Kapitel 11

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Yes, he's all that I see
and
he's all that I need

Es gibt Menschen, die von die verlangen, deinen Schmerz offen zu legen, ihnen zu sagen, warum du so fühlst, wie du es tust. Seelischer Schmerz ist aber anders als körperlicher Schmerz, jeder Mensch empfindet etwas anders.

"Liebst du Annabeth so sehr, dass du alles für sie aufgeben würdest?", zaghaft hatte ich den Kopf gehoben und ruhig in Percys meergrüne Augen gesehen. In diesen Augen hatten Wahrheit und Freundschaft gelegen, aber in diesem Moment  hatte ich weder Erleichterung noch Freude empfunden. Mir war so kalt gewesen, so kalt war mir seit Langem nicht mehr gewesen. Wenn man verletzt wird, will man alles dafür tun, nicht noch einmal die gleichen Gefühle zu spüren. Ich hatte auf alle anderen Gefühle verzichten wollen, aber es war vielleicht niemals möglich gewesen. Trotzdem...die ersten Tage nach meiner Entscheidung hatte ich das Gleiche empfunden, diese eisige Kälte.

"Ja, ich liebe Annabeth über alles", der Sohn des Poseidon hatte zögerlich geantwortet, seine Augen hatten mich verständnislos angeblickt. Ein schwaches Lächeln hatte sich auf meine Lippen geschlichen, als ich ihn angesehen hatte.

"Erlebe jeden Moment mit ihr, koste jede Sekunde aus...Liebe ist wunderbar", ich hatte wieder auf das Wasser gestarrt. Eine Weile war er noch geblieben, jedoch schienen meine Worte, ihn letzten Endes zu erreicht zu haben. Mit einem letzten Blick auf mich hatte er sich verabschiedet, um seine Freundin zu suchen. Kälte war geblieben, es wiederholte sich.

Der frühe Abend war eingekehrt, als ich erwacht war. Schwach erinnerte ich mich daran, dass ich am Morgen mit Nico und Will gesprochen hatte, bevor sie zum Frühstück verschwunden waren. Kurz danach hatte Percy mir Gesellschaft geleistet, wir hatten wenig geredet, doch ich hatte es gemerkt: Es wiederholte sich. Allein der Gedanke trieb mir die Tränen in die Augen, mir wurde schlecht und schwindelig. Die Welt war grausam, so grausam. Ein bitteres Lachen entwich mir, als ich das Salzwasser von meinen Wangen wischte.

"Destiny?", Leos Stimme ließ mich herumfahren. Seine braunen Augen weiteten sich bei meinem Anblick, zerzauste Haare, verheultes Gesicht, dreckige Kleidung. Ich musste erbärmlich aussehen.

"Hallo", begrüßte ich ihn mit einem leichten Lächeln und einem kläglichen Winken. Langsam kam der Braunhaarige näher, um sich neben mich zu setzen. Ein unbehagliches Schweigen kehrte ein, woraufhin Leo hin- und herrutschte.

"Ich hab mir Sorgen gemacht...", flüsterte er schließlich, ohne meinem Blick zu begegnen, den ich auf ihn gerichtet hatte. Er machte sich auch Sorgen...

"Es gibt keinen Grund für eure Sorgen, mir geht es gut", es war keine Lüge, keine normale Lüge zumindest. Mir war es gut gegangen, die Vergangenheit hatte ich hinter mir gelassen. Dass sie mich jetzt eingeholt hatte, bedeutete nur, dass sie mich überholen würde. Dann würde ich wieder meine Ruhe haben, endlich würde ich meine Ruhe haben.

"Dir geht es nicht gut, aber du willst nicht darüber sprechen, richtig?", fragte er leise nach. Langsam hob er den Kopf und sah mich an. Leos Augen waren wie flüssige Schokolade, warm und tiefbraun. In ihnen lag derselbe Glanz, der auch in Percys Augen lag, das Vertrauen und die Liebe.

"Die Vergangenheit lässt sich nicht heilen, Leo...", ich stand auf und hielt ihm die Hand hin. Kein Lächeln zierte meine Lippen, ich wollte eine Runde laufen, einfach das Gefühl loswerden, auf der Stelle zu treten. Mit einem schwachen Lächeln nahm Leo meine Hand und ließ sich von mir hochziehen. Dann wollte er sie loslassen, doch ich verstärkte meinen Griff und schüttelte sacht den Kopf.

"Was ist los?", er blickte auf unsere Hände, Verwirrung war ihm in das elfengleiche Gesicht geschrieben.

"Du bist warm...ich mag Wärme", nuschelte ich. Vielleicht verstand er mich nicht oder hielt mich für kindisch, aber es war eine Erleichterung für mich, die Wärme eines Menschen zu spüren. Ich wollte dieser Nähe so nah wie möglich sein.

"Ein Glück hast du mich, ich bin schließlich der heißeste Halbgott", witzelte er, was mir jedoch kein Lachen entlockte. Mit einem zaghaften Seufzen lehnte ich mich zu ihm und sog seine Wärme auf. Leo legte seinen Arm um mich.

"Ich möchte es euch allen erzählen, Leo...ich will euch erzählen, warum ihr euch keine Sorgen machen müsst, aber...ich habe Angst, auf der gleichen Höhe mit meiner Vergangenheit zu sein", wisperte ich.

"Mach dir keine Sorgen, wir verstehen dich, Ny...aber...ich habe dich in lezter Zeit gar nicht lachen hören", seine Augen blitzten teuflisch auf, bevor er begann, mich durchzukitzeln. Es war wohl das Unangebrachteste, das er hätte machen können, aber es tat gut. Normalerweise hasste ich es, gekitzelt zu werden, doch komischerweise machte es mir nichts aus, in unkontrolliertes Lachen auszubrechen. Ich ließ mich auf die Knie fallen und Leo kniete sich, um seine Tätigkeit fortführen zu können. Doch ehe er sich versah, hatte ich zum Gegenschlag ausgeholt, indem ich ihn austrickste. Lachend hatte ich mich auf den Rücken fallen lassen, so dass er sich über mich beugen musste, um mich weiterhin kitzeln zu können. In diesem Moment schlang ich meine Beine um ihn und vertauschte unsere Positionen, wobei ich seine Hände griff und sie über seinem Kopf herunterdrückte. Keuchend hockte ich über ihn, er hatte ein schelmisches Grinsen auf den Lippen. Sanft beugte ich mich über ihn und legte mein Ohr auf seine Brust und lauschte seiner Lebenigkeit.

"Destiny?", ich schreckte hoch, als Percys Stimme erklang. Seine Augen waren halb wütend halb ungläubig auf uns fixiert. Ich sah den Schmerz und die Trauer.

"Percy-", Leo versuchte, sich irgendwie aufzusetzen, aber es ging nicht, weil ich ihn immer noch auf den Boden drückte.

"Du redest mit Leo, aber nicht mit mir?! Nicht mit deinem besten Freund?! Obwohl ich gestern die ganze Nacht bei dir war, dich getröstet habe und sogar bei dir geschlafen habe, nur damit du dich besser fühlst?! Nach allem gehst du zu ihm, um über deine Probleme zu reden! Mir sagst du, dass du Zeit für dich brauchst ubd nachdenken willst, dass du allein sein willst, aber trotzdem...Götter, du machst mich krank", seine Stimme triefte vor Verachtung und Zorn. Er hasste mich.

So,
Ich hoffe, der Anfang hat niemanden verwirrt, weil er in Vorvergangenheit geschrieben war, aber diese Szene wollte ich unbedingt einbauen, was sich aber nicht mit dem Rest des Kapitels vertragen hätte!
Ich bedanke mich jetzt noch einmal ganz offiziell bei euch allen für die Reads und die Votes und natürlich die vielen netten Kommentare, die ich alle sehr schätze und (auch wenn es Jahre dauert, bis ich sie beantworte) am Tag ihrer Entstehung lese und mich riesig darüber freue ♥♥♥
Liebste Grüße
Destiny ♥♥♥

Gefangen in deinem Lieblingsbuch( Percy Jackson FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt