Kapitel 26 - Leo gone crazy

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„Ich wusste es!", Richard lachte schallend und überglücklich als ich mich gerade vom Rücken des Rappen gleiten ließ. Ich war völlig euphorisch.

„Richard! Ich weiß wirklich nicht was plötzlich mit ihm los war! Auf einmal war ich der Chef, er hat so mit mir gekämpft, ich weiß gar nicht, was ich sagen soll!", erzählte ich aufgeregt. Richard, der gerade den Hals des Rappen tätscheln wollte zog schnell seine Hand zurück, da Voyeur nach ihm hatte schnappen wollen.

„Er war wie ein anderes Pferd!", erzählte ich weiter, wurde aber abgelenkt als Sam an mir vorbei ritt.

„Tolle Runde, Roxy!", rief er mir lächelnd zu. Ich drehte mich einfach um und wäre beinahe in Leo rein gelaufen. Er starrte Sam so wütend hinterher, dass es mich nicht gewundert hätte, wenn Sam tot vom Pferd gefallen wäre. Ich ging einfach an ihm vorbei. Ich wollte mir die gute Laune jetzt nicht verderben lassen. Weder von Sam, noch von Leo. Außerdem hatte ich noch die schwierige Aufgabe vor mir, Voyeur zum Hänger zu führen...

Bis zum Stechen war eine Weile Pause. Ich hatte über die Lautsprecher gehört, dass auch Sam es geschafft hatte, doch das konnte meiner guten Laune jetzt auch keinen Dämpfer mehr verpassen. Wenn Voyeur im Stechen genauso ging, wie gerade eben, würden wir siegen, da war ich mir sicher!

„Die Leute haben ganz schön gestaunt, das kann ich dir sagen. Sie waren mehr als begeistert, und du hättest Voyeur sehen sollen! Er ist ein bildhübsches Pferd, keiner konnte seine Augen von ihm lassen und einige hatten darüber geredet, dass sie ihre Stuten von ihm decken lassen wollen. Das ist Wahnsinn, ich meine Hallo? Das da ist Voyeur, der, von dem immer alle dachten er sei so gefährlich!", Danielle kam aus ihrem Redeschwall überhaupt nicht mehr heraus. Es war unglaublich, aber ich grinste trotzdem vor mich hin. Doch das Grinsen fiel mir förmlich aus dem Gesicht als Leo auf uns zukam.

„Ach du Scheiße, was ist denn mit dem passiert?", entfuhr es Danielle als sie ihren Bruder ebenfalls entdeckt hatte. Über seiner rechten Augenbraue klaffte eine Platzwunde. Das Blut lief die ganze Gesichtshälfte herunter und tropfte auf sein weißes T-Shirt. Einige um uns herum hatten das zugegeben bizarre und durchaus verängstigende Aussehen von Leo ebenfalls bemerkt. Erschrocken schauten sie ihn an und ich bemerkte genau, dass die meisten über ihn redeten. Kein Wunder, hier erwartete man viel doch ein Kerl der sich blutend und so finster drein schauend wie Leo durch die Zuschauer schob, ganz sicher nicht.

„Was ist passiert?", rief Danielle und grapschte nach Leos Kinn um die Wunde genauer betrachten zu können. Ich starrte ihn ebenfalls geschockt an. Dann bemerkte ich die aufgeplatzte und blutige Haut an seinen Fingerknöcheln. Leo hatte sich geprügelt und dem Aussehen seiner Hand nach hatte er ordentlich ausgeteilt!

„Danielle, informiere doch bitte deinen Vater, ich werde mit Leo zu den Sanitätern gehen!", sagte ich und blickte Leo dabei drohend in die Augen.

„Ja, ist gut!", rief Danielle und rannte auch schon los.

„Wer war es?", fragte ich kalt und musterte Leo.

„Ich weiß nicht, was du meinst!", konterte Leo, wich meinem Blick aber aus.

„Ich rede hiervon!", zischte ich und griff nach seiner verletzen Hand um ihm zu zeigen, dass ich es sehr wohl gesehen hatte. Der Schlag kam sofort, kaum dass meine Finger seine Hand berührten, überlief mich ein wohliger Schauer. Das war doch nicht möglich! Leos Blick schnellte nach oben, er starrte mir direkt in die Augen. Ich musste stark bleiben! Ich wurde aus meiner Starre gerissen als Sam hinter Leo auftauchte. Sein Auge war leicht zugeschwollen und rund herum leicht rot. Man sah sofort, dass er eine abbekommen hatte. Mein Mund klappte auf und ich sah Leo wieder an.

„Scheiße, Leo! Wieso hast du das gemacht?"

Sam ging an uns vorbei, warf Leo aber hasserfüllte Blicke zu. Da fiel mir auf, dass ich seine Hand noch immer in meiner hielt. Sofort, als hätte ein Stromschlag mich getroffen, ließ ich sie los.

„Er wollte es nicht anders!", knurrte Leo, wich meinem Blick dabei aber aus.

„Ich kann nicht glauben dass ihr euch geprügelt habt!", ich war wirklich fassungslos, wir waren doch alle erwachsen! Doch Leo gab mir keine Antwort mehr, er starrte mit finsterem Gesichtsausdruck an mir vorbei. Ich schüttelte meinen Kopf.

„Ich muss mich vorbereiten, das Stechen geht gleich los!", mit diesen Worten ließ ich ihn stehen und machte mich auf den Weg zum Transporter um Voyeur zu holen.

Dort angekommen schaute ich mich suchend um. Voyeur stand im Hänger und veranstaltete mal wieder ein riesen Theater, doch von Richard oder Danielle war keine Spur. Richard sollte den Rappen doch im Auge behalten! Hatte ihm die Aktion mit Embassy nicht gereicht? Wollte er noch so einen Zwischenfall riskieren, der womöglich auch noch Voyeurs Karriere ruinierte? Ich hatte jedoch keine Zeit mehr mich darüber aufzuregen, ich holte den Rappen aus dem Hänger und machte ihn fertig. Allein war das eine ganz schöne Herausforderung, doch schließlich war er bereit, die Frage war jetzt nur, wie sollte ich allein da hoch kommen? Der Hengst zappelte ungeduldig herum und war kaum zu bändigen.

„Brauchst du Hilfe?", Sam stand plötzlich neben unserem Gespann. Sein Auge war noch mehr zugeschwollen und rund herum wurde es langsam aber sicher lila.

„Was willst du, Sam?", fragte ich kalt und blitzte ihn wütend an.

„Lass dir helfen, du bist bald dran!", entgegnete er, meine Frage ignorierend. Ich stöhnte genervt auf, hob allerdings mein linkes Bein, welches Sam sofort ergriff und mich schwungvoll auf Voyeurs Rücken beförderte.

„Viel Glück, ich hoffe, wir schaffen es beide in die Mannschaft!"

Ja, ja, dachte ich mir nur. Verbrecher!

Beim Abreiten war Voyeur kaum zu halten. Er platzte beinahe vor Energie. Als ich gerade zum Parcours hinüber reiten wollte erkannte ich Rick Cromwell.

„Viel Glück, Roxanne. Ich weiß, dass du es schaffen wirst!", er zwinkerte mir zu und ich fühlte mich plötzlich unbesiegbar. Es gab nur Voyeur und mich, wir waren ein Team! Leo war vergessen und auch die Frage nach dem Grund der Schlägerei. Voyeur und ich, wir würden siegen! Ich wusste es einfach, wusste, dass ich mich, wenn es drauf ankam, auf den Hengst verlassen konnte...


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