Kapitel 4

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Hallöchen :)

Es geht weiter!

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Kapitel 4

Der Tisch war für vier Personen gedeckt und aus einer kleinen Keramikkanne dampfte es. Das Zimmer war wirklich angenehm warm und wir ließen uns um den Tisch herum nieder.

Paul griff sofort nach einem der Sandwiches, die sich auf einer kleinen Platte in der Tischmitte türmten, und begann zu essen. Dabei brach er immer wieder in Begeisterungsbekundungen über Lucys „Backkünste", wie er es nannte, aus.

Nachdem wir uns eine Weile lang über belangloses Zeug unterhalten hatten (Paul schien sich dazu verpflichtet zu fühlen, sich als fürsorglicher Vater nach meinen Schulleistungen zu erkundigen), schwang unsere Unterhaltung unvermeidlicher Weise zu den Wächtern um.

„Und, wie geht es meinem Bruder und den anderen so?", fragte Paul und Lucy fügte hinzu: „Und Grace?"

„Grace geht's gut und Falk auch, soweit ich weiß. Oh und dein Bruder hat mir einen Brief für dich mitgegeben, Paul", fiel mir ein und ich griff in mein kleines Täschchen, um ihn zu Tage zu befördern.

„Oder besser gesagt für euch beide", verbesserte ich mich mit einem Blick auf den Umschlag, denn darauf stand „Für Paul und Lucy".

Paul nahm ihn entgegen und warf uns einen fragenden Blick zu.

„Habt ihr was dagegen, wenn ich ihn öffne? Schließlich habe ich eine ganze Weile lang nichts mehr von meinem Bruderherz gehört und würde wirklich gerne lesen, wie sehr er sein Verhalten bereut und um Gnade winselt", grinste er.

Ich schüttelte schnell den Kopf und auch Gideon hatte nichts dagegen. Lucy murmelte zwar etwas von „schlechtes Benehmen", aber das schien Paul nicht weiter zu kümmern. Er hatte das Papier bereits aufgerissen und zog mehrere Bögen Papier hervor. Damit würde er wohl eine Weile beschäftigt sein.

„Und, wie sieht es bei euch so aus?", erkundigte sich Gideon bemüht freundlich bei Lucy. Die beiden hatten ihm zwar versichert, dass sie ihm sein Verhalten verziehen hatten, doch er schien sich immer noch schuldig zu fühlen. Kein Wunder, so würde sich wahrscheinlich jeder fühlen, der die Mutter seiner Freundin hinter sich her geschleift hatte. Und das auch noch mit der Drohung, ihr etwas anzutun, falls man ihn und seine Begleitung nicht gehen ließ.

„Och wir können nicht klagen, oder Paul?", lächelte Lucy.

Angesprochener schien allerdings nur noch mit einem halben Ohr zuzuhören, denn er war schon völlig in den Brief versunken und gab nur ein zustimmendes Brummen von sich. Paul hatte vor ein paar Wochen eine gut bezahlte Stelle als Sekretär des Bürgermeisters angenommen und mit ein wenig Unterstützung durch Lady Tilney hatten die beiden sich dieses kleine Eigenheim leisten können.

Natürlich hatten die beiden inzwischen auch ihren Namen geändert. Andernfalls wäre es Paul nun nicht möglich, seinen Beruf auszuüben, da die Wächter in der Vergangenheit noch nach ihnen suchten.

„Ach du meine Güte, so kenn' ich ihn ja gar nicht", murmelte Paul und schluckte hörbar. Bildete ich mir das ein, oder glitzerte da tatsächlich etwas in seinem Augenwinkel?

Auch Lucy schien dieses verdächtige Schimmern nicht entgangen zu sein und sie beugte sich besorgt zu Paul hinüber.

„Was ist los?"

Paul berichtete knapp, dass Falk sich für sein Verhalten und das der gesamten Wächterschaft ihnen gegenüber entschuldigte und sich nach ihrer momentanen Situation erkundigte. Lucys Augen wurden groß, als Paul begann einige Zeilen vorzulesen. Das konnte ich gut nachvollziehen, denn sie klangen wirklich so gar nicht nach dem Falk, den ich kannte - so reumütig und aufrichtig besorgt. Kein Wunder, dass Paul da die Tränen kamen.

ObsidianschwarzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt