Bulimie - Mein Retter in der Not?

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Jeder hat doch mal eine Phase in der er oder sie sich einbildet man sei zu dick oder man habe Fettpolster. Bei mir war es leider keine Phase. Meine Gedanken fingen an sich nur noch um Gewicht, Ernährung und Abnehmen zu drehen. Anfangs dachte ich es sei ganz normal, schließlich bin ich in einem schwierigen Alter. Wenn ich mich da nicht gewaltig getäuscht habe.

Durch ein paar Schicksalsschläge begann mein Körper nicht nur psychisch sondern auch physisch kaputt zu gehen. Die ersten Anzeichen waren starke Kopfschmerzen, welche extreme Magenschmerzen hervor ruften. Es wurde so schlimm, dass ich vermutet habe Migräne zu haben. Ich kann mir jedoch nicht vorstellen, dass Migräne dazu führt, dass ich nach jeder Mahlzeit so starke Magenschmerzen entwickle, bis ich mich schließlich übergeben muss ( ich habe mich nicht dazu gezwungen! ). Dummerweise hielt das ein paar Wochen so an. Ich habe in den paar Wochen beschlossen weniger bis fast gar nichts zu essen, denn wenn ich nichts esse kann ich auch nichts auskot*en. Die Folge war, dass ich ein paar Kilo verlor und das machte mich glücklich.

Nach dem diese "schreckliche" Zeit vorbei war und ich wieder normal essen konnte, hatte ich ein sehr schlechtes Gewissen. Dieses Gefühl einen vollen oder besser gesagt halb vollen Magen zu haben war so ungewohnt und eklig, dass ich nach recht kurzer Zeit beschloss mich zu übergeben. Mein Körper hat es damals von selbst getan und ,dass dies nun vorbei sein sollte, konnte und wollte ich nicht einsehen. Dieser Gedanke, dass mein Magen leer sein muss, hatte sich festgesetzt in meinem Kopf.

Natürlich hab ich zu keiner Zeit in Erwägung gezogen, dass ich an einer Essstörung leiden könnte ( ich sehe es zu diesem Zeitpunkt nicht einmal so ). Schließlich tat es mein Körper eine Zeit lang von allein - also warum nicht einfach nachhelfen? Ich beschloss nach einiger Zeit mich auch über das Thema Bulimie zu informieren, da es auch öfter von meiner Freundin  angesprochen wurde. Nach den Recherschen wurde mir erst langsam bewusst was ich meinem Körper damit eigentlich antue. Also hieß es für mich schnellstmöglich aufhören mit dem Scheiß! Leichter gesagt als getan, denn an das Gefühl mit einem ( wenn auch leicht ) gefüllten Magen konnte ich mich nicht mehr gewöhnen.Leider.

Einerseits wiege ich mich täglich und wünsche mir einen schönen und schlanken Körper, aber andererseits würde ich gerne mal eine Pizza essen können ohne danach auf die Toilette rennen zu müssen. Zu meinem Glück habe ich nie eine "richtige" Bulimie entwickelt, denn die berühmten Fressanfälle in denen man sich tausende von Kalorien reinstopft habe ich NIE gehabt. Trotzdem ist es schwer genug aus dem Teufelskreis rauszukommen. Die Gedanken ich sei zu fett und müsse mal abnehmen verfolgen mich immernoch täglich und das ist schrecklich. Auch bei diesem Thema gehe ich davon aus, ich müsse wohl bis zu meinem Lebensende damit leben.

Wie es mein Karma so will zieht natürlich meine Bulimie die Depression mit sich und umgekehrt, denn wenn ich denke ich hätte eine Sache halbwegs im Griff oder wenigstens unter Kontrolle, bricht das andere wie ein Vulkan aus mir aus. Ich kann dem nicht entkommen!

Ich bin schonmal froh, dass ich heute keine Pizza gegessen hab, denn das Ende könnt ihr euch ja vorstellen. Vielleicht fang ich ja bald eine Diät an mal schauen. Auf jeden Fall werde ich jetzt jeden Sonntag mindestens 30 min. Fahrrad fahren, um mal wieder aufzubauen, denn durch die physischen Beschwerden bin ich sehr eingeschränkt was Sport angeht.Obwohl ich damals echt gerne Sport betrieben habe. Nachteil der Depression: Verlust an Interessen; Antriebslosigkeit...

Ein Mensch mit zwei Fassaden - ein Leben mit DepressionenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt