Kapitel 7

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Hey! Es freut mich total, dass euch die Story zu gefallen scheint! :)

Hier ist der nächste Teil!

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Kapitel 7

Gideon stieß ein trockenes Lachen aus. Meinte sie das etwas ernst? Die Wächter würden niemals Temple verkaufen. Und auf gar keinen Fall würden sie dabei alle Unterlagen zurücklassen. Damit würden sie doch ihren ganzen Lebenssinn verlieren, wenn man es auf die Spitze trieb.

„Ich weiß nicht, welchen Zweck du mit dieser an den Haaren herbeigezogenen Geschichte verfolgst, doch ich kann mir nicht vorstellen, dass die Wächter Temple an einen griesgrämigen, alten Mann verkauft haben sollen, verkaufen werden oder was weiß ich", warf Gideon ein.

„Und dazu noch die ganzen Annalen zurücklassen", fügte ich hinzu. Dieser Haufen übervorsichtiger Menschen würde niemals ein solches Risiko eingehen.

„Die Wächter gibt es nicht mehr, jedenfalls nicht in London", sagte Elizabeth und etwas Mitfühlendes mischte sich in ihren Blick.

„Aber ich dachte . . .", murmelte ich. Das ging doch nicht. Die Wächter konnten nicht einfach aufhören, zu existieren. Gideon und ich waren doch unsterblich, so blöd sich das auch anhörte. Und so lange wir lebten und abhängig von den Chronografen waren, konnten sich die Wächter nicht einfach auflösen. Was bedeuten musste, dass wir im Jahr 2138 (wodurch übrigens auch ihr merkwürdiger Kleidungsstil einen Sinn ergab) schon tot waren.

Oder aber man hatte sich dazu entschlossen, uns die Verantwortung für die Chronografen zu übertragen. Nach fünfzig bis hundert Jahren Umgang mit ihnen müsste doch wohl sichergestellt sein, dass wir vernünftig damit umgehen konnten. Aber ob wir wirklich Lust hatten, so lange zu leben?

Oh man, das verwirrte mich alles. Und wer garantierte uns schon, dass das Mädchen wirklich aus der Zukunft kam? Obwohl doch wirklich niemand in dieser Zeit auf die Idee kommen würde, sich auf diese Weise anzuziehen, oder? Außer, es steckte ein perfider Plan dahinter.

„Was meinst du mit „jedenfalls nicht in London"?", hakte Gideon nach.

„Du bist also auch eine Zeitreisende?", fragte ich zeitgleich.

„Ja, bin ich. Und ich meine damit, dass es sie noch in Washington und Canberra gibt. Das sind - beziehungsweise waren - die einzigen drei Zeitreiselogen auf der ganzen Welt. Eure Loge existiert in meiner Zeit nicht mehr, da es nach euch in England keine Zeitreisenden mehr gibt. Ihr seid die beiden letzten. In Australien und Amerika sieht es aber anders aus. Ich zum Beispiel bin erst die neunte von zwölf und zurzeit allein."

Ihre Worte hatten in etwa die Einschlagskraft einer Bombe auf mich. Das Bild der Wächter, wie ich es bis jetzt in meinem Kopf gehabt hatte, wurde komplett über den Haufen geworfen. Konnte das möglich sein?

Gideon schnaubte.

„Und du glaubst, dass wir dir diese Story abnehmen?", fragte er geradeheraus.

Das Mädchen zuckte die Schultern. „Ich hab doch gesagt, ihr werdet es nicht glauben."

„Nehmen wir mal an, die Geschichte entspricht der Wahrheit. Wieso erzählst du sie uns dann?", hakte ich nach und musterte sie fragend.

„Weil ich eure Hilfe brauche", erklärte Elizabeth. Ihr Blick wurde für einen kurzen Moment glasig, sie schien geradezu durch uns hindurch zu sehen.

„Vor knapp zwei Wochen habe ich ein Gespräch zwischen dem Großmeister unserer Loge und dem der australischen Loge mitbekommen. Durch Zufall. Ich bin am Büro vorbeigelaufen und die Tür war nicht ganz verschlossen. Normalerweise ist sie immer zu, aber dieses Mal schien es ein Wink des Schicksals zu sein. Erst wollte ich weitergehen, schließlich ist ja bekannt, wie es dem Lauscher an der Wand ergeht. Doch das, was ich dann hörte, ließ mich innehalten."

ObsidianschwarzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt