04 | Perfekter Quatsch.

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Wortlos drehte ich mich zu Louis um und warf ihm erneut einen verzweifelten Blick zu. Er nickte nur aufmunternd.

Schüchtern schaute ich zwischen den Blicken der anderen hin und her. "H-Hey.", stotterte ich, obwohl es absolut keinen Grund dazu gab. Absolut.

"Das ist Jamie, meine Schwester und..." - "Wir kennen sie doch, Louis.", der Blonde stand auf und kam auf mich zu. "Ich bin Niall, falls du dich noch an mich erinnern kannst."

Stimmt, Niall. Er lächelte und ich reichte ihm meine Hand, doch schon im nächsten Moment hatte er mich in eine herzliche Umarmung gezogen. Ich hasse Umarmungen, doch seine war irgendwie besonders.

Als er sich von mir löste stand schon der nächste vor mir. Ich glaube er hieß..."Hey ich bin Zayn.", er lächelte. Zayn. Auch er umarmte mich. Ein angenehmer Geruch von After Shave breitete sich in meiner Nase aus und als schließlich Harry vor mir stand war ich mir sicher, dass sie sich alle sehr verändert hatten. Außerdem waren sie nur zu viert und nicht zu fünft.

Den Lockenkopf hatte ich nie vergessen. Vor drei Jahren, da war ich 13 oder 14, fand ich ihn toll. Das war die Zeit kurz nachdem mein Bruder zu dieser komischen Casting Show gegangen ist und eine Runde weiter gekommen ist. Damals, wo noch alles normal war.

"Harry.", murmelte ich nur als er mich umarmte. "Schön dich wiederzusehen.", er lächelte. "Du siehst...anders aus.", er trat einen Schritt zurück.

Obwohl ich genau wusste was er meinte, stimmte ich ihm zu und quetschte mich an ihm vorbei auf die Couch. Ich lehnte mich mit dem Rücken an die Lehne und zog meine Beine an meinen Körper.

Niall und Zayn waren schon lange wieder dabei die Kabel zu sortieren, als Harry sich auch schon neben mich setzte.

"Ich hab dich ganz anders in Erinnerung.", murmelte er. In dem Moment war ich froh, dass die anderen alle beschäftigt waren. "Was genau meinst du?", schockiert schaute ich ihn in seine grünen Augen. Natürlich wusste ich was er meinte. "Du bist dünn geworden." - "Hast du ein Problem damit?!", langsam ließ ich meine Arme von meinen Beinen sinken. "Nein, nein aber...", setzte er an und brach ab.

Louis hatte ihm bestimmt erzählt, dass ich eigentlich in eine Klinik sollte. "Harry, egal was und wie viel du weißt, behalt es für dich! Okay?", flüsterte ich und sah ihn ernst an. "Ich weiß nichts, aber wenn du Hilfe brauchst dann -" - "Ich hab gesagt behalte es für dich.", mit den Worten stand ich auf und ging schnellen Schrittes in die Küche zu Louis und machte die Tür hinter mir zu.

Mein Bruder schaute mich nur mit hochgezogenen Augenbrauen an. "Und? Kannst du dich noch an sie erinnern?" - "Harry weiß es."

Er kam einen Schritt auf mich zu. "Was weiß er?", fragend schaute er mich an. Seine Augen waren klar, doch das blau-grün flackerte etwas.

"Du hast es ihm erzählt oder?!", ich hob meine Stimme leicht an. "Ich hab ihm gar nichts erzählt, niemand weiß was davon.", er schaute mich ernst an. "Allerdings würde es mich nicht wundern, wenn es ihnen von alleine auffallen würde."

Ich senkte meinen Blick und schaute einmal an mir herunter. "Bitte Jamie, du bist hübsch so wie du bist! Hör auf mit dem Quatsch!" Entsetzt schaute ich ihn an.

"Ach ja? Es ist also Quatsch für dich?! Dann sag mir mal warum ich mich so fühle und mich so sehe!", ich drehte mich wieder um, um die Küche schnellstmöglich zu verlassen.

Er hatte kein Recht dazu, mein Leben als 'Quatsch' zu bezeichnen, denn er hat wirklich keine Ahnung wie ich mich fühle. Er musste nicht bis vor einem halben Jahr noch in die Schule gehen, sich durch den Abschluss kämpfen und ganz nebenbei noch bei allen gut ankommen. Louis Tomlinson. Er wird geliebt so wie er ist, das sollte ihn wirklich glücklich machen. Sein Leben ist kein 'Quatsch'. Ich wünschte einfach, er würde mich verstehen. Und nicht nur er, sondern auch meine damaligen Freunde. Die ganze Zeit hatte ich das Gefühl, sie beeindrucken zu müssen. Meiner Freundin Sue ging es genauso. Wahrscheinlich ist ihr Leben in den Augen meines Bruders auch der totale Quatsch.

"Hey so war das nicht gemeint!", er hielt meinen Arm fest, doch statt mich umzudrehen blieb ich einfach nur stehen.

"Aber du hast es so gesagt.", murmelte ich und drehte mich dann doch an. "Mit dem Quatsch meine ich deine Selbstzweifel, Jamie. Du bist so hübsch und perfekt, aber das merkst du gar nicht!"

Auf diese Aussage hatte ich keine Antwort. Vielleicht hat er Recht, vielleicht auch nicht. Wer kann mir das schon sagen? Er ist mein Bruder, er hat gar keine andere Wahl als zu sagen, dass ich hübsch und perfekt bin. Aber was bedeutet schon perfekt?

× illegal Payne ×Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt