Kapitel 2

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Dort saßen sie. Ich erkannte sie alle sofort, obwohl sie so verteilt saßen. Annabeth Chase unterhielt sich mit ihrem Bruder, den ich als Malcom identifizierte, am Tisch der Athene. Piper McLean blickte immer wieder zum Zeus-Tisch, an dem Jason Grace mit Nico di Angelo saß und sich unterhielt, wobei Nico immer wieder zu meinem Halbbruder Will schielte. Grinsend beobachtete ich das ein paar Sekunden, bevor mein Blick weiter wanderte und zwar zu Leo Valdez, der grübelnd über einem Plan saß, wobei seine Hände auf dem Tisch trommelte. Hazel und Frank waren offensichtlich in Camp Jupiter und nicht hier.
"Destiny!", mit einem breiten Grinsen auf den Lippen winkte Percy mich zu sich. Ich holte tief Luft und ging zu ihm herüber.
"Hey Percy", ich lächelte ihn an, während er auf den Platz neben sich klopfte.
"Kein dummer Spitzname heute, Ny?", fragte er und blickte zu Annabeth herüber, die mit gerunzelter Stirn auf uns starrte.
"Definitiv kein so dummer wie 'Ny'", antwortete ich und sah Will, der mir zuwinkte. Langsam stand ich auf und hob meine Hand zum Abschied.
"Wir schauen nachher Filme bei mir, komm doch auch, Ny", er klatschte ein und grinste neckend.
"Kay", damit ging ich zum Apollo-Tisch, an dem Will wartete.
"Hier", er reichte mir einen Teller mit Nutellabrot. Grinsend biss ich hinein. Ein guter Tag musste mit Nutella beginnen (zumindest meiner).
"Gehst du heute auch zum Filmabend bei Percy?", fragte ich durch einen Mund voll von Brot. Will lachte kurz bei meinem Anblick.
"Ja, Nico hat mich eingeladen", der blonde Bogenschütze schielte zu Jason und dem Dunkelhaarigen herüber. Einen kurzen Moment blitzte Eifersucht in seinen blauen Augen auf. Kichernd biss ich nochmal in das Brot, die beiden waren so offensichtlich und bemerkten es trotzdem nicht.
"Vielleicht sollten wir Horrorfilme schauen? Dann können Nico und du dich aneinander kuscheln", schlug ich vor und wackelte mit den Augenbrauen. Ein Rotschimmer legte sich auf seine Wangen und er blickte auf seinen Teller.
"Vergiss es, das würde Nico niemals tun! Aber Percy ist dir das letzte Mal, als wir zusammen Horrorfilme gesehen habe, in den Schoß gesprungen", witzelte Will mit den Gedanken immer noch bei Nico, wie es schien. Hatte ich das wirklich schon mal erlebt? Sicher nicht.  
"Ach echt?", fragte ich ihn interessiert. Wenn ich schon hier war, musste ich möglichst viel darüber wissen, was ich schon alles getan hatte und mit wem ich es getan hatte. Will nickte aufgeregt wie ein kleines Kind.

"Erzähl weiter! Was habe ich noch für komische Sachen erlebt?", fragte ich nicht gerade auffällig, aber mein 'Bruder' runzelte nur ganz kurz seine Stirn, bevor er begann, mir Kleinigkeiten zu erzählen, die ich in meinem Leben noch nicht einmal erlebt hatte.

"Nach dem Kampf mit Kronos, als Percy und Annabeth anfingen, nur noch aneinander zu kleben, warst du ziemlich beleidigt, also hast du dich knallhart einmal drei Tage in meinem Zimmer eingeschlossen und hast jeden weggeschickt. Einmal bin ich zu dir gekommen und habe versucht, dich zu überzeugen herauszukommen, da hast du mich angeschrien und gesagt, ich solle dich nie wieder belästigen. Irgendwann haben dann alle nur noch davon geredet, dass du nicht rauskommen wolltest. Percy hat sich Sorgen gemacht und ihn hast du dann endlich ins Zimmer gelassen. Ihr habt die ganze Nacht miteinander geredet, über was weiß ich nicht, aber du weißt das ja...am nächsten Tag bist du ihm die ganze Zeit aus dem Weg gegangen und jeder hat sich gefragt, was los ist!", erzählte er unter anderem. Das klang ganz danach, als wäre ich einmal in Percy verliebt gewesen und hatte es ihm gestanden. Leider klingelte immer noch nichts. Also forderte ich Will auf, mir mehr zu erzählen, was ich für 'unnormale' Sachen getan hatte. In das 'unnormal' legte ich einen extra spöttischen Ton, damit er sich herausgefordert fühlte. Das tat er wohl.

"Das war direkt nach dem krieg mit Gaia, so ungefähr vor zwei Tagen oder auch drei, da waren alle in der Arena und haben trainiert, na ja, alle außer dir waren zu sehen. Selbst Nico war dabei. Gerade wollte Percy anfangen, mit Annabeth zu trainieren, da bist du wie ein Eichhörnchen angeflitzt gekommen und hast dich auf ihn geworfen mit einem lauten 'BODY CHECK'! Der Junge hat sich nicht mehr eingekriegt, ich glaube, wenn man an zu vielem Lachen sterben könnte, wäre er mindestens dreißig Mal gestorben!", am Ende der Erzählung musste ich schmunzeln, das klang wirklich nach mir.

"Und das andere Mal nach dem Krieg mit Kronos hattest du einen sehr ruhigen Tag. Die ganze Zeit saßt du am Strand und hast auf das Wasser gestarrt. Als ich näher gekommen bin, habe ich dich singen gehört und du singst wirklich selten. Also habe ich mich neben dich gesetzt und dir zugehört. Nach ungefähr zwei Stunden, in denen ich dich immer wieder angesprochen habe, hast du endlich reagiert und gefragt, ob du das Frühstück verpasst hast", wieder lachte er. Ja, manchmal vergaß ich wirklich die Zeit.

"Oder als Percy verschwunden ist, bist du überall herumgerannt und hast ihn gesucht, bis du irgendwann einen halben Nervenzusammenbruch bekommen hast. Du hast nachts immer wild um dich geschlagen und dich aufgesetzt und gesagt, dass du Percy willst, wie ein schmollendes Kind. Irgendwann warst du morgens verschwunden und keiner hat dich irgendwo gesehen. Letzten Endes kamst du über den Hügel voll mit Dreck und Schlamm mit Zweigen in den Haaren und einem fetten Grinsen auf den Lippen. Alle haben dich gefragt, was passiert ist, du hast nur mit den Schultern gezuckt und gesagt, du hast mal ein bisschen Ablenkung gebraucht und Hügel seien eine tolle Methode sich abzulenken", jetzt musste ich auch lachen. Das tat ich schon, seit ich ein Kind war. Immer wenn mich etwas total aufregte, suchte ich mir einen schönen Hügel und rollte mich seitlich hinunter, bis ich irgendwann nicht mehr konnte und meist schlief ich dann ein. Langsam strömten kurze Bilder auf mich ein, aber nur eins verankerte sich wirklich in meinem Gedächtnis.

Percy und ich saßen am Strand und redeten. Wir redeten einfach über ganz belanglose Dinge, bis ich sagte, dass ich noch nie tauchen war. Er griff meine Hand und riss mich mit sich ins Wasser. Noch nie hatte ich so etwas Schönes gesehen. Überall Fische und Pflanzen. Natürlich hatte Percy dafür gesorgt, dass ich atmen konnte. Er lachte und sagte etwas von einem Geburtstagsgeschenk. Und in diesem Moment wusste ich, dass dieser Typ wirklich mein bester Freund hier war.

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