28.

1K 48 1
                                    

Riley sitzt vor mir am Tresen und blättert in einer Zeitschrift, während ich die Tische abwische. Sie leckt immer wieder ihren Daumen ab, wenn sie die Seite umblättern will und schmatzt dabei übertrieben provokativ. Ich gebe ein genervtes Schnauben von mir und bekomme von ihr einen
Du-weißt-warum-ich-das-tue-Blick.

Kopfschüttelnd bringe ich den Eimer mit dem Lappen in die Abstellkammer und hänge meine Schürze in den Pausenraum.

Riley sitzt nicht mehr als ich wieder hinter den Tresen trete, sondern sie tanzt zu schlechter Popmusik.

"Treff dich mit ihm oder ich tanze dich zu Tode", singt sie im Rhythmus von einem Song, der wahrscheinlich von Katy Perry gesungen wird.

"Leider musst du jetzt das Lokal verlassen oder ich rufe die Polizei", sage ich und schalte die Hauptlichter aus und die Leuchtreklame ein. Sichtlich enttäuscht greift Riley nach ihrer Lederjacke und setzt sich ihre Mütze auf. Auch ich ziehe mir meinen Mantel an und ziehe mir eine dünne Mütze über den Kopf.

"Wenn du dich schon weigerst dich mit Mister Charming zu treffen-", setzt sie an.

"Ich will auch nicht mit ihm telefonieren", stelle ich klar.

"Eigentlich wollte ich sagen, dass du dann wenigstens bei mir übernachtest. Das Telefonat ist sogar fast besser", sagt sie belustigt und eine kleine weiße Wolke entsteht, als sie etwas lacht.

"Ist es nicht oder würdest du mit einem dahergelaufenem Penner telefonieren", frage ich sie genervt.

"Bist der einzige Obdachlose mit Mobiltelefon denke ich", ihre Worte sollen witzig klingen, aber das tun sie nicht.

"Nur für eine Nacht", gebe ich nach. Wir beide wissen, dass es länger sein wird. Nicht weil wir es wollen, sondern weil sie es will. Damit ich nicht in einer Ein Zimmer Wohnung ohne Heizung oder warmen Wasser erfrieren muss.

honeyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt