Die Chroniken des Ragnor Fell

Was (leider) tatsächlich in Peru geschah

von malecfan_forever

 Peru 1791

Die Stadt Salaverry. Mit ihren anmutigen Gebäuden, dem prachtvollen Frachthafen...und einem pitschnassen Ragnor, der sich gerade schnaufend beim Pier aus dem Wasser zog. Kaum saß er auf dem Trockenen, begann er den Auslöser seiner klatschnassen, stinkenden Kleidung in Grund und Boden zu stieren. Was schlecht ging, der war momentan noch im Wasser "Magnus! Musstest du das Schiff jetzt noch unbedingt auf den Grund des Meeres befördern?!"

Magnus, dieser alberne Vogel hievte sich erst mal umständlich aus dem Wasser, trocknete seine eigenen, extravaganten Kleidungsstücke und schenkte Ragnor ein extrabreites Lächeln, bevor er in seinem gewohnten Unschulds-Ton antwortete.

"In fünfzig, sechzig Jahren freuen sich Taucher dann über eine riesige Ladung Vogelexkremente."

"In der ich bis zum Ellbogen feststeckte, bevor du beschlossen hast, nach der Nosta Señora del Carmen ein weiteres Schiff zu versenken."

Magnus zuckte unbeteiligt mit den Schultern "Ein weiterer Punkt auf der Liste bedeutungsschwerer Unfälle, an denen ich vollkommen unschuldig war."

Ragnor sah ihn böse an. "Du und bedeutungsschwerer Unfall ist perfekt. Aber du und unschuldig in einem Satz gehört verboten!"

Das hatte gesessen. Magnus war beleidigt, ging schmollend neben Ragnor her und sprach kein einziges Wort, während sie durch die engen Straßen Salaverrys ihrer Herberge näherten. Himmlisch. Der immer schon fast beängstigend gut gelaunte Hexenmeister hatte aber auch ein Mundwerk...was Ragnor nur mal wieder vor Augen führte, wie schön Stille sein konnte.

Das einzige was störte war der schreckliche Geruch, den beide nach diesem von Ragnor ungeliebtem Unter-dem-Meer-Abenteuer verströmten. Er würde nie wieder auch nur einen Fuß auf ein peruanisches Handelsschiff setzen. Schon gar nicht, wenn Magnus dabei war.

Und die schönsten Töne in Ragnors Ohr (nämlich gar keine von Magnus) verschwanden schlagartig, als Magnus wieder mal vollkommenen Schwachsinn von sich gab: „Glaubst du ich bekomme das Geld trotzdem?"

Ragnor blieb stehen. "Lass mich mal nachdenken... du hast gerade ein nagelneues Frachtschiff mit der momentan wertvollsten Ladung von ganz Peru versenkt. Mit vollständiger Mannschaft."

"Die jetzt die Gelegenheit hat sich geschmackvollere Kleidung zu besorgen!", unterbrach Magnus ihn strahlend. "Also habe ich eine gute Tat vollbracht!"

"Sei so gut und vollbring noch eine, indem du deine eigenen Klamotten hinterherwirfst."

Magnus seufzte theatralisch. "Du wirst nie meinen exquisiten Kleidergeschmack teilen, oder?"

Ragnor sah ihn ernst an. "Deine überaus hässliche Hutsammlung würde mir sogar noch vollkommen egal sein, wenn die Welt unterginge." Magnus zog einen Schmollmund: "Du bist heute mal wieder extra böse, meine giftgrüne Liebesschote."

"Hör auf mich so zu nennen!" Ragnor stapfte missgelaunt weiter. Magnus beeilte sich hinterherzukommen.

Weshalb war er nochmal mit ihm befreundet?

Egal wie oft er sich diese Frage stellte, Ragnor bekam einfach nicht heraus wieso dieser bescheuerte, partyverliebte Hexenmeister mit einem Riecher für schreckliche Anziehsachen (wenn man denn alles so nennen konnte) und gefährliche Abenteuer sein bester Freund war. Ja, bester Freund auch noch.

"Alsooo-" durchbrach Magnus' Stimme die Stille. "Wenn ich dir jetzt dreißig Becher chicha de molle spendiere, bist du mir dann immer noch böse wegen dem unfreiwilligen Bad?"

"Welches denn? Das in der stinkenden Substanz, deren Name ich nie wieder hören will oder das in dem eiskalten Ozean?"

"Beides."

Kopfschüttelnd sah Ragnor Magnus an. "Eine Entschuldigung täte es auch, Bane."

Mit einem ernsten Gesichtsausdruck, der Ragnor schon fast Angst machte, ging Magnus vor ihm in die Knie. "Würdest du, Ragnor Fell, mir die Ehre erweisen-"

"Eine Entschuldigung. Keinen Heiratsantrag", kam es von Ragnor.

"Ja, lass mich doch mal ausreden! Also, würdest du, Ragnor Fell, mir die Ehre erweisen, meine äußerst taktvolle Entschuldigung anzunehmen und dann zusammen mit mir zur Vernichtung sämtlicher Becher voller chicha de molle dieser Stadt zu schreiten?"

Jetzt war es wieder da. Das Wissen, wieso man unbedingt mit Magnus Bane befreundet sein sollte.

"Nun gut, aber du zahlst!"