Kapitel 5

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Timo Pov.

Ich hörte, wie die Klassentür aufging. Ich warf einen Blick auf die Tür. Raffael machte sich mit dem Polizisten auf den Weg zur Toilette. Ich blinzelte und sah zu Jenny. Sie las ein Buch von Warrior Cats. Ihr Handy war an einer Powerbank angeschlossen. Ich seufzte und lehnte mich an die Heizung an. Sie wärmte meinen Rücken und ich entspannte mich. Branko saß neben mir und starrte Löcher in die Luft. Mir war so langweilig. Langsam stand ich auf und streckte mich. Ich hatte kaum geschlafen, weil ich mir Sorgen um meine Familie gemacht hatte. Ich ging langsam zu Jenny und setzte mich neben sie. Sie sah sofort auf. Ihre silberblauen Augen bohrten sich in meine. ,, Hast du Angst?" Mehr musste ich nicht sagen, denn sie nickte sofort. ,, Du sicher auch. Könnte ich mir auch vorstellen.," flüsterte sie. Ich nickte widerstrebend. ,, Glaubst du, dass wir entdeckt werden?," fragte ich vorsichtig. Jenny blinzelte. ,, Das kann schon passieren. Aber ich wünschte, es würde nicht geschehen. Was ist, wenn ich meine Familie nie wieder sehe?" Ich seufzte und streichelte ihr die Schulter. ,, Ich habe Angst vor dem Tod.," hauchte Jenny. Tränen glänzten auf ihrer Wange. ,, Das glaube ich dir. Aber es ist nur der Übergang in eine andere Welt.," sagte ich und ich hoffte, sie würde mich verstehen. ,, Woher weißt du das?," fragte sie erstaunt. Ich blinzelte. ,, Ich war dort. Als ich den schweren Unfall hatte, war ich für fünf Minuten klinisch tot. In diesen Minuten war ich im Himmel. Es war unglaublich schön dort. Vertrau mir.," erklärte ich ihr. Jenny nickte langsam. ,, Ich hoffe, es geht schnell.," sagte sie. Ich stutzte. ,, Willst du sterben?," fragte ich entsetzt. Jenny erstarrte. ,, Natürlich nicht. Aber wenn ich von einer Kugel getroffen werde, will ich, dass der Tod schnell kommt, damit ich nicht leiden muss." Ich blinzelte schnell. ,, Du redest so, als wenn du nicht mehr leben willst.," bemerkte ich halb im Schock. Jenny schüttelte den Kopf. ,, Ich will nicht sterben. Und das weißt du auch.," flüsterte sie. Ich seufzte erleichtert. ,, Hoffen wir einfach, dass uns nichts passiert.," sagte ich und legte meine Hand auf ihre. Sie nickte leicht und vertiefte sich wieder in ihr Buch. Ich blieb bei ihr sitzen und las mit. Es war wirklich spannend. Und es gefiel mir wirklich gut. Ich bemerkte, dass Jenny gar nicht mehr weiterblätterte und sah sie an. Ihre Augen waren geschlossen. Sie schlief. Meine Fresse. Wie lange und oft kann die schlafen?! Ich lächelte und ihr Kopf kippte auf meine Schulter. Ihre langen Haare fielen über meine Brust und ihr Atem streifte meine Wange. Ich zog sie dichter an mich heran und sie klammerte sich an mir fest. Ihr Kopf lag nun auf meiner Brust und sie redete zwischendurch. Ich lehnte mich an die Wand und schloss die Augen.
Jemand stieß mich an. Nörgelnd wachte ich auf und sah Raffael vor mir stehen. ,, Zwei Amokläufer sind auf unserem Schulhof.," sagte er leise. Panik schwang in seiner Stimme. Ich erschrak und machte Jenny wach. ,, Du musst ganz leise sein.," sagte ich zu ihr. Jenny sah sich panisch um. ,, Was ist denn los?," wagte sie zu fragen. Raffael sah mich unsicher an. ,, Zwei Amokläufer sind auf unserem Schulhof.," erklärte er ihr ruhig. Jenny starrte ihn entgeistert an. Dann machte sie den Mund auf. Bevor sie schreien konnte, klatschte ich ihr meine Hand auf ihren Mund und sah sie warnend an. Raffael legte seine Hand auf ihr Knie und sprach ihr Mut zu. Langsam nahm ich meine Hand von ihren Lippen. Es dämmerte bereits wieder. Ein einziger Schuss ertönte. Jenny zuckte und sank in sich zusammen. ,, Scheiße. Sie ist ohnmächtig.," fluchte ich und legte meine Hand an ihre Kehle. Sie atmete! Allerdings viel zu schnell. Ich legte ihre Beine auf ihre Tasche und streichelte ihr die Hand. Raffael maß ihren Puls. Jenny holte keuchend Luft und richtete sich auf. ,, Ganz ruhig.," sagte Raffael sanft und legte seine Finger an ihr Handgelenk und prüfte ihren Puls zur Sicherheit nochmal. ,, Alles in Ordnung." Jenny hatte ihre Augen weit aufgerissen. ,, Sie sind hier.," krächzte sie. ,, Ja, verfickte Scheiße.," fluchte Raffael. Ich musste ihm zustimmen. Auch wenn ich so etwas hasste! Die anderen waren wie erstarrt. Ein zweiter Schuss ertönte. ,, Legt euch hin!," ertönte Herr Raimas Stimme aus den Funkgeräten und augenblicklich schmissen sich alle hin. Ich tat es ihnen gleich. ,, Die wollen uns unruhig machen.," flüsterte Raffael. Ein dritter Schuss ertönte und eine Scheibe zersprang. Liane und Lukas bekamen haufenweise Splitter ab, aber sie blieben still. Die Tür flog auf und der Polizist stand im Türrahmen. ,, Seid ihr okay?," fragte er. Alle nickten. Der Polizist schloss die Tür wieder. Ich kroch zu Liane und Lukas. In Lianes Genick steckte eine Scherbe und Lukas' Schulter war blutig. Mila, die daneben lag, hatte einen Kratzer an der Wange. Jenny kroch zu Tina, die Augen, so groß wie Monde hatte. Ich zog den Splitter aus Lianes Genick und redete ruhig mit ihr. ,, Was können wir nur tun?," jammerte Gina. Raffael sah sie an. ,, Gar nichts. Wir können nur hoffen, dass sie uns nicht finden."

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