Von hübschen Damen, Glitzer und Kohlköpfen

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von Flauschilein

Paris, 1705 

Ragnor war gerade dabei, den Tisch zu decken, als es an der Tür klopfte. Er öffnete und herein kam Catarina, die ihn gleich kräftig umarmte. Magnus trat hinter ihr ein, einen Koffer in jeder Hand, und schloss die Tür.

„Ragnor! Ist das schön dich wiederzusehen. Wo hast du nur gesteckt, altes Haus?", sagte Catarina lächelnd.

Ragnor erwiderte ihr Lächeln. „Hier und dort und nirgendswo. Und wie läuft es so bei dir?"

„Viel zu tun, aber es ist echt toll in China. Die haben dort faszinierende Heilmethoden und eigentlich wollte ich noch etwas länger bleiben als ein paar Monate, aber als Magnus mir die Einladung zu dem Maskenball geschickt hat, dachte ich mir: Du kannst es Ragnor nicht antun, dass er alleine mit Magnus auf ein großes Fest geht."

„Was soll denn das wieder heißen? Ich bereichere doch jede Feier, die ich besuche." Magnus überlegte kurz. „Naja, vielleicht nicht alle Feiern, aber trotzdem einige!"

„Ja, du bereicherst sie indem du alles in die Luft sprengst, die merkwürdigsten Tiere mitschleppst oder sonst was machst", sagte Ragnor trocken. „Weißt du eigentlich, wie peinlich das alles für uns beide ist?"

Magnus wedelte abschätzig mit seiner Hand herum und ließ sich am Tisch nieder. „Ich finde, dass du für heute erstmal genug geredet hast. Wie wäre es, wenn du uns jetzt etwas zum Essen servierst?"

Ragnor sah zu Catarina. „Setz dich, meine Liebe. Du bist von der Reise bestimmt erschöpft. Ich habe mir große Mühe mit dem Essen gegeben und ich hoffe, dass es dir schmeckt."

„Und was ist mit mir? Bin ich etwa nur Luft oder was?", rief Magnus etwas empört.

„Wenn es mir grad in den Kram passt und ich deine grelle Visage nicht ertragen kann, dann ja", antwortete Ragnor mit einem kleinen Lächeln.

„Ach Jungs, kommt schon. Heute Abend wird es schon anstrengend genug werden, da müsst ihr euch noch nicht jetzt gegenseitig die Köpfe einschlagen. Solltet ihr euch später nicht benehmen, werde ich das mit größter Freude selbst tun. Also hinsetzen, Mund halten und essen!", ging Catarina dazwischen.

„Ja Ma'am!", riefen sie im Chor.

„Wieso nicht gleich so?", sagte Catarina grinsend.

Ragnor trug die Teller mit dem Essen zum Tisch und setzte sich zu seinen zwei besten Freunden. „Ich wünsche einen guten Appetit."

Einige Stunden später beschlossen die drei, sich langsam für den Ball fertig zu machen. „Nur mal so aus Interesse... an was für eine Maskerade habt ihr gedacht?", fragte Magnus die beiden. „Kann ich nicht einfach ein schwarzes Gewand anziehen?", fragte Ragnor etwas missmutig. „Bist du denn des Wahnsinns? Wir werden auf einen Maskenball in Versailles gehen und nicht in die Kirche! Du wirst dich von mir einkleiden müssen, schließlich werden wir zu dritt auftauchen und ich habe einen Ruf zu verlieren!", rief Magnus freudig.

Sich von Magnus einkleiden lassen? Ragnor konnte sich keine schlimmere Folter vorstellen. Magnus' Ansicht von dem richtigen Dresscode unterschied sich sehr stark von Ragnors.

„Ich warne dich, Bane! Sollte ich danach aussehen als hättest du mehrere Eimer mit Farbe über mich geschüttet, werde ich dir Farbe über deine alberne Kleidung schütten!" „Bleib ruhig Ragnor. Ich habe dir das perfekte Outfit mitgebracht", sagte Magnus und verdrehte seine Augen. Er schob Ragnor in dessen Zimmer und ließ mit einem Fingerschnippen einen seiner Koffer hinterherfliegen. Ragnor ließ sich auf sein Bett fallen und schaute Magnus missmutig dabei zu, wie er den Koffer öffnete (und zwar so, dass Ragnor nicht sehen konnte, was alles darin lag) und darin herumwühlte.

Die Chroniken des Ragnor FellWo Geschichten leben. Entdecke jetzt