kannst du dir in den Arsch stecken!" und antwortete bloß mit einem genervten und teilweise sarkastischen „Das meinst du ernst?"
„Klar, warum sollte ich den lügen?" beantwortete er meine Frage und lächelte mir aufmunternd zu. Komischerweise fühlte ich, dass er das ernst meinte und glaubte ihm.
„Naja, wie du siehst", ich deutete auf meine Blondine mir gegenüber, „habe ich nicht sonderlich viele Leute, die mich mögen und unterstützen."
Ich versuchte gar nicht, meine aufkommende Trauer zu unterdrücken.
Ich wollte mich aus irgendeinem Grund ihm anvertrauen.
„Also, ich kann gar nicht verstehen, was die anderen gegen dich haben!"
Da war er der einzige...
„Du hast doch bestimmt gehört, wie sie über mich reden und was sie so erzählen."
Er nickte leicht und setzte dann zu einer sehr unerwarteten Antwort an:
„Trotzdem. Ich kenn dich doch gar nicht und deshalb kann ich ihnen auch nicht glauben. Sie kennen dich bestimmt auch nicht. Bloß, weil du zockst uns sie sich denken, dass du dich so an Jungs ranmachen willst? Ich meine, es gibt ja nicht noch andere Gründe, wie Spaß oder so!"
Ich lächelte ihm zu.
So ehrlich war noch niemand zu mir.
Selbst die, die hinter meinem Rücken über mich reden sind zu feige, um es mir ins Gesicht zu sagen.
Sie fühlen sich stark zusammen.
Zusammen in der Anonymität, wo sie niemand verletzen kann.
Ich aber steh im Mittelpunkt, allein, ohne jemanden, der mir beisteht, mit dem ich dieselbe Meinung teilen kann.
Bis jetzt.
„Danke. Leider gibt es wenige, die so denken..." antwortete ich, wurde jedoch von einer blonden „Schönheit" unterbrochen, die anscheinend keinen Plan von Höflichkeit und oder Respekt hatte.
„Hey, was machst du denn hier??" schrie sie dem mir noch unbekannten Jungen zu.
Stimmt. Ich hatte ihn noch nicht nach seinem Namen gefragt.
„Ich unterhalte mich. Ordentlich. So gut hatte ich mich schon lange nicht mehr unterhalten."
Mit dieser Antwort hatte sie nicht gerechnet.
Ich sah sie nicht an, aber ich merkte, wie beleidigt sie war.
Und ich bemerkte, wie sie ihren Frust an mir auslassen wollte.
Aber ich hatte keinen Bock drauf.
Da lernte man jemand tollen kennen, der alles verändern könnte, dann kam eine blondierte Tusse, mit reichlich Ausschnitt und macht einem alles kaputt.
Ich warf einen letzten Blick zu Leni, stand dann auf und ging einfach davon.
Ich merkte, wie der unbekannte mir folgte und wandte mich im Gang an ihn.
Ich stellte ihm die Frage, die mir schon lange auf der Zunge lag: „Wer bist du eigentlich?"
„Ich bin..."
Als ich seinen Namen hörte, ließ ich vor Schreck meine Tasche fallen.
Er lachte mich bloß aus.
Toller Typ!