honey

9.

Als plötzlich ein lautes, melodisches Geräusch unter dem Tisch hervorkommt, erschrecke ich mich so stark, dass ich die Flasche Wein die vor ihm steht mit meinem Bein zum umstoßen und auslaufen bringe. Fluchend suche ich, auf allen vieren krabbelnd, nach dem Gerät und als ich es erfasse, bereit den Übeltäter auszumachen - schickt mich die Helligkeit des Bildschirms für einen Kurzurlaub in das Reich der Toten.
Doch das nicht stoppende klingeln holte mich zurück in die Gesellschaft der Untoten, die irgendwie tot sind.

"Wo bist du", schreit eine hysterische Riley noch bevor ich das Handy an mein Ohr halten kann, "und wer zur Hölle soll tot sein?"

"Mein Gehörsinm ist am abkratzen, weil du so schreist", schreie ich zurück. Niemand außer Riley schafft es binnen Sekunden auf die Palme zu bringen.

"Du hast getrunken, ich riech deine Fahne bis hier", zischt sie in den Hörer. Im Hintergrund nehme ich vorbei rauschende Autos wahr, was also daraus schließen lässt, dass sie ebenfalls in solch einem Gefährt sitzt.
Mich am Hinterkopf kratzend versuche ich mich aufzurichten, ohne den Inhalt der zwei leeren Pappkartons vom lokalen Pizza Service aus meinem gefüllten Magen, auf den Boden zu befördern.

"Keine Ausreden! Ich möchte Fakten hören. Ich bin in zwei Minuten da."
Mit einem aggressiven Schnauben beendet sie das Gespräch und lässt mich hilflos in dem kleinen Raum stehen.

Und Sie hat nicht gelogen. Sie stand wirklich innerhalb weniger Minuten vor meiner Tür und schubste mich in weniger als zwei Sekunden in die Wohnung.

"Du setzt dich jetzt und erzählst mir wieso du nach Jahrhunderten den Alkohol angerührt hast", sagt sie während sie mich auf die kleine Matratze drückt. "Und ich möchte die Wahrheit hören!"

Und was zur Hölle ist die Wahrheit?

Das ich wegen einer erwarteten und nicht erhaltenen Antwort, mir viel zu viele Gedanken über das Wieso, Weshalb und Warum gemacht habe?
Das ich wieder viel zu viele Gedanken über all die negativen Dinge an mir gemacht habe?
Und dann wieder und wieder und immer tiefer in ein dunkles, fast schwarzes Loch gefallen bin und die mir einzig bekannte Lösung der Alkohol ist? Der das Loch soweit füllt, dass ich wieder von ihm hinauf getragen werde?

Und all das - wegen eines Fremden?