7. Kapitel

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Ich schaue auf mein Handy-Display. Es ist kurz vor zwei Uhr morgens, als ich endlich eine Tankstelle erreiche. Mit großer Mühe gehe ich auf sie zu. Meine Füße tun mir schrecklich weh. Ich bin sogar schon am Überlegen sie einfach auszuziehen und barfuß rumzulaufen. So viel also zu Collageparties. Ehrlich gesagt hätte ich mir mehr davon erhofft. Der Bonzen-Typ, der die Party geschmissen hat, ist mir dort gar nicht aufgefallen. Naja vielleicht treffe ich irgendwann auf ihn, wenn ich auf dem Oxforder Collage bin.
Als ich überprüfen möchte, ob ich in dieser Umgebung Netz habe, schaltet sich mein Handy aus. Akku leer. Der kühle Wind weht mir durch die Haare. Ich bereue es keine Jacke mitgenommen zu haben. Meine verschränkten Arme versuche ich einigermaßen warm zu halten indem ich sie reibe und mache mich zügig auf den Weg in die Tankstelle hinein. Mit schmerzenden Füßen spaziere ich zur Kasse und stelle mich an. Zum Glück ist nicht viel los, was aber auch um diese Uhrzeit kein Wunder ist. Nur ein Mann steht vor mir und zahlt seinen Tank. Er will sich zum Gehen wenden, doch als er sich umdreht und mich sieht, bleibt er ruckartig stehen. Anstatt nach vorne zu der Frau, die hinter der Kasse steht zu gehen, stehe ich steif da und starre den Typen mir gegenüber an. Seine strahlenden blauen Augen kommen mir Vertraut vor.

„Amber?" fragt er unsicher aber ich sehe in seinen Augen, dass er mich wieder erkennt.

Ben, was machst du denn hier?" frage ich etwas zu negativ überrascht.

„Ja, ich freu mich auch dich wieder zu sehen."

„Sorry es ist nur.."

„Lange her." unterbricht er mich.

„Ja." sage ich ruhig.

„Zur Frage zurück, ich besuche hier meine Familie." informiert er mich und schiebt sich die Hände in die Hosentasche.

Ich nicke langsam und schlucke den Kloß, der sich in meinem Hals gebildet hat runter. Keine Ahnung wieso ich meine Stimme verliere. Vielleicht liegt es an der Nervosität und daran wie unwohl ich mich fühle. Immerhin sind es jetzt nun schon zwei Jahre her seitdem ich Ben wiedersehe. Kurz dachte ich, mich würde die Vergangenheit einholen, doch ich spüre nichts außer  leichtem  Scham gegenüber ihn, was mich selbst auch ein bisschen wundert. Andererseits bin ich unglaublich stolz auf mich, Ben endlich vergessen zu haben. Die ganzen zwei Jahre über habe ich mich gequält, indem ich so unglaublich in ihn verliebt war. Jedoch hat Ben meine Liebe nicht erwidert. Obwohl wir uns nie gesehen haben musste ich ständig an ihn denken. Jetzt komme ich mir selbst wirklich dumm vor. Ich meine, er hat bestimmt nicht seine Gedanken an mich verschwendet.

„Ich wusste nicht, dass du verwandte hier hast." sage ich endlich und seine nachdenkliche Miene verwandelt sich in eine freundliche, als ich aus meinen Gedanken auftauche und spreche.

„Ein Teil wohnt hier und der andere Teil in London. Ich habe beschlossen erstmal für eine Weile hier in Oxford zu bleiben und alle zu besuchen, bevor ich nach London gehe." meint er schlicht.

„Und du, was treibt dich hier her? Soweit ich weiß wohnst du doch in London." fährt er fort.

Er hat sich es gemerkt? Nach all den Jahren weiß er immer noch meinen Namen, woher ich komme und vor allem hat er mich widererkannt.

„Ja ich komme gerade von einer Party." gebe ich viel zu schüchtern von mir und trete von einem Bein auf das andere.

Ich muss so schnell wie möglich aus diesen verdammten Schuhen raus.

„Cool. Und warum lauerst du alleine durch die Gegend?" will er wissen.

„Meine Freunde sind eher gegangen. Ich wollte länger bleiben, die Leute dort waren nett." lüge ich.

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