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29 | Muskelaufbau du Fisch.

29 | Muskelaufbau du Fisch.

Die Nacht ist lang. Schlafen? Kann ich nicht mehr. Es ist kurz vor halb Sechs und ich bin wach. Zayn hat gesagt, sie müssten heute morgen zu einem Termin und sind nicht da. Eigentlich sollte ich froh sein, dass sie weg sind. Aber wenn niemand hier ist, dann fühle ich mich allein. Also so richtig allein. Ich könnte Liz anrufen - das hatte ich ihr ja versprochen - aber ich könnte auch einfach im Bett liegen bleiben und nichts tun. Mittlerweile bin ich an einem Punkt angekommen, an dem ich wirklich wieder etwas essen sollte. Nicht unbedingt viel und auf gar keinen Fall viele Kalorien, aber zum Beispiel Salat. Obstsalat, Gemüse, Yoghurt,...einfach gesund.

Verwirrt setzte ich mich hin. Gedanken am frühen Morgen sind manchmal gar nicht so schlecht, aber ich weiß genau, dass der Hunger aus mir spricht. Ich schreie nach Essen und habe Angst vor Langeweile, denn ich könnte wieder zurück ins Essen verfallen. Und mit Essen meine ich nicht eine durchschnittliche Person, die am Tag drei Mahlzeiten zu sich nimmt, sondern ein Mädchen, das den ganzen Tag darüber nachdenkt was sie alles essen kann. Es ist schlimm zu begreifen, wie tief man gesunken ist. Aber noch viel schlimmer ist es zu realisieren, das man keinen Ausweg mehr findet - weder allein, noch mit Hilfe von anderen. Selbst wenn man versucht, anderen auf irgendeiner Art und Weise zu zeigen was man fühlt, geht es einem danach noch schlechter. Solche Menschen brauchen keinen Psychiater, sondern sie brauchen Verständnis. Sie brauchen niemanden zum Reden - sie brauchen Umarmungen ohne Worte und jemanden, der an sie glaubt ohne Erwartungen zu stellen. Und viele von ihnen haben sich auch eine Verneigung verdient, unzwar für die Zeit, in der sie alleine waren und trotzdem stark geblieben sind. Nicht nur stark für sich, sondern auch stark für andere.

Und das war der Moment in dem ich realisierte, was Louis vermutlich gerade durchmachen musste. Er versuchte immer stark für andere zu sein und anstatt das die anderen Dankbarkeit zeigten, stellten sie ihm noch höhere Erwartungen. Louis wollte immer alles perfekt machen und insbesondere ich trampelte darauf herum wie ein Elefant auf einer Blumenwiese. Doch dann fiel mir der Streit von letzter Nacht wieder ein. Ich konnte mich jetzt für einen von zwei Gedankenwegen entscheiden: Entweder würde ich behaupten, dass mein Bruder mich in Ruhe lassen sollte (weil es immer noch mein Leben ist) oder ich könnte mich selbst runtermachen, weil ich so dumm und undankbar bin und Abführmittel genommen habe und Louis das hinter meinem Rücken heraus bekommen hat. Beziehungsweise; weil er mir vertraut hat und ich sein Vertrauen missbraucht habe. Ich bin schon wieder Schuld, weil ich ihn schon wieder verletzt und enttäuscht habe.

Und ich dumme Kuh bin sauer auf ihn?

***

Ich muss das irgendwie wieder gut machen. Ich muss Louis zeigen, dass es mir nicht egal wie er sich fühlt. Und ich habe verstanden, dass er nur glücklich sein kann, beziehungsweise sein möchte, wenn ich es auch bin.

Also ging ich festentschlossen zum Buffet und nahm mir einen Teller. Etwas ratlos schaute ich von links nach rechts. Vielleicht sollte ich doch lieber später frühstücken, mit den Jungs zusammen. Dann könnten sie wenigsten sehen, dass ich mich bemühe.

Wie viele Kalorien hat Rührei nochmal?

Verdammt. Ich möchte da eigentlich gar nicht drüber nachdenken, aber ich kann nicht anders. Warum zur Hölle, warum kann ich das nicht einfach auf meinen Teller packen und essen?

"Guten Morgen junge Lady.", plötzlich stand Louis neben mir. Er grinste mich schief an und nahm sich auch einen Teller. Überrascht schaute ich ihn an. Er war überhaupt nicht mehr sauer.

"Morgen.", murmelte ich und lächelte - wenn auch nur leicht - aber es war echt und nicht aufgesetzt.

"Wie hast du geschlafen?", fragte er lieb.