Kapitel 1 - Never change a winning team

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6 Monate später

Der Weg ist das Ziel und das Ziel war das Stechen. Doch um ins Stechen zu kommen, mussten Embassy und ich den Parcours nicht nur fehlerfrei, sondern auch in einer schnellen Zeit bewältigen. Die Nervosität, die kurz vor dem Springen in mir aufkam, würde ich wohl niemals gänzlich abstellen können. Wahrscheinlich war es auch gut so. So blieb ich aufmerksam. Embassy trabte schwungvoll unter mir. Ich parierte die Schimmelstute durch, sie stand sofort still. Ihre Ruhe und Gelassenheit übertrug sich auf mich, jegliche Nervosität fiel von mir ab. Ich sah den Parcours vor mir, wusste genau, wie viele Galoppsprünge ich von Distanz zu Distanz reiten würde. Mit einem Lächeln auf den Lippen hob ich meine Hand zum Richtergruß, der Startgong ertönte und ich setzte Embassy in Bewegung.

Embassy überwand den Parcours mit einer beinahe schwerelosen Leichtigkeit, sodass noch nicht einmal die dreifache Kombination, die mir etwas Sorgen bereitet hatte, ein Problem wurde. Konzentriert nahm meine Stute Sprung für Sprung. Als wir den letzten Sprung fehlerfrei überwunden hatten und ich Embassy voran trieb, sodass wir schnellstmöglich die Ziellinie erreichten, rastete das Publikum aus. Ich hörte, wie sie uns zuschrien und sich von ihren Plätzen erhoben. Der donnernde Applaus war atemberaubend. Das war auch eines dieser Gefühle, an welches ich mich niemals gewöhnen würde!

„Null Fehler für Roxanne Fleming mit Embassy. Die beiden konnten sich als letztes Paar für das Stechen qualifizieren!", die Stimme des Stadionsprechers nahm ich nur am Rande war. Zu beschäftigt war ich mit den ganzen Eindrücken, die auf mich herab stürzten. Lachende Gesichter, Embassy, die wie immer fröhlich buckelte. Diese Glücksgefühle waren überwältigend.

„Du hast es geschafft!", Cat, meine Cousine, stürzte mit Charly im Schlepptau auf mich zu. „Du bist im Stechen!"

Ich strahlte die beiden an und meine beste Freundin griff nach Embassys Zügeln und steckte ihr, wie sie glaubte heimlich, eine Nascherei zu.

„Embassy war großartig, sie hatte richtig Spaß da drin!", sagte sie während ich vom Rücken der Stute glitt und die Steigbügel nach oben zog.

„Roxanne?", zwei Mädchen, ich schätzte sie auf sechzehn Jahre, traten unsicher zu uns heran. „Könnten wir vielleicht ein Autogramm haben?"

Ich lächelte die beiden schüchternen Mädchen an. „Klar!"

Während ich meinen Namen auf das Programmheft kritzelte, sah ich aus dem Augenwinkel wie eine der beiden die andere mit dem Ellbogen anstupste.

„Ähm... Ist es denn schwierig Embassy zu reiten? Sie war doch mal so gefährlich, oder?", die Braunhaarige blickte den Boden unter ihren Füßen an.

„Sie war nur verunsichert!", gab ich ausweichend zurück. Sicher würde ich nicht den Fehler machen irgendwelche Namen zu nennen und Personen mit hinein zu ziehen. So etwas endete niemals gut.

„Danke!", die Mädchen strahlten mich glücklich an und machten sich dann schnell davon.

„Wow... ich kann nicht glauben, dass meine Cousine berühmt ist! Ich meine, Hallo? Du verteilst Autogramme!", Cat sah mich grinsend an. Ich knuffte sie freundschaftlich in die Seite.

„Ich sollte mich kurz bei Richard blicken lassen! Versorgt ihr Embassy? Ich bin ich fünfzehn Minuten wieder da um sie für das Stechen vorzubereiten!"

„Klar!", Charly nickte und führte mein Pferd in Richtung Stallzelte. Ich beeilte mich schnell zum VIP-Bereich zu kommen. Ich erkannte Richard schon von Weitem. Er stand neben seiner Frau und Danielle und plauderte angeregt mit Christian Ahlmann.

„Oh da ist ja das Mädchen der Stunde! Hallo Roxy!", mit einer auslandenden Geste winkte er mich freudig strahlend zu sich.

„Toll gemacht, Roxy!", Danielle strahlte mich an und reichte mir ihre Cola. Gierig trank ich einen Schluck davon. Ich hatte überhaupt nicht bemerkt, wie durstig ich war.

„Beeindruckend, wie du die Schimmelstute reitest!", Christian Ahlmann nickte mir anerkennend zu.

„Dankeschön!", ich lächelte höflich zurück. Und ich blieb weiterhin höflich als ich mir noch kurze Zeit anhörte, wie Richard über Embassy schwadronierte, und dass die kleine Rappstute, die er mir anvertraut hatte, nächstes Jahr hier den Großen Preis gewinnen würde. Schließlich verabschiedete ich mich, das Stechen würde demnächst beginnen.

Auf dem Weg vom Abreitplatz zum Stadion gab ich Embassy die Zügel hin, sie schnaubte entspannt während ich im Geiste nochmals den Parcours durch ging. Wir waren die ersten, die den Stechparcours ritten. Das war ein Nachteil, denn die anderen Reiter konnten sich meinen Ritt ansehen und überlegen, wo sie noch etwas Zeit sparen konnten. Ich trabte die Stute an, spürte, dass sie trotz der Anstrengungen der letzten Tage vor Energie nur so platzte. Ihre Ohren waren aufmerksam auf mich gerichtet, sie war bereit und wollte jetzt anfangen. Ich verlagerte mein Gewicht und in einer einzigen fließenden Bewegung wechselten wir in die nächst höhere Gangart. Kaum hatte sie bemerkt, dass ich den ersten Sprung anvisierte, richtete sie ihre Ohren auf das Hindernis und zog an. Der Steilsprung war kein Thema für sie. Kaum gelandet erhöhte ich das Tempo ein bisschen. Der Weitsprung, der folgte, war schnell überwunden. Jetzt wurde es knifflig. Die Distanz zur darauf folgenden Kombination war lang. Ich ging auf Risiko und verlängerte die Galoppsprünge. Embassy sprang sofort darauf an, ich spürte, wie sie länger wurde und sich streckte, ein Raunen ging durch die Zuschauer... und da lächelt ich einfach nur noch. Die Kombination kam schnell auf uns zu, ich setzte mich in den Sattel, gab meiner Stute leichte Paraden und Embassy reagierte sofort, ihre Galoppsprünge verkürzten sich wieder und sie visierte konzentriert den Einsprung der Kombination an. Erster Sprung, zwei Galoppsprünge, Aussprung. Perfekt! Eine feine Parade genügte um Embassy darauf aufmerksam zu machen, dass etwas Neues kommen würde. Noch eine Parade, Schenkeldruck und ich wendete Embassy auf der Hinterhand, fünf Galoppsprünge noch und Embassy flog über die Mauer. Kurz strich ich ihr über den Hals, mit dieser riskanten Aktion hatten wir mindestens zwei Sekunden gespart! Der letzte Sprung, ein Weitsprung, war einfach anzureiten und so tobte das Publikum wenige Augenblicke später, als Embassy und ich eine fehlerfreie Runde in einer fast unschlagbaren Zeit hingelegt hatten. Embassy spürte, dass sie ihren Job gut gemacht hatte und setzte zu einem freudigen Buckler an. Ich lachte laut als wir auf den Ausgang zu galoppierten. Charly nahm mir die Stute sofort ab, sodass ich das restliche Stechen anschauen konnte. Ich gesellte mich zu Pop, Richard und seiner Familie und sah gerade, dass das Pferd von Lucas Hoffmann an Hindernis Nummer vier die Stange riss. Er hatte ebenfalls versucht seinen Rappen auf der Hinterhand zu wenden, dieser kam danach nicht so schnell wieder ins Gleichgewicht und nahm mit der Vorhand die Stange mit. Auch Susan Hewitts Fuchs hatte einen Fehler. Als letzter Starter ritt Samuel Miller in den Parcours. Sein Brauner war von Statur und Galoppade meiner Embassy sehr ähnlich. Ich wusste sofort, dass er dasselbe wie wir versuchen würde. Und so war es dann auch. Nach der Galoppverstärkung ließ der Wallach sich willig wieder zurücknehmen, die Kombination war kein Problem. Die darauf folgende Hinterhandwendung absolvierte der Braune anstandslos, fünf Galoppsprünge, er kam passend, und Hindernis Nummer fünf war überwunden. Der Rest war einfach, hier kam es auf Millisekunden an. Ich hielt die Luft an, starrte wie gebannt auf die große Anzeigetafel. Und da stand es. Embassy und ich hatten es geschafft!

„Ja!", Richard brüllte seine Freude heraus und stieß siegreich mit seinen Fäusten in die Luft. Danielle quiekte und klatschte wild mit ihren Händen. Ich hatte es geschafft, Embassy und ich waren ein Zehntel schneller als Samuel. Das war nicht zu fassen, wir hatten den Großen Preis von Aachen gewonnen!

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Dieses Kapitel widme ich raspberry2000.

Du hast mich so lieb unterstützt und mir Mut zugesprochen, einen zweiten Teil zu schreiben. Ich weiß nicht, ob ich es ohne deinen Zuspruch und deine Tipps durchgezogen hätte.

Danke!!!

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