Kapitel 29
Angestrengte Nachdenker und eine neue FreundinDie nächsten Wochen vergingen ohne, dass irgendwas Interessantes passierte. Ich bereitete das Frühstück zu, brachte Amy zum Kindergarten, putzte, räumte Harry sämtliche Sachen hinterher und so weiter.
Eigentlich ganz normal. Wäre da nicht irgendwas gewesen. Irgendwas, das mich anders fühlen ließ.
Waren es Harrys Worte? Ihnen hatte ich erst mal keine weitere Beachtung geschenkt. Einfach, weil ich davon ausgegangen war, dass er, wenn er es wirklich so meinte, wie ich mir dachte, schon noch mal mit dem Thema ankommen würde und mich darauf ansprechen würde.
Ich wusste, dass Harry immer nicht nur ein Kind hatte haben wollen. Aber jetzt?
Amy war zwar schon fünf Jahre alt, aber wir waren gerade erst wieder zusammen gezogen. War es da zu früh, ein weiteres Kind zu bekommen?
"Na, worüber denkst du so angestrengt nach, Love?", holte mich Harry mit seiner Frage aus den Gedanken. Er setzte sich mit zwei Weingläsern und der Flasche Wein zu mir auf die Picknickdecke, die ich jetzt unter dem großen Kirschbaum ausgebreitet hatte.
"Nichts, Haz. Alles gut.", versuchte ich ihm mit einem Lächeln klar zu machen. Doch Harry machte keiner so schnell etwas vor.
"Du weißt doch, Love: ich weiß wann du lügst. Ich kenne dich inzwischen viel zu gut."
Also seufzte ich und sah nach oben. Über mir fuhr der Wind durch die Baumkrone und ließ ein paar Blütenblätter auf uns herab segeln.
"Schläft sie?"
Es war ein lahmer Versuch von dem mir unangenehmen Thema weg zu kommen, das wusste ich. Ebenso gut wie ich wusste, dass Harry niemals darauf hereinfallen würde.
Warum versuchst du es dann überhaupt?, fragte mich meine so beliebte innere Stimme.
Wie ich geahnt hatte, sah Harry mich mit einem Ist-das-dein-Ernst-Blick an und nahm einen Schluck von seinem Wein. Trotzdem antwortete er: "Ja. Tief und fest."
Lächelnd nickte ich.
Harry drehte sich mit seinem Oberkörper leicht zu mir. "Love, ich hab dir deine Frage beantwortet, jetzt musst du mir auch meine Frage beantworten."
Ich nickte und sah erneut kurz nach oben. Dann, bevor ich endgültig anfing zu sprechen, ließ ich mich nach hinten auf die Decke sinken. Harry tat es mir nach und zog mich so zu ihm, dass ich meinen Kopf auf seiner Brust ablegen konnte.
"Also?", forderte er mich dann erneut auf.
Seufzend gab ich nach und erzählte ihm alles, worüber ich mir in den letzten Tagen und Wochen Gedanken gemacht hatte.
Als ich fertig war, strich Harry sanft über meinen Rücken hinauf und spielte dann mit meinen Haaren.
"Du machst dir Sorgen, weil ich angedeutet habe, dass ich es nicht schlecht fände, wenn wir ein zweites Kind bekommen würden?", fragte Harry. Ich glaubte aus seiner Stimme so etwas wie Ungläubigkeit herauszuhören. "Aber darüber musst du dir doch nicht den Kopf zerbrechen."
Ich richtete mich auf. "Haz, ich hab mir darüber keineswegs den Kopf zerbrochen. Ich hab einfach nur ein bisschen mehr darüber nachgedacht." Einen Moment schwiegen wir beide. "Einfach weil..." Ich suchte nach den richtigen Worten. "...weil ich irgendwie immer schon ein zweites Kind wollte. Weil ich auch nicht jünger werde. Weil ich dich glücklich machen will." Wieder stockte ich kurz. "Ich hab mir keine Gedanken darüber gemacht ob ich ein zweites Kind will. Ich hab mir Gedanken darüber gemacht, ob ich jetzt ein weiteres Kind haben wollen würde."
Harry nahm vorsichtig meine Hand. "Warum glaubst du denn, dass jetzt nicht der richtige Zeitpunkt wäre, es zu versuchen? Wir wissen doch gar nicht, ob es wirklich klappt."
Ich warf ihm einen Blick zu, der so viel hieß wie: als ob es nicht klappen würde. Es hatte einmal geklappt, warum sollte es dann auch nicht ein zweites Mal klappen?
Männer und ihre Logik. Pfft.
Einmal musste ich meiner inneren Stimme Recht geben.
~
"Mummy, Mummy!", schrie meine Tochter und lief mir entgegen. Ich holte sie gerade vom Kindergarten ab.
In letzter Zeit war mir das ganze Gewusel irgendwie einfach zu viel. Vielleicht sollte ich Harry dazu überreden mit uns in den Urlaub zu fahren. Oder nur mit mir und wir parkten Amy bei einer ihrer Großmütter.
"Was ist denn, mein Schatz?", fragte ich mäßig interessiert. Sie würde sowieso wieder nur etwas von einem gewissen Daniel, mit dem sie sich anscheinend sehr gut verstand.
Harry war schon immer furchtbar eifersüchtig, sobald Amy von ihm erzählte. Er hatte wahrscheinlich gedacht, dass es noch etwas länger dauern würde, bis seine älteste und bis jetzt einzige Tochter sich verlieben würde.
Obwohl sie das immer sofort abstritt, wenn Harry oder ich sie damit aufziehen wollten.
Doch heute drangen andere Worte in meinen Gehörsinn.
"Guck, da ist Danny mit seiner Mommy.", erzählte Amy aufgeregt und zeigte in Richtung Kleiderständer.
Ich nickte und nahm Amy bei der Hand.
"Guten Tag. Entschuldigung, dass ich so störe, aber sind Sie die Mutter von Daniel?"
Eine modern, aber nicht unecht aufgetakelte junge Frau drehte sich zu mir um. "Ja.", antwortete sie mir freundlich. "Aber duzen wir und doch besser nicht. So alt bin ich dann doch noch nicht. Ich bin Mila.", stellte sie sich vor. Sie war mir sofort sympathisch.
Erfreut schüttelte ich ihr die Hand. "Ich bin Livia, aber nenn' mich einfach Liv. Meine Tochter Amy und dein Sohn haben sich glaub ich ganz gut angefreundet.", meinte ich und schaute zu unseren Kindern, die lachend auf dem Boden saßen.
Mila nickte und lächelte auf ihren Sohn hinab.
Spontan fragte ich: "Sag mal, das kommt jetzt vielleicht etwas kurzfristig, aber hättest du vielleicht Lust bei uns zu Mittag zu essen? Dann können wir uns noch etwas besser kennen lernen."
In Milas Augen leuchtete etwas auf. "Oh ja gerne. Du musst wissen, dass mein Freund mich sitzen gelassen hat, als ich ihm erzählte, dass er mich geschwängert hat. Und dann stand ich plötzlich alleine da. Erst schwanger, dann mit einem Kind."
Ich nahm sie einfach in den Arm.
"Danke.", murmelte sie irgendwann leise.
Lächelnd löste ich mich von ihr. "Kein Problem. Und jetzt aber los. Mein Freund wartet sicher schon."
Lächelnd nickte sie und zog Daniel weiter an, während ich Amy zum Abgang bereit machte.
Keine zehn Minuten später waren wir schon auf dem Weg zu Harrys Wohnung.
"Und du bist sicher dein Freund hat nichts dagegen, wenn du auf einmal jemanden mitbringst?"
Ich winkte ab, während ich unsere Kinder beobachtete. Daniel hatte Amy an der Hand gefasst und zog sie lachend weiter. "Ach was. Er bringt auch andauernd Freunde mit, also darf ich das auch.", meinte ich und grinste sie an.
Und wie ich gesagt hatte, wurde es ein durchaus witziges Mittagessen zu fünft. Ich war mir sicher, aus Mila und mir könnten richtig gute Freunde werden.
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Won't Give Up On Us [Harry Styles]
Fanfiction"Mommy?" Ich sah zu meiner Tochter. Bis eben hatte ich auf den Fleck gestarrt, wo der Vater meines Kindes verschwunden war. Ich schüttelte den Kopf über mich selbst und sah zu meiner Tochter. "Ja, Minnie?", antwortete ich ihr und nahm sie von Louis'...