Lavinia PoV.:
Fluchend rappelte ich mich vom nassen Rasen wieder auf. Ich wischte mir den Matsch von der Wange.
„Lavinia! Alles in Ordnung? Das sah ziemlich übel aus!" , meinte Andreas, der auf mich zugeeilt kam.
„Jaahhhh... Ich hab' 'nen Verlangsamerungszauber benutzt. Ist nicht so schlimm", beruhigte ich ihn.
Bald war das Quidditchspiel gegen Norden und Andreas trieb uns zu immer früheren Zeiten aus dem Bett, damit die Anderen bloß nicht unser Training beobachten konnten. Hope verfluchte ihn auch, da er jeden Spieler persönlich weckte oder ihn von den Anderen wecken ließ. Danach hieß es aufwärmen, trainieren, Theorie als auch Praxis, duschen, Uniform anziehen und frühstücken.
Das Training war schon bald zu Ende und ich konnte mich duschen gehen, da ich immer noch mit sehr Matsch bespritzt war.
Beim Frühstücken entdeckte ich Hope unausgeschlafen an einem der Tische. Vor ihr stand eine Tasse Milch mit einem Schluck Kaffee. Ich wettete, dass sie einen richtigen Berg Zucker hinein geschüttet hatte. Ich war hingegen schon recht wach, wegen der kalten Dusche und den spätnächtlichen Training (es war so früh, dass man es nicht frühmorgendlich nennen konnte). Mit einem Brötchen bewaffnet machte ich mich daran meinen Hunger zu vernichten. Erst nach dem zweiten Brötchen, einer Schale Müsli und zwei Tassen Kakao hatte ich es geschafft, meinen Hunger zu besänftigen.
"Guten Morgen, Hope! Hat die güldene Sonne dich wachgeküsset mit ihren sanften Strahlen?", fragte ich leicht amüsiert.
"Nein, da war ein putzmunterer Andreas, der nachts um drei mit einem Megafon in unser Zimmer geplatzt ist und dich persönlich zum Quidditchtraining geweckt hat!" Sie warf meinen Trainer, der gerade den Speisesaal betreten hatte, einen düsteren Todesblick zu. "Achtung, Andreas!", konnte ich noch rufen, bevor ein Stück Brot ihn traf. Er pickte es von seinem Hemd und kaute.
"Mhmm, Buttertoast mit einem Hauch Erdbeermarmelade",schmatzte Andreas genüsslich.
"Verdammt! Die Marmelade hat sein Hemd nicht getroffen!", hörte ich Hope fluchen.
"Tja, ich bin Quidditchspieler!", meinte Andreas und ging zu seinen Freunden aus Süden.Der Tag des Quidditchspiels war grau und stürmisch. Bald würden die Ferien anbrechen. Und damit auch Maras Geburtstag. Ich vermisste sie sehr.
Marco riss mich aus meinen Gedanken.
"Hier, Lavinia! ", rief er und warf mir mein Schlagholz zu.
Instinktiv fing ich es auf.
"Danke, Marco!"
Mit Eleanore in der Hand ging ich zusammen mit meinem Team auf das Feld.
Blau traf auf Silber.
Nach dem Anpfiff flogen wir blitzschnell in die Höhe und achteten auf die Klatscher.
Unsere Jäger bekamen den Quaffel nach langem Blocken und Passen in die Hände. Ab da setzte das spätnächtliche Training ein und die Ostenjäger warfen sich die Bälle mit traumwandlerischer Sicherheit zu.
Der Kommentator schmetterte in sein Megafon: "Seht euch an, wie zielsicher die Jäger von Osten sind! Das liegt wohl an dem frühen Training, das Mannschaftskapitän Andreas verordnet hat! Ich habe gehört, dass die Mannschaft teilweise um halb vier Uhr morgens auf dem Feld stehen musste! Das wär' ja wirklich nichts für mich! Es lebe der Schlaf!"
In der Ostenfankurve johlte es und der Kommentator (Ich wusste seinen Namen einfach nicht mehr!) meinte etwas verwirrt: "Ähh... Das müsste ein Tor für Osten gewesen sein.. Glaube ich..."
So ging es weiter. Am Ende siegten wir mit zweihundertzwanzig zu siebzig.Die letzten Tage vor den Herbstferien zogen sich wie Kaugummi. Die Blätter auf den Ländereien färbten sich alle langsam blutrot. Es war ein prächtiges Farbenspiel, das mich irgendwie fröhlich stimmte. Ich mochte es, wenn der Wind peitschte und es regnete. Hope hielt mich dann für verrückt, wenn ich bei Regen unbedingt nach draußen wollte.
Wir fuhren zu Hope nach Hause. Dort angekommen, wurden wir sofort von Rose begrüßt:
"Und? How was Schwanstein? Ich hoffe, Osten hat im Quidditch doch wohl gewonnen? Mit Vinia als Treiberin ganz bestimmt. Ach, hi Hope!"
Leicht beleidigt, weil ihre kleine Schwester sie ignorierte, meinte Hope: "Hallo Rose. Auch schön dich zu sehen, ich habe dich auch sehr vermisst!" Dann umarmte Hope ihre kleine Schwester fest. Ich vermisste meine kleine Mara so sehr! Ich schluckte, biss fest die Zähne zusammen und reckte mein Kinn in die Luft.
"Vinia, alles in Ordnung? Du schaust so komisch!"
"Ja, ja, alles in Ordnung... Es ist nur... Ich vermisse Mara." Das Zittern in meiner Stimme konnte ich nicht unterdrücken. Dann verschleierte sich meine Sicht und ich wich vor Hope und Rose zurück. Dann drehte ich mich um und rannte die Treppe hinauf in mein Zimmer unter dem Dachboden.
In meinem Zimmer verkroch ich mich in die hinterste Ecke, bevor ich meinen Gefühlen freien Lauf ließ und die Tränen meine Wangen herunterströmten. Gleichzeitig fing es an, im Zimmer zu gewittern. Immer wenn ich schluchzte, zuckte ein neuer Blitz durch die Wolke, die sich im Zimmer gebildet hatte, und traf eines meiner Möbelstücke. Durch den Regen hörte ich nicht die Schritte, die die Leiter zum Dachboden hochstiegen.
"Vinia?", fragte Hope, als sie die Tür öffnete. "Alles in Ordnung?" Dann erblickte sie die Gewitterwolke und stockte. "Oh... Das... ist... regnerisch?"
"Verschwinde, Hope!", rief ich energisch. Doch Hope blieb stur wie ein Esel in der Tür stehen. Wusste sie denn nicht, in welcher Gefahr sie sich befand? "Ich sagte, verschwinde! Was verstehst du daran nicht? Geh! Lass mich nur in Ruhe!"
"Nein, warum sollte ich?"
Als Antwort zuckte ein Blitz stark in ihre Richtung, woraufhin sie zurückwich. Trotzdem blieb sie im Zimmer stehen und erklärte: "Ich habe keine Angst vor Blitzen. Das ist nur Strom, vollkommen physikalisch erklärbar."
"Ein Gewitter auf dem Dachboden ist aber eher nicht vollkommen physikalisch erklärbar, also lass mich in Ruhe! Okay?"
Hope weigerte sich trotzdem aus der Tür zu gehen, und meinte bloß: "Ich habe auch keine Angst vor dir, Vinia. Du bist nicht gefährlich."
"Ach ja? Weißt du eigentlich, was man mit diesen Kräften anstellen kann? Wozu ich gezwungen wurde? Als kleines Mädchen, noch nicht mal zehn Jahre alt. Mein Vater ist ein grausamer Mann. Der Krieg hat ihn zerstört."
"Aber das heißt nicht, dass du gefährlich bist", wiederholte Hope ein weiteres Mal.
"Na und? Bitte, Hope, lass mich einfach in Ruhe." Dann schleuderte ich Hope mit einem Windstoß aus dem Zimmer und ließ die Luke zuknallen.Ich hörte, wie sie redeten. Ich hörte, wie sie über mich redeten, über meine Gabe. Als es später wurde, brachte Hope mir einen Teller mit Abendessen, sie hatte blaue Flecken an den Armen und Beinen, ihr Kiefer sah ziemlich lädiert aus, wahrscheinlich gebrochen und mit Heilzaubern wieder geheilt. Ich rührte das Essen jedoch nicht an. Ich war ein kleines emotionales labiles Häufchen aus Selbstmitleid. Es dauerte ein paar Stunden, bis ich mich hinlegte um zu schlafen. Das klappte erst, als ich mir eine Welt vorstellte, in der ich mit Mara immer noch zusammen im Großen Haus lebte. Dann schlief ich ein.
Am nächsten Morgen wachte ich auf und ich merkte, dass die ganze Sache ja doch nicht so schlimm war, wie sie zu sein schien. Ich war manchmal einfach nur eine Pessimistin. Ich ging runter zum Frühstück und wurde, vor allem von Hope, angestarrt.
"Vinia?", fragte Rose in ihrer direkten Art. "Schießt du immer noch mit Wind und Gewitter durch die Gegend?"
Ich lächelte und erwiderte: "Nein, jetzt nicht mehr."
"Schade", meinte Rose. "Dann hätte ich Drachen steigen lassen können."
Jetzt lachten auch die anderen.
"Muhum?", quengelte Rose. "Können wir heute in den Zoo gehen?"
"Bist du dafür denn nicht schon viel zu alt?"
"Für den Zoo ist man niemals zu alt. Und außerdem gibt es da Hippogreife und Drachen und manchmal auch Einhörner. Und Goldene Schnatzer."
"Ach so, du meinst das ehemalige Zentrum für Magiezoologie."
"Ja, genau das meine ich. Können wir bitte in den Zoo gehen? Danke, Mum", strahlte Rose, als ihre Mutter bejahte.Und so kam es, dass wir gegen Mittag das Flohnetzwerk zum ehemaligen Magiezoologiezentrum in Berlin benutzten.
Wir kauften uns Eintrittskarten und gingen in den Zoo hinein.
Wir standen gerade vor dem Gehege für Erklinge, einer deutschen Art Elf, als ich ein vertrautes Gesicht in der Menge ausmachte. Es war Mara.
Was für ein wunderbares Ende...
...für ein Kapitel, das für sieben Wochen Zeit viel zu kurz ist.
Tut mir leid, aber ich bin ein vielbeschäftigter Mensch.
Auch in den Ferien?
Ja, besonders da. Da meint meine Mutter nämlich, dass ich Freizeit hätte und gibt mir haufenweise Aufgaben. Ich komme dann einfach nicht zum Schreiben.
Vielleicht solltest du einfach in weniger Chören singen.
Nein, nein, den Großteil des Kapitels habe ich nämlich während der Chorprobe geschrieben. *beginnt, irgendein undefinierbares Lied zu singen, das wahrscheinlich aus der Kirche stammt*
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Memories... und die magische Entstehung eines Buches (HP FF/Rumtreiberzeit)
FanfictionHope und Lavinia gehen auf das Institut für praktische und theoretische Magie in Alt Schwanstein. Begleitet die beiden auf ihrem zauberhaften, wenn auch nicht immer ganz wie geplanten, Weg und deckt mit ihnen Geheimnisse auf. PS: Es wäre hilfreich f...