Kapitel 29

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"Das ist sie!", überrascht blickte ich auf, als ich die schrille Stimme meines Klassenkameraden vernahm. Er stand nicht weit entfernt von meiner blonden Freundin und mir, sein Finger war in unsere Richtung ausgestreckt, während er sich mit einem Jungen aus unserer Parallelklasse unterhielt. Dieser war, den vielen Gesprächen und der verbrachten Zeit zu urteilen, offenbar ein Freund von ihm.

"Der Zwerg zeigt übrigens auf dich, Destiny", meine Freundin streckte mir spottend die Zunge heraus, was mich zum Lachen brachte. Wenn man uns nebeneinander sah und uns verglich, waren wir so ungefähr die unterschiedlichsten Menschen auf diesem Planeten, vom Aussehen und vom Verhalten her. Trotzdem verstanden wir uns sehr gut. In diesem Moment kamen der kleine Schwarzhaarige, deshalb Zwerg, und der größere Junge mit den braunblonden Haaren auf uns zu.

"Hey", begrüßte mich dieser und blieb stehen, um mich zu mustern. Aus Reflex zog ich meine Augenbrauen nach oben und erwiderte die Musterung. Ich erkannte die Ähnlichkeit ganz klar, die Gangart, die Sprechweise, der arrogante Gesichtsausdruck. Er war wirklich mit der Person verwandt, die ich am meisten hasste.

"Hi", gab ich von mir, bevor ich die Blonde mit mir in Richtung der Mensa zog. Jedoch entgingen mir nicht die letzten Worte des Freundes.

"Er steht wirklich auf sie"


Chiron hatte beschlossen, dass wir die Prophezeiung und unser Vorgehen definitiv noch genau planen musste, wozu leider auch gehörte, dass Joel und ich die ganze Geschichte in unseren Gedanken noch einmal erleben mussten. Seufzend kickte ich einen Stein aus meinem Weg, heute war wirklich nicht mein Tag. Immer wieder bekam ich diese alten Bilder zurück in meinen Kopf, sie zogen an meinem Herzen und sanken wie Steine in meinem Magen. Warum hatte ich gesagt, dass ich das Wesen aus der anderen Welt war? Vielleicht hätte sich irgendjemand anderes gemeldet und ich hätte hier bleiben können...hätte allem entkommen können.

"Hey, Schicksalsmädchen", plötzlich tauchte ein bekannter Braunhaariger neben mir auf und lächelte mich an. Als er jedoch einen kurzen Blick in mein besorgtes Gesicht geworfen hatte, wich die Fröhlichkeit aus seinem Gesicht einem besorgten Ausdruck. Joel berührte mich an der Schulter und zog mich etwas zurück, damit ich stehen blieb.

"Habe ich das Richtige getan?", ich sah zwar auf den Boden, doch ich schämte mich nicht für meine Zweifel gegenüber meiner Entscheidung.  Vielleicht hätte Jason sich gemeldet, weil er ursprünglich ja ein Römer war? Oder aber Nico, der sich nicht in diesem Kreis eingeschlossen fühlte? Egal, wer sich gemeldet hätte, diese Person wäre definitiv geschaffener für diesen Job als ich. Was konnte ich denn bitte vorweisen? Ich konnte weder Bogenschießen noch hatte ich Ausdauer oder war gewandt mit dem Schwert.

"Das einzig Richtige", Joel griff nach meiner Hand und zog mich in eine lockere Umarmung. Mit gesenktem Blick legte ich meinen Kopf an seine Brust und lauschte seinem Herzschlag. Es beruhigte mich ungemein zu hören, dass er auch aufgeregt war. Eine solche Mission war nichts, das man auf die leichte Schulter nehmen sollte, wenigstens hatte Percy damit recht gehabt.

"Danke", sanft drückte ich mich von ihm weg und schenkte ihm ein leichtes Lächeln. Seine braunen Augen funkelten in diesem Licht einzigartig, so etwas hatte ich wirklich noch nie gesehen. Vorsichtig streckte er seine Hand nach mir aus, als auf einmal ein gellender Schrei ertönte. Erschrocken wirbelte ich herum, meine Hände schossen zu meinen Ohren, um dem Schrei die Intensität zu nehmen, doch da passierte nicht. Der Schrei erschütterte mein Hirn und zwang mich in die Knie, während ich wimmernd versuchte, ihn irgendwie abzublocken. Es war der Schrei eines Kindes, eines Mädchens, der schließlich von einer klaren Stimme gestoppt wurde.

"Euch bleibt nicht viel Zeit, Destiny. Das Spiel hat begonnen, doch dieses Mal handeln wir in den Schatten. Euch bleibt nicht viel Zeit!"

"Destiny!", ich hatte nicht bemerkt, dass ich meine Augen geschlossen hatte, doch als ich sie wieder öffnete, war ich mit Joels besorgtem Gesichtsausdruck konfrontiert. Er hatte sich neben mich gekniet und hielt mit einem verzweifelten Funkeln in seinen Augen meine Hand. Stöhnend hielt ich mir den Kopf, während ich mich langsam von meinen Knien auf meinen Hintern begab.

"Hast du das gehört?", fragte ich, wobei meine Stimme zitterte wie die Blätter eines Baumes in einem Windstoß. Joel ließ meine Hand los und sah mich fragend an.

"Was meinst du?"

"Diese Stimme, sie hat uns gewarnt...", erneut legte ich mir die Hand an den Kopf, versuchend, die Stimme zuzuordnen. Sie kam mir so bekannt vor, doch mir kam einfach nicht in den Sinn, zu wem sie gehörte...

"Destiny, du hast dir das bestimmt nur eingebildet. Komm hoch!", schnell richtete er sich auf und reichte mir mit einem Lächeln seine Hand. Eine Sekunde zögerte ich. Joel glaubte mir nicht, er glaubte, ich hätte mir alles eingebildet, doch das war nicht möglich, oder? Wie konnte ich mir innerhalb des Bruchteils einer Sekunde eine solch vertraute Stimme und diese drängenden Worte einbilden? Ich beäugte meinen zuversichtlichen Gegenüber, der von meinem Zögern nicht im Entferntesten gestört wirkte. Schließlich schüttelte ich kurz den Kopf, bevor ich lächelnd seine Hand griff und mich von ihm hochziehen ließ. Mit einem letzten Blick zurück folgte ich ihm zum Großen Haus, wo bereits Percy wartete.

"Hey", begrüßte der Sohn des Poseidon mich, jedoch ohne die Spur eines Lächelns auf seinen Lippen. Offenbar hatten er und Annabeth sich noch nicht wieder vertragen. Sein Blick war auf den Boden gerichtet, seine Haltung gekrümmt und seine Arme verschränkt. Im Gegensatz zu seinem sonstigen Auftreten machte mir dieser Percy sogar schon etwas Angst. Nichtsdestotrotz löste ich mich von Joels Seite und sprang auf den Schwarzhaarigen zu, um ihn zu umarmen. Eine Sekunde lang spannte sich sein ganzer Körper an, aber dann schlang er seine Arme um mich, damit er mich näher an sich drücken konnte.

"Sie wird nicht lange wütend sein, Perce", wisperte ich sanft zu ihm hoch. Als Antwort drückte er mich nur noch fester, was mich zum Lachen brachte. "Wenn du mich erdrückst, hast du mich verloren"

"'Tschuldige", mit einem wenig entschuldigenden Grinsen ließ er mich los und trat einen schritt zurück. In diesem Moment fiel sein Blick dann auch auf den Sohn der Hekate, der ihn verachtend ansah. Zunächst dachte ich, Percy würde einen Spruch von sich geben und die beiden würden wieder mit einem Duell der unschönen Worte beginnen, doch entgegen meiner Erwartungen beschloss mein bester Freund, dies nicht zu tun. Stattdessen drehte er sich mit einem fast typischen Lächeln zu mir um. Seine grünen Augen funkelten.

"Was hast du vor?", misstrauisch tänzelte ich einige Schritte zurück, doch Percy zog mich einfach zu sich und legte den Arm um mich. Dann führte er mich zum Großen Haus.

"Ich habe beschlossen, dich nicht allein zu lassen-nie wieder"


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Okay, also vielleicht werde ich morgen noch ein bisschen Editor-work machen, mal sehen :D Ich wollte dieses Kapitel unbedingt heute fertig bekommen und mich am Wochenende an entweder das nächste Kapitel oder das Special setzen, denn heute war meine letzte richtige Klausur (Sport zählt nicht) und ich will die Zeit bis zu den Ferien nutzen, weil ich da schon wieder in den Urlaub fahre.

Wenn ihr bestimmte Wünsche habt, was das Special oder auch die nächsten Kapitel angeht, würde ich mich sehr freuen, sie zu hören :)

Liebe Grüße

Destiny ♥♥♥

Gefangen in deinem Lieblingsbuch( Percy Jackson FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt