6. Kapitel

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Ich bereue es jetzt schon nicht mitgegangen zu sein. Die Art wie Harry mich noch immer anstarrt macht mich ganz verrückt. Vor allem bringt mich diese Stille um den Verstand. Als er spricht fällt mir das Atmen schon etwas leichter. 

„Doch mutig." schmunzelt er.

Ich drücke meine verschränkten Arme enger an meine Brust und weiß nicht was ich darauf erwidern soll. 

„Komm." 

Er nickt mit seinem Kopf Richtung Haustür, wartet bis ich neben ihm ankomme und gemeinsam betreten wir wieder die Party. 

Drinnen dröhnt noch immer die laute Musik und es erscheint mir lauter als vorhin. Es sind noch genügend Leute da und feiern nach wie vor wild. Die stickige Luft ist sehr unangenehm. Es riecht nach schweißgebadeten Menschen, Alkohol und Zigarettenrauch und ich vermisse die Frischluft von draußen jetzt schon. Wir drängeln uns durch die tanzende Menge und als Harry meine Hand nimmt schaue ich erst diese und dann ihn an.

„Damit wir uns nicht verlieren." brüllt er gegen die Musik.

Das mulmige Gefühl in meinem Magen verschwindet langsam. Plötzlich fühle ich mich wohler in seiner Gegenwart. Seine Hand fühlt sich überraschend weich an und ist viel größer als meine, dass es mich beim Anblick schon zum Kichern bringt. Als wir an der Bar ankommen will Harry mir einen Drink spendieren, doch ich lehne dankend ab. 

„Nur einen Shot." schlägt er vor und streckt dabei seinen Zeigefinger in die Höhe. 

Man ist der lang... Schnell fixiere  ich mich wieder auf sein Gesicht, bevor ich noch auf dumme Gedanken und Vorstellungen komme. 

„Nein." sage ich endlich und schüttle meinen Kopf.

Genervt verdreht er die Augen.

„Du wolltest mich sicher nach Hause bringen, erinnerst du dich?"

Er sieht mich wieder an. 

„Also würde ich an deiner Stelle auch nichts mehr trinken." setzte ich fort.

Er lächelt kurz bevor er sagt „Ein Drink hätte mir nicht geschadet." 

Jetzt bin ich diejenige, die ihre Augen verdreht. Eine gefühlte Ewigkeit stehen wir nur da, bis ich vorschlage tanzen zu gehen, doch diesmal lehnt der gnädige Herr ab. 

„Du trinkst nicht, ich tanze nicht." 

Er schaut nach hinten und lehnt sich dann mit seinem Unterarm am Tresen an.

„Du kannst aber gerne Tanzen gehen. Ich bleibe hier und sehe dir dabei zu." 

Seine Augen durchbohren meine und gleiten an meinem Körper entlang. Ich verlagere das Gewicht auf das eine, dann auf das andere Bein. Ich fühle mich unwohl in meiner Haut, denn die Unsicherheit überkommt mich und er weiß es. Man sieht es ihm an, er genießt es mich so zu sehen, ganz beschämt und schüchtern. Er mustert mich immer noch von oben bis unten und unten bis oben. Seine Augen fahren an mir rauf und runter und das Schmunzeln, welches er auf seinen Lippen trägt wird breiter. Dieses unangenehme Gefühl in meinem Magen macht sich wieder deutlich spürbar und ich beschließe letztendlich einfach Tanzen zu gehen. Nach fünf Schritten bleibe ich stehen und finde es für keine gute Idee mich in die Menge zu quetschen. Zum Schluss würde noch was passieren, so wie ich mein Schicksal kenne. Jemand würde auf mich stürzen, sein Getränk auf mich schütten oder auf mich speien. Mit dem Rücken zu Harry gekehrt schwinge ich meine Hüften zur lauten Popmusik. Ich hebe meine Arme und werfe sie in die Höhe. Der Beat, der Musik kontrolliert meinen Körper und ich fühle mich endlich selbstbewusster beim Tanzen. Das dritte Lied ertönt und ich traue mich endlich mich umzudrehen. Jedoch bleiben meine Augen auf dem Boden gerichtet. Warum schäme ich mich ihn während dem Tanzen anzuschauen? Allmählich fängt mich der Mut, als ich mich dafür lächerlich finde. Es ist nur ein Typ. Ein ziemlich interessanter, etwas dominanter und gut aussehender Typ. Mach dir nichts vor Amber, er ist total dein Fall. Ich beiße mir auf die Zunge, da ich mir nicht auf meine Gedanken beißen kann und wage einen Blick zur Bar. Eigentlich sollte es nur ein kurzes hinüberschielen sein, als ich ihn aber nirgendwo entdecken kann fangen meine Augen automatisch an ihn zu suchen. Ich lasse sie durch den verrauchten Raum schweifen. Auf den Treppen machen sie Halt. Ein weibliches Wesen zieht ihn mit sich hinauf. Er folgt ihr, Stufe für Stufe und die beiden verschwinden schließlich aus meinem Blickfeld. Ohne groß zu überlegen laufe ich zu den Treppen und folge eilig hinter her. Als ich oben bin weiß ich nicht wohin, aber ich erkenne das Mädchen, welches gleich gerade aus in der Tür steht. Ich sehe noch wie sie die Türe hinter sich schließt und als ich mich hinter deren Zimmertür befinde, versuche ich sie auf zu machen. Es versetzt mir einen Stich, denn ich bemerke, sie ist abgeschlossen. 


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