Teichmän - Teil II

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Das Gartentor war die vorletzte Hürde vor dem Kometen.

Be schloss es auf. Es wurde zu beiden Seiten von einer Hecke umfasst, sodass der Blick in den Garten erschwert wurde. Das Tor quietschte fürchterlich.

Dahinter versperrte die Rückwand eines Gartenhäuschens den Weg. Man konnte es nur in einer Richtung umqueren, weil den anderen Weg ein Komposthaufen blockierte. Ein schwerer Geruch von verfaulendem Laub lag in der Luft.

Be ging an dem Bretterverschlag vorbei und stakste von einem moosüberwucherten Trittstein zum nächsten. Nick folgte ihm und bekam freie Sicht auf eine Gartenlandschaft, in der Bäume und Büsche, Hecken und Gras längst verwildert waren. Die Äste hingen tief herab. Zwischen ihnen spannten sich Spinnennetze, die aufglühten, wenn ein Sonnenstrahl sie traf.

Das Zentrum des verwunschenen Gartens bildete ein Teich. Er war über und über mit Seerosenblättern bedeckt. Insekten schwirrten auf der Wasserfläche. Und ein lautes Quaken verstummte, als sie sich näherten.

Be sah ins Wasser. Er schien vergessen zu haben, dass Nick bei ihm war.

Nick wich vorsichtig einer großen Libelle aus, die metallisch-blau schimmerte. Er sah sich um, konnte jedoch nirgendwo einen Kometen entdecken. Er hatte das dumme Gefühl, dass Be so lange schwieg, weil ihm keine Ausrede einfiel.

»Wolltest du nicht ...?«

»Er ist weg«, sagte Be.

»Wie: weg

Be zuckte mit den Achseln. »Eben weg.«

»Der Komet ist hier runtergekommen?«, fragte Nick misstrauisch. »Und dann kam die Feuerwehr und ihr Löschwasser hat euren Tümpel gebildet, wie?«

Be pulte mit der Schuhspitze im Uferschlamm. Er schippte eine Ladung davon ins Wasser. In der Nähe hüpfte ein Frosch hinterher.

»Er ist voll in den Garten gekracht, richtig mit Feuer. Der Teich war komplett weg und es gab einen Krater von dem großen Ahorn bis zum Schwarzdorn.« Er zeigte quer durch das Grundstück. »Man hätte ein Auto darin versenken können. Und ganz in der Mitte lag der Komet. Unheimlich glühend und mit merkwürdigen Zeichen am Rand.«

Nick setzte sich auf eine pilzbewachsene Baumwurzel. »Und dann stiegen die Aliens aus und du hast sie gezwungen, alles wieder aufzubauen.«

Be beachtete ihn nicht. Aus einem Grund, den nur er selbst kannte, balancierte er von Trittstein zu Trittstein auf die andere Seite des Teiches.

Nick hatte genug gehört. Er war enttäuscht. Und das nicht nur, weil es den angeblichen Kometen nicht gab. Er hatte eine Stunde auf jemanden gewartet, der ihn bloß anlog. Vielleicht sollte er besser verschwinden. Zuhause könnte er mit Schnüffkes Gassi gehen. Womöglich fanden sie ja in der Umgebung den richtigen Einschlagsort.

Und dabei hatte Nick ein so gutes Gefühl gehabt. Be wirkte überhaupt nicht wie ein Lügner. Aber wenn man darüber nachdachte, bewies das nur, dass er ein besonders geschickter Schwindler war. Denn falls er die Wahrheit sagte, verhielt es sich noch schlimmer. Dann wäre er verrückt.

Man müsste sich mal erkundigen, weswegen Be von der Schule geflogen war. Gut möglich, dass er da auch so bescheuerte Geschichten abgezogen hatte.

Nick tappte mit den Füßen auf den Boden vor der Wurzel. Zumindest solange, bis ihm auffiel, dass sein linker Schuh dabei immer nasser wurde. Er war in eine Pfütze getreten. Eine Pfütze mit einer sehr ungewöhnlichen Form.

»Habt ihr Haustiere?«, fragte Nick, aber Be antwortete nicht.

Die Frage war ohnehin blöd. Nick kannte kein Tier, das eine solche Spur hinterließ. Es sei denn, die Darrells hielten sich einen Tyrannosaurus-Rex.

Basaltblitz - Geburt eines HeldenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt