Kapitel 8

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Tina Pov.

Ich kreischte mir die Seele aus dem Leib. Mein Hals kratzte bereits. ,, Wir müssen hier weg!," schrie Louisa und sie bekam zustimmende Schreie. Ich selbst raste zu Jenny und hielt mich dicht an ihrer Seite. Ich spürte das starke zittern meiner Freundin. Ein Glück, dass Mila im Krankenzimmer liegt. Ich fing an zu weinen. Unser Polizist tauchte mit Jan auf. ,, Versteckt euch.," rief er und Jan raste zu Brandon. Ich sah mich panisch um und kroch unter eine der Matratzen. Meine Klassenkameraden setzten sich nun auch in Bewegung. Nur Jenny blieb stocksteif stehen. Ich tippte ihr Bein an und sie kroch neben mich. ,, Zurück!," rief der Polizist. Eine Waffe wurde geladen! Dann ertönte ein Schuss und unser Polizist ging zu Boden. Schritte ertönten und ich presste mich platt auf den Boden. Dann ertönte Brankos Wutschrei. Der Amokläufer fiel hin und Branko schmiss die Knarre aus dem Fenster. ,, Setzt euch in Bewegung!," schrie er und raste nach draußen. ,, Branko, nicht!," schrie Jenny und stand auf. Sie lief direkt in die Arme von dem Amokläufer, der sie dreckig angrinste. Bevor ich etwas tun konnte, sprang Raffael auf und drängte den Kerl von ihr weg. ,, Lass sie in Ruhe.," drohte er und trat ihm in die Eier. Stöhnend ging der Typ zu Boden. ,, Jetzt kommt schon! Hier sind wir nicht mehr sicher!," brüllte Raffael, nahm Jenny an die Hand und raste mit ihr nach draußen. Unmittelbar danach folgte Lukas ihnen. Ich raste hinter ihnen her. Dann strömten aus allen Klassen die Kinder raus. Kreischend bahnten sie sich einen Weg durch die Massen. Timo hielt sich dicht an meiner Seite. ,, Tilo! Komm her!," rief Timo und ein Junge rannte zu ihm. ,, Ich bleibe bei euch.," versprach er. ,, Wo ist Jenny?" ,, Sie ist mit Lukas, Branko und Raffael in der Pausenhalle.," sagte ich. Er nickte und wir rannten los. Angst nagte an meinen Nerven. Ein Schuss ertönte. Ich sah aus dem Fenster. Die meisten Klassen waren auf dem Schulhof. Als wir in der Pausenhalle ankamen, hatten sich sechs Amokläufer vor die Türen gestellt und versperrten sie. Nur meine Klasse und Timo, Branko und Tilo waren noch hier. Wieder fiel ein Schuss. Ich raste mit Tilo an meiner Seite davon. Auch meine Klasse stob auseinander, währen die Amokläufer aus den Türmen herausrannten. ,, Einige haben Maschinengewehre!," schrie Finja panisch und rannte schneller. Ich achtete nicht auf die panischen Schreie, sondern lief einfach weiter. Die Angst trieb mich an, auch wenn ich immer wieder stolperte. Ich floh auf die Mädchentoilette, wo sich bereits Jenny und Raffael versteckten. ,, Geh aufs Jungenklo.," zischte ich ihn an. Raffael sah mich böse an. ,, Halt die Fresse. Wir spielen hier mit unserem Leben. Unser Polizist ist schon tot." Jenny hatte Tränen in den Augen. Ich schloss leise die Tür und machte das Licht aus. Es war still. Viel zu still. Mein Herz klopfte wie ein Presslufthammer. Raffael schaltete seine Handytaschenlampe an. Mehrere Schüsse fielen und ich hörte laute Schreie. ,, Wir müssen hier raus.," sagte ich und im selben Moment wurde die Tür aufgerissen. Ich wartete auf den Schuss, doch er kam nicht. Ich öffnete langsam die Augen. ,, Kommt. Sie suchen bereits in den Toiletten.," sagte Willi. Neben ihm stand Bastian. Willi hatte eine Wunde am Arm. ,, Die greifen uns sogar mit Messern an.," erklärte Bastian. Ich raste aus dem Klo. Raffael und Jenny folgten mir. Ein Amokläufer stand mit dem Rücken zu uns. Michi lief uns entgegen. ,, Kommt.," zischte er und raste weiter. Ich folgte ihm nach einigem Zögern. Hinter einer Säule entdeckte ich Anton und hinter der Tribüne kauerte Christoph. Beide waren kreidebleich. ,, Da sind welche!," brüllte ein Amokläufer und legte an. Michi vor mir hielt an. Dann knallte es laut. Blut spritzte mir ins Gesicht und machte mich blind. Ich wischte mir die rote Flüssigkeit aus dem Gesicht und sah Michi an, der zitternd am Boden lag. Eine Schusswunde klaffte in seiner Brust. Ich und Raffael packten ihn und rannten los. Mehrere Schüsse fielen und Jenny schrie gequält auf. ,, Ihr Arm blutet!," meldete Lukas. Ich lief weiter. Dann legten wir Michi hinter den Schränken ab. Blut floss aus seinem Mund. Er hustete. Panik flackerte in seinen Augen und zum ersten Mal sah ich einen Jungen weinen. Ich legte meine Hand auf seine Brust. Seine Atmung wurde immer schwächer. ,, Michi, bleib wach.," bat Raffael. Seine blauen Augen waren groß vor Angst und Verzweiflung. Michi atmete immer flacher. Seine Hand bewegte sich. Im nächsten Moment sank seine Brust zusammen. ,, Michi!," schrie Raffael auf. ,, Raffael! Er ist tot.," jammerte Jenny. Tränen flossen über ihr Gesicht. Sie stand ihm zwar nicht nah, aber wenn man jemanden seit vier Jahren kannte und sah, dann musste man weinen. Selbst ich spürte den Verlust. ,, Wir müssen weiter.," schrie ich laut und lief los. Jenny und Raffael folgten mir. Lukas sah noch einmal in Michis leere Augen, dann folgte er uns. Gerade als wir die Türen zum Abiturm erreicht hatten, drückte mir jemand die kalte Mündung einer Pistole an den Kopf. Im nächsten Moment knallte es laut und ein höllischer Schmerz explodierte in meinem Kopf. Ich sank zusammen. Dann schloss mich die ewige Nacht ein.

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