#1 - Neue Heimat

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Kapitel 1
Neue Heimat

Ich verließ das Haus früh. Das Haus, das ich ursprünglich niemals ohne ihn verlassen wollte. Einen Brief, den ich hinterlassen hatte, würde nichts erklären. Jedenfalls nicht das, was er sich fragen würde, wo ich war. Und das Warum. Das blieb ebenfalls offen. Er würde sich immer noch fragen, warum ich gegangen war. So war es gewünscht. Vielleicht würde e r irgendwann doch darauf kommen, warum ich gegangen war und vor Allem warum. Aber bis dahin war ich wohl schon etwas weit entfernt, als dass er mich mit viel Erfolg suchen könnte.

Einmal blickte ich zurück, als der Taxifahrer meine Koffer ins Auto hievte und mich bat einzusteigen. Widerwillig tat ich, was er von mir verlangte. Freiwillig ging ich nicht, auf keinen Fall. Aber was sollte man machen, wenn morgens um acht Uhr auf einmal Männer wie Schränke in schwarz vor einem stehen und von einem verlangen, sich fertig zu manche, weil man in etwa zwei Stunden umziehen würde? Richtig, voller Verwirrung und Verzweiflung tausendmal fragen, warum, und es letztendlich doch tun, weil sie einfach in die Wohnung kommen und anfangen deine Sachen zu packen.

So stand ich nun also hier am London Heathrow und wartete auf meinen Flug. Wo es genau hinging, wusste ich selbst nicht. Es sei zu meiner eigenen Sicherheit, hatten sie gesagt. Man sollte meinen, ich sei alt genug, um selbst zu entscheiden, ob und was zu meiner eigenen Sicherheit ist.

Kurz bevor ich in den Flieger einstieg, drehte ich mich zu den freundlichen Damen am Flugzeugeinstieg.

„Entschuldigung, wo geht dieser Flug überhaupt hin?", fragte ich sie. Ihr Gesicht hätte ich fotografieren müssen.

„Nach Dublin.", antwortete sie schließlich. Ich nickte dankend und suchte mir meinen Platz.

~

Etwa zweieinhalb Stunden später landete ich also in Dublin. Der Flug von London nach Dublin war zwar normal nicht so lang, aber es hatte einige Komplikationen am Flughafen gegeben.

Ich nahm meinen Koffer vom Band und ging Richtung Ausgang. Dort nahm ich mir ein Taxi und fuhr los. Anscheinend steckte der Taxifahrer auch mit ihnen unter einer Decke. Ohne ein Wort fuhr er mich zu dem Haus, das nun wohl mein neues Zuhause sein sollte. Es sah schon niedlich von außen aus, es war eben so ein typisches irisches Haus, das man aus sämtlichen Filmen kannte.

‚Zu Hause' packte ich meine drei Koffer aus - mehr hatte ich nicht. Ich hatte in Eile packen müssen. Die ganzen vom Management eingepackten Kisten und Kartons würden wohl anscheinend erst später ankommen. Das war ja mal wieder typisch. Ich vermutete, dass sie die Kisten erst inspizierten, bevor sie sie nach Dublin fliegen ließen. Jedenfalls hatten wir anscheinend keine Zeit verlieren dürfen, dem nach zu urteilen, wie schnell wir hatten packen müssen.

Er war nur etwa für fünf Stunden gefahren. Zum Frühstück wollte er wieder zurück sein. Also so gegen neun Uhr, dachte ich.

Nur war ich dann nicht mehr da.

Ich schreckte auf, als es an der Tür klingelte. Aus Angst, ich war nicht weit genug weg für sie, öffnete ich die Tür nur sehr langsam. Meine Angst verschwand, als ich sah, wer da vor der Tür stand. Sie war lebensfroh, das wusste ich schon vom ersten Mal an.

„Hallo!", begrüßte sie mich und reichte mir ihre Hand. „Ich bin Claire. Ich hab' gesehen, es zieht jemand neu ein und hab' gedacht, ich komme mal rüber schauen und frage, ob ich irgendwas helfen kann."

Ich nahm ihre Hand und schüttelte sie.

„Hi.", meinte ich, etwas überrumpelt. „Ich bin Livia. Willst du nicht erst mal reinkommen?"

„Ja gerne. Von wo kommst du? Du hast einen britischen Akzent." Sie lächelte warmherzig.

Ich lächelte zurück. „Ja, ich komme aus England. Ich bin aus London hier her gezogen. Ach, willst du vielleicht etwas trinken?"

Claire nickte freudig. „Gerne. Warum bist du hierher gezogen?", fragte sie während wir uns im Wohnzimmer auf die Couch setzten. Zum Glück hatten sie daran gedacht, die Wohnung schon komplett einzurichten.

Ich fing an, Koffer auszupacken. „Soll ich dir helfen, Livia?", fragte Claire. Ich richtete mich auf und lächelte ihr dankbar zu. „Ja, gerne."

Schneller als gedacht waren wir fertig. „Wollen wir in die Stadt? Ich kann dich ein bisschen rumführen und dir zeigen, was hier so los ist.", bot Claire mir an.

Ich sah sie fragend an. „Ist hier denn was los? Ich dachte, das sieht hier eher aus wie ein ganz normales kleines Städtchen in Irland und England."

Claire lachte auf. „Ist es ja auch."

Ich schmunzelte und nickte. „Oh.", machte ich.

Auf meine Zusage hin, bummelten wir jetzt durch meine neue jetzige kleine Heimatstadt Rathmore in Irland. Ich vermisste London, aber wenn ich mich hier umsah, konnte es doch noch ganz schön werden.

Wenn ich nur nicht immer an ihn denken müsste...

Won't Give Up On Us [Harry Styles]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt