Kapitel 34 (Hope)

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„Und ihr seid euch sicher, dass das funktioniert?" Skeptisch beäugte James meinen Trank.
"Ganz sicher", bekräftigte ich zum bestimmt zwanzigsten Mal.
"Aber das Zeug ist doch explosiv", gab Peter zu bedenken.
"Genau genommen", erklärte Vinia, "ist es momentan ein ganz gewöhnlicher Heiltrank für Furunkel."
"Explosiv wird es erst, wenn man das da hinzufügt." Ich deutete auf einige Chemikalien. Dann zeigte ich auf andere Chemikalien und fuhr fort: "Hinzufügen werden wir aber das da. Wir wollen ja nicht, dass der Korridor in die Luft gesprengt wird."
"Aber das wäre doch eigentlich am einfachsten, oder?", fragte Sirius.
Vinia und ich sahen uns kurz an und schüttelten beide hektisch den Kopf. Vinia erklärte: "Mit sowas haben wir echt üble Erfahrungen gemacht. Vertraut uns."
Ich füllte den Trank in einige Flaschen und drückte sie Vinia und den Marauders in die Hand. "Passt bloß auf, dass das Zeug nicht ausläuft", warnte ich, während ich die passenden Chemikalien einsteckte. "Wollen wir den Plan noch mal durchgehen oder weiß jeder, was er zu tun hat?"
James warf Sirius einen Blick zu, welcher genervt stöhnte. "Merlin, Hope, wir haben diesen Plan doch schon tausendmal besprochen. Das ist total überflüssig!"
"Bei dieser Einstellung ist es kein Wunder, dass ihr so oft erwischt werdet", entgegnete ich, verzichtete aber trotzdem auf das Durchsprechen des Plans.
Vinia warf einen Blick auf ihre Uhr. "Wir sollten jetzt los." Mit einer kleinen Handbewegung säuberte sie den Kessel und ließ ihn zurück an seinen Platz fliegen, bevor sie uns aus dem Raum scheuchte und leise die Tür hinter sich schloss.

"Hier lang!" "Au! Das war mein Fuß, du Idiot!" "Könnt ihr mal aufhören, so an dem Umhang zu ziehen?" "Leise! Sonst werden wir erwischt!"
Vinia lachte leise. "Also, hier unter unserem Desillusionierungszauber ist schön viel Platz. Aber ihr wolltet euch ja lieber zu viert unter einen Umhang quetschen. Das habt ihr jetzt davon."
"Halt die Klappe, Lavi!", knurrte Sirius wütend.

Trotz des Tarnumhangs kamen wir unentdeckt in unserem Zielkorridor an. Vinia machte uns wieder sichtbar, und wir begannen mit der Arbeit. Unser Ziel war es, den Korridor, in dem wir uns gerade befanden, mithilfe eines Zaubertranks in eine riesige Rutsche zu verwandeln. Da der Korridor sich direkt über der Great Hall befand, würde das Ganze sicher sehr amüsant werden.
Vinia kippte den Zaubertrank vorsichtig auf den Boden, und die Marauders taten es ihr gleich. Ich sah immer wieder nervös zu den beiden Enden des Flures, darauf achtend, dass keine Lehrer kamen.
"Hope? Du kannst dann jetzt dieses Chemikalienzeugs verwenden", meinte James.
Ich nickte, holte meine Chemikalien hervor und machte mich ans Werk.
"Was genau machst du da jetzt?", fragte Remus interessiert.
"Ich gebe zuerst das hier in den Trank, und dann ein bisschen von dem da, aber aus sicherer Entfernung, weil das sofort reagiert. Und ich habe keine Ahnung, warum das überhaupt funktioniert, wie es funktioniert. Durch die Chemikalienkombination entsteht nämlich eine hochprozentige Säure, und die sorgt normalerweise nicht dafür, dass der Boden quasi einknickt und eine Rutsche bildet... So, alle drei Schritte zurücktreten!" Gespannt beobachteten wir, wie die Chemikalien miteinander reagierten und sich mit dem Trank vermischten. Und dann, ganz langsam und mit einem lauten Knarren, fiel der Korridor in sich zusammen.
"Mist! McGonagall im Anmarsch!", zischte Peter. "James, Tarnumhang, schnell!"
"Wie wäre es mit einem Desillusio-" "Nein!", unterbrach James Vinia, während er in seiner Tasche hektisch nach dem Tarnumhang kramte.
"Okay, ich hab's versucht." Vinia zuckte mit den Schultern und desillusionierte sich und mich. Wenige Sekunden später bog McGonagall um die Ecke. Sie sah wütend aus. Sehr wütend. Und James hatte den Tarnumhang natürlich nicht schnell genug gefunden.
"Potter! Black! Pettigrew! Lupin! Ich habe mir schon gedacht, dass das wieder einer eurer albernen Streiche ist! Nachsitzen, alle vier!" Während McGonagall den Marauders Nachsitzen aufbrummte und Hauspunkte abzog, versuchten Vinia und ich verzweifelt, nicht zu lachen. Es sah aber auch zu witzig aus. Eine wütende Professor McGonagall, die die Jungs ausschimpfte, während James immer noch unauffällig nach dem Tarnumhang tastete und die anderen drei sich nach uns umsahen, uns aber nicht finden konnten.
Kaum war McGonagall weg, löste Vinia den Desillusionierungszauber und wir brachen in lautes Gelächter aus.
"Das ist überhaupt nicht witzig!", beschwerte sich Sirius.
"Oh doch, ist es", erwiderte ich, bevor ich erneut loslachte.
"Tja." Vinia grinste. "Manchmal ist so ein Desillusionierungszauber halt doch ganz praktisch."

"Also, wie war euer Vortrag in Alte Runen?", fragte Mia Remus und mich. Wie so oft saßen wir alle am Gryffindortisch, ungeachtet der Tatsache, dass Mia, Ginger und ich eigentlich in andere Häuser gehörten.
"Super!", antwortete ich. "Wir haben ein Ohnegleichen bekommen."
Wir hatten jede Menge Gesprächsthemen. Den Unterricht, nervige Klassenkameraden, die Tatsache, dass es hier kein Wasser zu trinken gab (Kürbissaft, immer nur Kürbissaft, den ganzen Tag lang) und die Wahlen in den USA, wobei ich als einzige ungefähr wusste, wie die überhaupt abliefen. Ihr fehlendes Wissen hinderte die andere aber nicht daran, über den Präsidenten, die Parteien und das gesamte Wahlsystem zu lästern.
Dann meinte Remus plötzlich: "Ich muss noch kurz in den Krankenflügel, etwas mit Madam Pomfrey klären."
"Ich komme mit", sagte James. Die anderen Marauders and Vinia schlossen sich an, und bevor Ginger, Lily, Mia oder ich irgendetwas sagen konnten, waren sie bereits verschwunden.
Lily sah ihnen nachdenklich hinterher.
"Lils?" Ginger wedelte mit ihrer Hand vor Lilys Gesicht rum. "Worüber denkst du nach?"
"Ich habe da so einen Verdacht. Aber nicht hier, lasst uns lieber in euer Zimmer gehen."

Wir machten es uns auf dem Fußboden unseres Zimmers bequem.
"Also, Lily, raus mit der Sprache - was für einen Verdacht hast du?"
"Nun ja... Ich bin mir nicht sicher, aber... Remus fehlt recht oft, einmal im Monat, und wir wissen nie, warum. Wenn er dann wiederkommt, ist er immer blass und sieht unausgeschlafen aus. Und er hat diese Narben im Gesicht."
"Du meinst, er ist ein Werwolf?", fragte Ginger leise. "Aber wieso sollte er das vor uns verschweigen?"
"Es gibt nur eine Möglichkeit, das herausfinden", meinte Mia.

Wir fanden Remus in der Bibliothek, wo er an einem Tisch saß und Hausaufgaben machte. Von Vinia und den Marauders keine Spur.
"Hi, Remus. Können wir mal kurz mit dir reden?", fragte Mia.
"Klar, worüber denn?"
"Also, uns ist aufgefallen, dass-"
Bevor Lily wieder so viel reden konnte, unterbrach ich sie: "Remus, bist du ein Werwolf?"

Memories... und die magische Entstehung eines Buches (HP FF/Rumtreiberzeit)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt