Kapitel 24 (Hope)

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Es war Donnerstag, der Unterricht war fast vorbei, nur die letzte Doppelstunde lag noch vor uns: Alte Runen. Lia, Mia und Liz, die dieses Fach ja nicht gewählt hatten, begleiteten uns noch bis zum Klassenraum, dann verabschiedeten sie sich.
„Nun trennen sich unsere Wege", begann Mia mit tragischer Stimme. „Lily, Ginger, euch werden wir nach dieser Stunde wiedersehen, denn ihr habt nette Gruppenmitglieder bekommen. Aber dich, Hope, sehen wir nun vielleicht zum letzten Mal."
Nun stieg auch Liz in das (viel zu tragische) Schauspiel mit ein. Voller Trauer erklärte sie: „Mia hat recht. Zu deinem Unglück bist du in einer schrecklichen Gruppe gelandet. Eines deiner Gruppenmitglieder ist ein Rumtreiber, zwar nicht ganz so nervig wie die anderen, aber trotzdem, ein Rumtreiber. Das andere Gruppenmitglied ist in Slytherin und hasst die Rumtreiber."
„Aber Sev ist nett!", warf Lily ein.
„Lily!", ermahnte Ginger sie mit gespielt strenger Stimme. „Du darfst diesen Moment des Abschieds nicht ruinieren."
Nun begann Lia zu sprechen: „Unsere arme Hope muss nun also eine Gruppenarbeit überleben, mit zwei Leuten, die einander hassen. Sie hat kaum Überlebenschancen, und deshalb müssen wir uns nun von ihr verabschieden. Leb wohl, Hope."
„Leb wohl, Hope", wiederholten Mia und Liz, wobei Liz kurz davor war, loszulachen. Lily übrigens genauso, und auch Ginger und Lia sahen so aus, als könnten sie sich ein Lachen nicht mehr lange verkneifen. Mia dagegen sah vollkommen ernst aus (sie war ja auch wie ich in der Theater-AG) und fragte nun: „Hast du noch irgendwelche letzten Worte, die du uns mitteilen möchtest, Hope?"
„Nun", begann ich, „ich möchte mich herzlich für euren rührenden Abschied bedanken. Ich freue mich, so tolle Freundinnen wie euch gehabt zu haben, und hoffe, dass ihr alle ein schönes langes Leben haben werdet." Ich unterbrach meinen Monolog, um mir eine imaginäre Träne aus dem Augenwinkel zu wischen. „Noch nie hatte ich so viel Freude wie während unserer gemeinsamen Zeit auf Hogwarts, die leider viel zu kurz war. Bitte erfüllt mir meinen letzten Wunsch und schreibt auf meinen Grabstein: ‚Sie starb im Unterricht, als sie gezwungen wurde, mit einem Rumtreiber und Lilys bestem Freund aus Slytherin in einer Gruppe, die einander hassen, zu arbeiten.'"
Nun begannen Lily und Liz, zu lachen, Ginger und Lia versuchten konzentriert, ernst zu bleiben.
„Gerne werden wir dir deinen letzten Wunsch erfüllen, Hope. Jedoch habe ich noch eine Frage an dich: Möchtest du deinen Grabstein vielleicht in Form eines Chemiebuches haben?"
Auch Lia und Ginger lagen jetzt lachend am Boden. Die anderen Schüler sahen uns seltsam an, aber vermutlich hatten sie auch allen Grund dazu, wenn man bedachte, was sie sahen: Vier Mädchen, die lachend am Boden lagen und so aussahen, als würden sie jeden Moment ersticken, und zwei Mädchen, die mit zutiefst traurigen Gesichtern daneben standen.
„Geht es euch gut?", fragte ich die anderen, und sobald Ginger ein verzweifelt klingendes „Klar, wir ersticken hier nur gerade fast vor Lachen" herausgebracht hatte, wandte ich mich wieder Mia zu und meinte: „Einen solchen Grabstein fände ich wunderbar, du bist eine wahrhaft treue Freundin. Jedoch denke ich, dass wir diese Konversation nun nicht fortführen können. Die Klasse wurde aufgeschlossen, wir müssen rein. Bis später, Mia."
Auch Mia hörte auf zu schauspielern und erwiderte: „Bis später, Hope."
Ich half Lily und Ginger, vom Boden aufzustehen, dann gingen wir in den Klassenraum. In diesem blieben wir aber nicht lange, da wir für unsere Recherchen in die Bibliothek gehen und uns dort in unseren Gruppen zusammensetzen sollten.

Kurz darauf saß ich mit Severus Snape und Remus Lupin an einem der Tische in der Bibliothek. Lupin saß rechts von mir, Snape links. Beide starrten einander wütend an, hatten sich aber bisher noch nicht gestritten. Was allerdings nicht besonders schwierig war, da sie bisher noch kein Wort gesprochen hatten.
„Also, habt ihr euch schon Gedanken über das Projekt gemacht?", versuchte ich ein Gespräch zu eröffnen. Der Versuch scheiterte.
„Unser Thema ist ja Latein", fuhr ich fort. „Auf Schwanstein zählt Latein zu meinen Wahlfächern, wir haben nämlich auch Muggelwählfächer. Kann einer von euch Latein?" Keine Antwort. Dann, nach einigen Sekunden, schüttelte Lupin den Kopf. Snape zögerte, schüttelte aber ebenfalls den Kopf. Dann schwiegen beide wieder.
Fünf Minuten später hatte ich es immer noch nicht geschafft, ein Gespräch zu beginnen. Also beschloss ich: „Okay, während ihr euch hier also anschweigt, werde ich schon mal damit anfangen, einen ungefähren Plan für unser Projekt zu erstellen. Wir sollen ja auch einen Vortrag halten, ich habe mir gedacht, dazu erstellen wir am besten ein Plakat. Natürlich können da nur die wichtigsten Stichpunkte drauf, sonst würde das Plakat ja riesig werden..." Ich hörte auf zu sprechen und begann zu arbeiten. Wenig später blickte ich nochmal auf, um den beiden zu sagen: „Ihr wisst aber schon, dass man für Arbeitsverweigerung eine schlechte Note bekommt?"
„Die Note wird nur durch die O.W.L.-Prüfung am Jahresende festgelegt, für schlechtes Verhalten während des Unterrichts bekommt man Nachsitzen oder man verliert Hauspunkte", erklärte Lupin.
„Ach, habt ihr jetzt also doch beschlossen, euch nicht bloß anzuschweigen? Wollt ihr dann jetzt endlich ernsthaft an dem Projekt arbeiten?"
Kurz schwiegen beide, dann stimmten sie zu. Also begann ich, ihnen meinen bisherigen Plan für unseren Vortrag zu erläutern, mit dem sie überraschenderweise beide einverstanden waren.
„Ich würde vorschlagen, wir suchen jetzt ein wenig nach Büchern über Latein", meinte ich.
„Ich glaube nicht, dass die Bibliothek viele Bücher darüber hat, das Fach wird auf Hogwarts schließlich nicht unterrichtet", gab Snape zu bedenken.
„Stimmt..." Ich überlegte kurz, dann schlug ich vor: „Wenn wir hier nichts finden, kann ich meine Freundinnen auf Schwanstein bitten, uns ein paar Bücher aus der Schwanstein-Bibliothek zu schicken. Okay?"
Die beiden nickten.
„Dann sollten wir jetzt nach Büchern schauen."

Am Ende der Stunde hatten wir insgesamt fünf Bücher über Latein gefunden. Mit der Erklärung „Ich schaue sie mir erst mal an und prüfe, dass sie nicht zu kompliziert sind" packte ich sie ein und ging zu Ginger und Lily.
„Ginger, Lily, kommt ihr?", fragte ich meine Freundinnen.
„Ich wollte noch mit Severus für Zaubertränke lernen", entgegnete Lily entschuldigend. „Wir sehen uns dann später." Mit diesen Worten verschwand sie in Richtung des Tischs, an dem Snape saß.
Auch Ginger schüttelte den Kopf. „Hausaufgaben, Geschichte der Zauberei. Du weißt schon, dieser Aufsatz über den einen Zauberer, wie auch immer er hieß, und warum seinetwegen ein kompletter Koboldstamm vernichtet wurde."
„Lia hat den schon fertig. Bestimmt darfst du bei ihr abschreiben, durfte ich auch. Sonst musst du keine Hausaufgaben mehr erledigen?"
„Nein, von mir aus können wir gehen."
Wir verließen die Bibliothek und plauderten dabei weiter.
„Hast du eigentlich auch schon alle Hausaufgaben fertig, Hope?", erkundigte Ginger sich.
„Fast. In Verwandlung fehlt mir noch der Schlussteil des Aufsatzes, und Zaubertränke muss ich noch in ordentlich aufschreiben, am Rand meines Aufsatzes stehen ein paar chemische Formeln."
„Du und deine Chemie..." Lachend schüttelte Ginger den Kopf. Ein paar Gänge weiter viel ihr auf: „Oh, Mist, ich hab mein Zauberkunstbuch in der Bibliothek liegen lassen! Macht es dir was aus, wenn ich kurz zuruückgehe und es hole?"
„Geh nur, wir sehen uns dann im Gemeinschaftsraum", erwiderte ich.
Ginger nickte und ging eilig zurück in Richtung Bibliothek.
Ein paar Korridore später kam mir Vinia entgegen. Sie hatte in den letzten Tagen scheinbar beschlossen, dass wir uns ignorierten. Trotzdem nickte ich ihr höflich zu. „Lavinia", begrüßte ich sie.
Entgegen meiner Erwartungen antwortete sie. „Hope." Ihre Stimme klang höflich, aber kühl, ebenso wie meine. Niemand hätte wohl erkennen können, dass wir bis vor kurzem beste Freundinnen gewesen waren.
„Und, wie geht es dir?", fragte ich.
„Gut, danke. Und dir?"
„Auch." Schweigen. Smalltalk war noch nie meine Stärke gewesen.
„Ich muss dann auch wieder los", sagte ich schließlich.
„Ja, ich auch. Good bye."
„Good bye."
Wir gingen weiter, beide in verschiedene Richtungen. Es war ungewohnt gewesen, so mit Vinia zu sprechen. Immerhin war sie meine beste Freundin... gewesen. Und jetzt schien es so, als wären wir nie mehr als Klassenkameradinnen gewesen, die ab und zu mal ein paar höfliche Worte miteinander wechselten, sonst aber nichts voneinander wussten. Ich seufzte leise und schüttelte den Kopf über meine Gedanken. Diese Einstellung brachte mir auch nichts. Und schließlich hatte ich meine Freundinnen – und die würden mich sicher nicht so schnell im Stich lassen oder sich mit den Rumtreibern anfreunden.

Anmerkung für Toasty (nach dem Übersetzen löschen):
Es wird alles Gesprochene ins Englische übersetzt.

Och, nein... Ernsthaft?
Ja, gut, dann halt nicht. Aber wenn Hope mal wieder mitten im Satz ins Englische/Deutsche wechselt, musst du doch noch mal ein Kapitel übersetzen.

Aber das kann man bestimmt auch anders lösen. Hope ist ja eine native speaker... äh, Muttersprachlerin, also versteht sie das Englische ja perfekt. Vinias Kapitel werde ich ja in Englisch schreiben.

Es klingt aber schöner, wenn das Englische englisch und das Deutsche deutsch ist, wenn im Kapitel beide Sprachen verwendet werden.

Wollen wir heute noch Eisessen gehen?

Ich weiß nicht, wir wollen ja eigentlich noch Die Bestimmung gucken...

Wir können auch Eisessen gehen und dann den Film gucken... *schaut verwirrt auf den Bildschirm* Jetzt versteh ich Wattpad gar nicht mehr... Erst normal im Wechsel, dann nur kursiv und jetzt gerade?

Hoffentlich verstehen unsere Leser das auch.


Memories... und die magische Entstehung eines Buches (HP FF/Rumtreiberzeit)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt