Kapitel 12

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Als ich die anderen beiden erreicht hatte, bemühte ich mich um einen neutralen Gesichtsausdruck. Falk hatte bereits geklingelt und Elizabeth stand schüchtern einen halben Meter hinter ihm.

Mr Bernhard öffnete die Tür und machte ein überraschtes Gesicht, als er meine Begleitung sah.

„Guten Abend, Mr de Villiers." Mir nickte er lächelnd zu und musterte Elizabeth mit aufmerksamem Blick.

„Mr Bernhard." Falk legte Elizabeth die Hand auf den Rücken und schob sie ein Stückchen nach vorne. „Sie haben einen Gast."

Mr Bernhard trommelte meine Familie zusammen, während ich es mir stumm mit Falk und Elizabeth im Wohnzimmer bequem machte. Ich konnte an nichts anderes denken als mein dämliches Verhalten und Gideons verletzten Blick.

Zu Falks großem Leidwesen krochen bald sämtliche Familienmitglieder aus allen Ecken hervor – ausgenommen von Caroline und Nick, die Mom dazu verdonnert hatte, oben zu bleiben.

Als plötzlich eine schrille Stimme in meinem Kopf ertönte, konzentrierte ich mich wieder die Gegenwart. Xemerius war laut singend durch die Wand spaziert und hatte es sich nun auf Lady Aristas Frisur gemütlich gemacht. Gegen meinen Willen stieß ich ein kurzes Lachen aus. Wenn die wüsste.

„Wo brennt's denn?", flötete Xemerius und schaute grinsend in die Runde. „Und wer ist das?" Er hatte Elizabeth entdeckt und schwebte jetzt neugierig zu ihr hinüber, um sie genauer unter die Lupe zu nehmen. Ich winkte unauffällig ab und nickte in Richtung Falk, der wohl gleich mit seiner Berichterstattung beginnen würde.

Allerdings schilderte er ihnen natürlich nicht den wahren Sachverhalt, ließ die anderen beiden Logen unerwähnt und sagte auch nichts von der Flucht des Grafen. Allein, dass Elizabeth ebenfalls zeitreisen konnte, verriet er meiner Familie und dass es sich dabei offensichtlich um eine unerwartete Komplikation handele, die so leicht nicht erklärt werden könne.

Charlotte schien ziemlich geschockt von dieser Information, ihr Gesicht hatte auf jeden Fall einen kreidebleichen Ton angenommen. Ich vermutete, dass es daran lag, dass sie nun wusste, dass noch eine dritte Person zeitreisen konnte und es sich dabei nicht um sie handelte. Bestimmt war sie deswegen einfach nur stinksauer. Wenn es ihr allerdings einfiel, irgendetwas zu diesem Thema zu sagen, so schwor ich mir hoch und heilig, würde ich sie in ihre Schranken weisen. Wenn ich könnte, würde ich liebend gern mit ihr tauschen. Diese ganze Zeitreisesache hatte mir bis jetzt doch nur Sorgen beschert.

Sobald Falk geendet hatte, keifte Glenda los.

„Wir sollen dieses Mädchen bei uns aufnehmen, obwohl nicht einmal geklärt ist, wo sie plötzlich herkommt und auf wessen Seite sie steht?"

„Alte Bratze", giftete Xemerius zurück und schnitt Glenda eine Grimasse. Ich lächelte.

Lady Arista, die hoheitsvoll in ihrem Sessel thronte, warf ihrer Tochter einen stechenden Blick zu.

„Glenda, zügele deine Zunge. Das Mädchen sitzt dir gegenüber." Arme Elizabeth. Sie schien einfach nur noch im Boden versinken zu wollen und ihr Gesicht wurde sekündlich roter.

„Sie kann bei Gwendolyn schlafen, Schwesterherz", erwiderte meine Mom mit honigsüßem Lächeln und ich nickte zustimmend. Ich war einfach zu müde, um mich jetzt über Elizabeths Schlafplatz zu streiten.

Also stand ich auf und streckte mich. Dann winkte ich Elizabeth, um ihr zu verstehen zu geben, dass sie mir folgen sollte.

Nun konnte auch Charlotte sich offensichtlich nicht länger beherrschen. Aber der Apfel fiel ja bekanntlich nicht weit vom Stamm.

ObsidianschwarzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt