Kapitel 3

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Mila Pov.

Ich sah auf. Das Dämmerlicht drang in den Klassenraum und ließ den Boden aufglühen. Jenny lag auf ihrer Matratze und sah Raffael unsicher in die Augen. ,, Dein Geheimnis ist bei mir sicher.," sagte Raffael. Jenny entspannte sich etwas. Ich war verwirrt. Welches Geheimnis? Mein Handy vibrierte. Eine Nachricht von meiner Schwester Anna. Sie war eine Klassenstufe unter mir. Ich habe Angst, schrieb sie. Ich schrieb zurück. Alles wird wieder gut. Ich verspreche es. Anna schickte mir einen seufzenden Smiley und ich klappte mein Handy zu. Tina diskutierte heftig mit Gina. Ich blinzelte gelangweilt und legte mich dicht neben Jenny. Sie zuckte zusammen und sah mich entgeistert an. Ich lächelte beruhigend und legte meine Hand auf ihre. Jenny sah mich unsicher an, dann seufzte sie. ,, Ich hab Angst.," gestand sie flüsternd. ,, Ich doch auch. Das geht jedem so.," erwiderte ich und sah die Jungs an, die kreidebleich wie Leichen waren. Jenny nickte langsam. ,, Wehe, wir halten nicht lange durch.," fluchte sie und ihre Augen blitzten entschlossen auf. Ich nickte zustimmend und erhob mich. Mir wurde übel. Eine schwarze Wand schob sich vor meine Augen und drohte, mich zu ertränken. Ich taumelte ein paar Schritte, dann brach ich zusammen.
Ich erwachte mit höllischen Kopfschmerzen. Tina und Jenny kauerten besorgt neben mir. ,, Was ist passiert?," fragte ich noch ganz vernebelt. ,, Du bist in Ohnmacht gefallen.," erklärte Tina mir sanft. Ich sah mich um. Unsere Klassenlehrer waren weg und an meiner Tasche lehnte ein Walky-Talky. ,, Herr Raima und Frau Klips sind zurück ins Lehrerzimmer gegangen. Wenn etwas ist, sollen wir ihnen über das Funkgerät Bescheid geben. Ansonsten sind wir auf uns allein gestellt.," sagte Raffael hinter mir. Tina funkelte ihn an. ,, Was willst du?" Jenny wirbelte herum. Ihre silberblauen Augen glühten. ,, Er will nur helfen. Wir müssen uns für alle hier einsetzen. Wenn die Amokläufer hier sind, müssen wir stark sein.," zischte sie. Selten hatte ich meine Freundin so wütend erlebt. Es klopfte an der Tür. Ein Polizist und ein Junge traten ein. Ich erkannte Timo sofort. An seiner Seite hielt sich Branko. ,, Die beiden werden jetzt bei euch leben. In ihrem Klassenraum ist kein Platz mehr.," erklärte der Polizist und schloss die Tür. Timo sah Jenny an, die sofort aufsprang und zu ihm lief. Sie fiel ihm sofort um den Hals. ,, Alles wird wieder gut.," tröstete Timo sie und drückte sie fest an sich. Ich musste schmunzeln. Dann fiel Jenny auch Branko schluchzend um den Hals. Ich seufzte. Das war bei mir noch nie passiert. Ich spürte ein seltsames Gefühl. Eifersucht! Ich schluckte das Gefühl herunter. Das Dämmerlicht wurde immer blasser. Ich sah auf die Uhr. Zwanzig Uhr? Ich stöhnte. Ich war es nicht gewohnt, um diese Zeit noch in der Schule zu sein und fühlte mich eingesperrt. Was ich ja auch war. Ein Blick auf die anderen, ließ mich wissen, dass sie das gleiche dachten wie ich. Regen prasselte gegen die Scheiben und ein Blitz spaltete den fast schwarzgrauen Himmel. Ich zuckte zusammen. Langsam ging ich zu Gina, die zusammengekauert an der Heizung saß. ,, Ich will nach Hause.," sagte sie. ,, Das will ich doch auch.," meckerte ich und bemerkte erst nach ein paar Sekunden, wie barsch ich mich angehört hatte. Gina setzte ein schwaches Lächeln auf die Lippen. Ich schloss die Augen. ,, Tut mir leid.," hauchte ich und ging zurück zu meiner Matratze. Ich legte mich mit dem Bauch auf die Matratze und deckte mich zu. Mir war kalt, obwohl die Heizung an war und ich direkt daneben lag. Ich warf einen Blick auf Timo, der neben Jenny saß. Er streichelte ihr ermutigend die Schulter und sprach leise zu ihr. Branko unterhielt sich mit Michi, der total blass wirkte. Toni wurde vorhin ins Krankenzimmer gebracht, weil er höllische Angstzustände hatte und Emma wurde ins Krankenhaus gebracht, weil sie voll die Panik bekommen hatte. Branko und Timo hatten jetzt also jeder ein Bett. Das Funkgerät ging bei allen an. ,, Legt euch schlafen.," ertönte die Stimme eines Lehrers aus dem Lautsprecher. Wir drückten alle auf den Antwortknopf. Ich drehte meinen Kopf zu Jenny, die sich langsam hinlegte. Ihr Körper zitterte. Aus Kälte oder Angst konnte ich nicht sagen. Ich zitterte jedenfalls vor Kälte. Klar, ich hatte auch Angst, aber ich versuchte sie nicht zu zeigen. Raffael legte sich ebenfalls auf seine Matratze, die direkt neben der von Jenny lag. Ich lächelte, als Jenny rot anlief. Ich glaube, sie hat sich voll in Raffael verschossen. Ich stoppte das Grinsen, als sie mich kalt ansah. Sie bemerkte einfach alles! Ich wünschte, ich hätte solche Reflexe. Jenny zuckte zusammen, als ein Donner die Schule erschütterte. Und ohne Scheiß, ich spürte den Boden wackeln. Wie bei einem Erdbeben. Ich beruhigte mich und konzentrierte mich auf das Getuschel von meinen Klassenkameraden. Wie es wohl meinen Eltern geht? Ich seufzte tief. Meine Angst nahm gewaltig zu. Inzwischen verstummte das Getuschel, was mir sagte, dass einige schon schliefen. Inzwischen war der Himmel pechschwarz. Der Mond leuchtete hinter einer Wolke und die Sterne standen wieder am rechten Fleck. Ich entdeckte das krackelige W, das Kassiopeia zeigte. Jenny hatte mir das Sternenbild gezeigt, als ich bei ihr übernachtet hatte. Erst als ich kein Geflüster mehr hörte und nur Stille empfand, schloss auch ich meine Augen. Der letzte Gedanke, der durch meinen Kopf ging war: Würde ich morgen überhaupt noch leben?

Jaaa. Das war auch schon das dritte Kapitel. Was meint ihr. Werden sie auch morgen überleben? Ab in die Kommis mit euren Antworten. Und was würdet ihr tun, wenn ihr einem Amokläufer begegnen würdet? Ich frage dies nicht ohne Grund.

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