#9 - Mommy? Wo bist du nur?

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Kapitel 9
Mommy? Wo bist du nur?

Die Zeit verging so schnell. Zu schnell.

Inzwischen hatte ich unzählig viele Fotoalben mit Amy. Amy alleine. Amy und Mrs. Penny. Amy und ich. Amy und Tante Claire. Amy und Mom. Amy und Dad. Amy und Mom und Dad.

Es kam mir vor wie gestern, dass Amy das erste Mal gelächelt hatte, dass ihr die ersten Zähnchen gewachsen waren, dass sie das erste Mal ‚Mommy' gesagt hatte. Ihr ersten Schritte, ihr erster Kindergartentag.

Bei dem Gedanken, dass Harry Diese Erlebnisse von allen ersten Sachen, die Amy getan hatte, nicht teilen konnte, wurde ich immer traurig. Er hatte sich, als wir noch zusammen waren, immer so sehr gefreut, später einmal seine Kinder aufwachsen zu sehen. Und nun hatte er all das bei seiner ersten Tochter schon verpasst.

Ob er wohl noch oft an mich dachte?

Es war immerhin schon über vier Jahre her, dass ich ihn in England alleine gelassen hatte. Ich hoffte so sehr, dass er mich nicht vergessen hatte. Er war trotz seiner Abwesenheit immer noch Teil der Familie. Amys und meiner Familie.

Meine kleine Amy war gar nicht mehr so klein. Sie war inzwischen fast vier Jahre alt und fragte zu meinem Bedauern ziemlich viel nach ihrem Daddy.

Das war das Einzige, das mich nicht glücklich stimmte, seit sie in den Kindergarten ging. Jetzt sah sie nämlich, dass andere Kinder auch von ihrem Daddy abgeholt wurden, während sie ‚nur' mich hatte.

„Mommy?"

Ich wischte mir schnell die Träne von der Wange und legte den Bilderrahmen neben mich.

„Ja, Maus?"

Amy kam zu mir gelaufen und krabbelte auf meinen Schoß. Dann kuschelte sie sich an mich und legte ihre kurzen Arme um meinen Hals.

„Warum weinst du?"

Für ihre vier Jahre war Am< klug. Sie nahm den Bilderrahmen und sah sich das Bilg an.

Dann zeigte sie darauf. „Das bist du, oder?", fragte sie und sah von dem Bild auf. Ich nickte und strich ihr eine der braunen gewellten Strähnen aus den Augen.

„Und wer ist das?", fraget sie und zeigte erneut auf den Foto. Ich sah auch darauf. Sie zeigte auf Harry.

Es war das Bild von mir und den Jungs auf dem Spielplatz. Ich seufzte und streichelte meiner Tochter über den Rücken.

„Das ist Harry, Maus."

Sie sah weiterhin auf da Bild. „Das ist Daddy, oder?"

Ich sog scharf die Luft ein. „Warum denkst du das, Minnie?"

Sie sah wieder eine Weile auf das Foto. „Ich weiß nicht. Ich lächele so wie er."

Ich schwieg. „Und Lisa aus dem Kinderarten hat mir erklärt, dass man als Kind immer etwas von seinen Eltern kriegt. Und dann habe ich in den Spiegel geguckt. Ich habe deine Augen und dein Haare. Aber meine Nase gehört nicht dir, Mummy. Und ich lache anders als du. Du hast nicht diese Löcher in den Wangen, wenn du lachst."

Trotz der Situation musste ich schmunzeln. „Das sind Grübchen, Maus.", verbesserte ich sie.

Doch Amy sah mich nur weiterhin mit großen Augen an und wartete auf meine Antwort. Ich seufzte erneut und lächelte sie traurig an. „Also, Maus. Das auf dem Foto ist wirklich dein Daddy.", gab ich dann zu.

Ich sah noch einmal auf das Foto. Wir sahen damals alle so glücklich aus. Und nun? Es war ja nicht so, dass ich mit Amy nicht glücklich war, auf keinen Fall, aber mir fehlte Harry im Moment einfach zu sehr...

Er saß mir einem Brief in seinem Zimmer auf dem Bett und starrte Löcher in die Decke.

Vier Jahre.

Ach was, mehr als vier Jahre. Er vermisste sie.

Ein Klopfen an der Tür ließ ihn aus seiner Trance aufschrecken.

„Mate, wir gehen jetzt, ja?", hörte er die Stimme seines besten Freundes.

Er reagierte nicht. Er wusste, auch ohne Reaktion würden sie gehen und ihn erst mal in Frieden lassen.

Er verstand sie einfach nicht. Warum hatte sie das getan?

Er war damals schon unruhig gewesen. Sein böser Verdacht hatte sich leider bestätigt, als er nach Hause gekommen war und keiner daheim gewesen war.

Wie er sie vermisste.

Abermals fuhr er sich durch die Haare und wischte sich ärgerlich eine der Tränen von der Wange, die ihm mal wieder ohne, dass er es bemerkt hatte, über die Wange gelaufen war.

Wo sie jetzt wohl war? Ob es ihr gut ging?

Er hoffte es.

Sooft er es auch versucht hatte. Er konnte einfach nicht schlecht über sie denken. Er konnte es einfach nicht. Nur vermissen tat er sie schrecklich.

Warum hatte sie nicht mit ihm über ihre Sorgen oder Probleme geredet? Es wäre so viel einfacher gewesen, als einfach zu gehen und ihn mit nur einem rätselhaften Brief zurück zu lassen.

Er drehte sich auf den Rücken und starrte an die Decke. Seine Hände lagen über seiner Brust und er strich mit den Fingerspitzen über das Einzige, was ihm von ihr geblieben war. Der Brief und ein Foto von dem früher glücklichen Paar.

„Wo bist du nur, Love?", flüsterte er mit gebrochener Stimme.

Won't Give Up On Us [Harry Styles]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt