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Der Typ war ungefähr fünf Zentimeter kleiner als ich, war aber mit fünfmal mehr Muskeln als ich bestückt. Ich könnte ihm locker ins Gesicht schlagen und er würde einfach stehen bleiben. Einschüchternd, aber meine letzte Hoffnung.

Er sucht gerade das ganze Internet nach ihren Aktivitäten ab, aber wie schon erwartet hatte sie keine Profile in sozialen Netzwerken. Sie hatte nicht einmal Internet.

Meine Schwester beobachtet mich die ganze Zeit über und setzt sich provokativ auf seinen Schoß. Der Kerl blickt nichts und legt seinen Arm auch noch um sie. Ich muss mich stark zusammen reißen, denn wir wollen Tia finden.

"Kannst du ihr Handy nicht orten oder so ?", frage ich genervt. Es wir behauptet, dass er alles kann.

"Ist das etwa noch nicht passiert?"

"Hätte ich sonst gefragt."

"Ganz ruhig. Das ist mega easy."

Er tippt rum, öffnet irgendwelche Apps und Seiten, gibt ihre Handynummer ein und gerade wollte ich aufgeben da ruft er, "Ich hab sie. In einem kleinen Park müsste sie sich gerade befinden."

Ich springe auf und schmeiße ihm einen Hunderter hin. Meine Schwester sieht mir geschockt hinter her, aber das wird sie nicht lange getan haben. Das ist ihre Chance. Ich kotz.

Riley sitzt neben mir im Bus und drückt meine Hand. Ganz fest. Ich versuche sie zu beruhigen obwohl ich noch aufgeregter als sie bin. Ich kann sie das erste Mal richtig sehen. Ich kann sie das erste Mal berühren.

Wir rennen aus dem Bus und laufen schnell in den Park. Ungefähr eine halbe Stunde lang sind wir orientierungslos hin und her gegangen. Kein Anzeichen von platin-grauen Haaren.

"Ryan, da vorne", Riley reißt sich von mir los und rennt Richtung Ausgang des Parks. Ich Laufe so schnell ich kann hinter her.

"Tia bleib stehen ! Tia, warte, ich bin's Filey. Ich meine Riley."

Gerade als sie Tia um den Hals fallen will, dreht sie sich um.

Die Frau die vor ihr steht ist nicht Tia. Sie trägt eine hell blaue Brille und pinken Lippenstift. Eindeutig nicht Tia.

"Entschuldigen Sie, wir haben Sie verwechselt." Ich nehme Riley in den Arm und die Frau wirft uns einen mitleidigen Blick zu. Ich führe die bebende Frau mit zur Bank und lege sie vorsichtig hin. Dabei fällt ihr ein kleines Foto aus der Tasche, welches unter die Bank rutscht, direkt neben einen Technik Haufen.

Neben den Technik Haufen von Tias Handy.

"Riley, sie will nicht gefunden werden."

Ich zeige ihr das zerschmetterte Mobiltelefon und ihr Kopf fällt auf meinen Schoß. Sie weint so bitterlich. Sie macht sie Vorwürfe. Sie hat nichts damit zu tun, hoffe ich. Bestimmt bin ich Schuld. Ich wollte mich mit Riley treffen. Ich wollte Tia näher kennenlernen. Ich habe die Fehler gemacht.

Aber ich habe keine Lösung.

honeyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt