Kapitel 25

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Zu meinem riesengroßen Schrecken tauchte Giordano mit zwei kleinen, handlichen Pistolen in den Händen wieder aus der Versenkung auf. Wir sollten sie erschießen? Ich wusste doch nicht einmal, wie man so ein Ding halten musste!

Gideon wirkte nicht im Mindesten überrascht. Elizabeth dagegen schon. Kein Wunder, denn vor ihr auf dem Tisch lag eine Art Degen, mit dem sie wohl bis jetzt hatte üben müssen.

„Aber . . .", stammelte ich. „Ich dachte, es sei verboten, so einen neumodischen Kram mit in die Vergangenheit zu nehmen."

Gideon seufzte. „Besondere Umstände erfordern besondere Maßnahmen. Das waren in etwa die Worte, die Falk gestern zu mir sagte. Es ist einfach weniger umständlich und sicherer, als es mit einem Degen zu versuchen. Gerade für dich."

Er klang sehr ernst, während er dies sagte. Ich schluckte. Einer Sache war ich mir allerdings sicher: Ich würde keine der Pistolen auch nur anfassen. Den Grund dafür konnte ich mir selbst nicht erklären. Wir mussten sie töten – so oder so. Aber durch einen Degen erschien es mir irgendwie weniger . . . grausam. Verdammter Mist!

„Ich will einen Degen haben", murmelte ich und war mir durchaus bewusst, dass ich dabei wie ein kleines Kind klang. Plusterlippes genervter Blick war mir in diesem Moment so was von egal.

„Ich werde keinen Menschen . . . abknallen – nicht einmal den Grafen. Also entweder nehme ich einen Degen oder wir brechen die ganze Aktion ab", sagte ich trotzig.

„Gwenny", murmelte Gideon leise und versuchte meinen Blick einzufangen.

„Du hast keinerlei Erfahrung im Umgang mit einem . . ."

„Mit einer Pistole genauso wenig", unterbrach ich ihn. „Ich werde die nicht anfassen."

Giordano sog empört die Luft ein, während Gideon ein Seufzen ausstieß.

„Außerdem habe ich schon mal mit einem Degen . . ." Mehr sagte ich nicht, denn meine Kehle fühlte sich mit einem Mal ganz eng an und ich schaute zu Boden. Meine Zunge begann zu schmerzen, da ich so heftig darauf biss. Aber ich musste mich irgendwie beschäftigen, damit ich nicht schon wieder anfing zu flennen wie ein blöder Schlosshund.

Gideon schien meine Gedanken zu erraten und zog mich in seine Arme. Seine Hand strich beruhigend über meine Haare.

„Ich weiß, dass das nicht leicht ist", murmelte er in mein Ohr. „Verdammt, es ist kein bisschen leicht!"

Ich legte den Kopf an seine Brust und nickte leicht, während ich immer noch darum kämpfte, die Fassung zu wahren. Seine Hand strich über meinen Rücken.

„Ich werde allein gehen", sagte Gideon mit einem Mal und ich löste mich prompt aus seiner Umarmung, um ihn entsetzt anzusehen.

„Natürlich, weil ich das auch ganz bestimmt zulassen werde", gab ich mit verengten Augen zurück. „Ich lass dich da doch nicht allein hin gehen! Ohne mich hättest du sowieso keine Chance", schniefte ich.

Gideon lächelte leicht und drückte mir einen Kuss auf die Stirn. Dann deutete er auf sich selbst.

„Unsterblich, schon vergessen?"

„Auch unsterblich", gab ich entschlossen zurück. Gideon blickte mich lange an, als ob er an meinen Worten zweifelte.

Neben uns ertönte ein Räuspern. Giordano sah uns abwartend, aber noch überraschend geduldig entgegen. Offenbar hatte sogar er ein wenig Mitleid mit uns.

Nachdem ich mich weitere fünf Minuten lang strikt geweigert hatte, eine der Pistolen auch nur mit dem kleinen Finger zu berühren, ging Gideon trotz der Proteste Giordanos hinüber zu dem Wandschrank und holte einen Degen hervor.

ObsidianschwarzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt