Kapitel 15

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"Ich kann verstehen, das du sauer bist." , versuche ich ihn zu beruhigen. "Ich will darüber nicht mehr reden." , murmelt Jonathan. "A-Aber..." , stottere ich. "Kein aber! Und jetzt lass mich in Ruhe!" , fährt mich Jonathan an. Traurig schaue ich aus dem Fenster, um Jonathan nicht in die Augen zu schauen... Wieder muss ich an vorhin denken und beginne zu schaudern. Anna hat das alles gar nicht verdient, sie war doch noch so jung. Ich verstehe nicht, wer in der Lage ist, so einen brutalen Mord zu verüben. Es kann nur ein geübter Mörder sein. Jemand, der das schon mehrmals gemacht hatte und sich bestens auskennt. Doch wer ist so herzlos und kühl?
Durch meine wirren Gedanken drifte ich vollkommen weg und achte gar nicht mehr auf Jonathan. "Wir sind da." , nuschelt Jonathan unverständlich. "Was?" , frage ich. "WIR SIND DA!" , sagt Jonathan laut, sodass ich endlich wach werde und aus den Auto steige. "Soll ich dich noch hinein begleiten?" , fragt er leicht besorgt und nimmt meine Hand, als wäre nichts passiert. "N-Nein das ist nicht nötig." , meine ich und lasse seine Hand los. "Schlaf schön." , verabschiedet er sich von mir und gibt mir einen flüchtigen Kuss auf die Wange. Als sein Auto wegfährt, drehe ich mich um und gehe den Kieselsteinweg entlang. Er führt in den Wald, was im Moment kein sicherer Ort ist. Doch irgendwie habe ich keine Angst. Es ist, als würde der Wald mich magisch anziehen, doch es wäre viel zu gefährlich. Als es hinter mir anfängt zu knacken, bleibe ich schlagartig stehen und versuche mich nicht zu bewegen. "Ihr denkt wohl ihr könnt mich rein legen?" , lacht eine boshafte Stimme. Die Schritte hinter mir kommen immer näher und somit schlägt mein Herz genauso schnell. Plötzlich krallen sich zwei eiskalte Finger um meinen Hals und versuchen mir die Luft abzuschnüren. Ich schnappe laut nach Luft und versuche, die knochigen Finger von meinem Hals zu entferne, sie sitzen so fest wie ein Magnet. "Du bleibst jetzt still und befolgst alle meiner Anweisungen." Als sie mich loslässt, keuche ich auf und drehe mich um. "Du!" , flüstere ich. "Folge mir!" , brummt sie und packt mich am Handgelenk. "Was hast du vor?" , frage ich zitternd und schaue zu ihr herüber. "Rache!" , triumphiert sie. Dabei blitzen ihre spitzen Eckzähne im Mondschein auf. Ich versuche es zu ignorieren und hoffe, das mich irgendjemand finden wird. "So mein Engelchen, wir sind da!" , sagt Emilia zuckersüß und öffnet ein riesiges Eisentor. Dahinter befindet sich ein mindestens 8-stöckiges Hochhaus, was ich noch nie zuvor gesehen habe. Dabei bin ich hier öfters schon mal spazieren gegangen.

"Nicht so schüchtern! Fühle dich wie zuhause." , meint Emilia, nachdem wir mit dem etwas alten Fahrstuhl in den 8. Stock gefahren sind. "Essen für dich gibt es genug. Ich bin extra für dich einkaufen gegangen." Ich versuche zu lächeln, doch das einzige was ich im Moment habe ist Angst. Angst zu sterben, denn in jedem Moment könnte ich so wie Anna enden. "Mach es dir so lange gemütlich. Mein wunderschönes Loft gehört auch dir. Morgen bin ich wieder da, solange bist du alleine. Ich hoffe, das stört dich nicht." "Nein." , murmele ich. "Gut. Was anderes zum anziehen ist da hinten im Schrank. Das Kleid ist ja ganz schön, aber nicht gerade gemütlich. Ich habe Hunger... Bis morgen, Süße!" Ihre gespielte Fürsorge kotzt mich an! Wie soll man sich hier wohl fühlen? Ich bin hier gefangen!

Es sind fünf Stunden vergangen. Emilias Sachen passen mir wie angegossen, aber ich fühle mich nicht wohl darin. Wer weiß, wen sie alles schon in den Sachen ermordet hatte. Ich stehe mit zitternden Beinen auf und schaue mich weiter um. Die Türen sind alle verschlossen, es ist unmöglich hier raus zu kommen... Das Dachfenster, was offen ist, wäre viel zu hoch für mich. Aus dem 8. Stockwerk zu springen wäre nicht nur lebensmüde, sondern auch dumm.
Als mein Magen knurrt gehe ich zum Kühlschrank. Doch statt Blutkonserven finde ich nichts. Blutkonserven? Spendet sie ihr eigenes etwa an Hilfsorganisationen? Oder ist sie... Nein Sarah! Du hast zu viele Horrorfilme geguckt! Es gibt keine Vampire!
Ich schließe die Kühlschranktür und gehe wieder durch das große Loft. "Emilia? Ich bin es, mach die Tür auf!" Ich zucke zusammen und schaue zur Tür, wo die Stimme her kam. Als ich realisiere, das es vielleicht meine große Rettung sein kann, versuche ich die Tür zu öffnen. "Hilfe!!" , schreie ich und trete gegen die Eisentür. "Warte mal... Sarah?" , ertönt die Stimme von draußen. "Jonathan!" , schreie ich und beginne zu weinen. Mein Körper gleitet langsam an der Tür runter und ich lasse meinen Gefühlen freien Lauf. "Warte auf mich, ich komme gleich!" , sagt Jonathan und ich höre, wie er davon rennt. Nach wenigen Minuten steigt er durch das offene Dachfenster und kommt auf mich zu. Er drückt mich an sich und ich weine noch stärker als vorhin. "Wieso bist du hier?" , flüstere ich und schmiege mich an ihn. "I-Ich..."

Dark Romance- Du entkommst mir nicht *abgeschlossen*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt