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Wir verließen das Haus und blieben draußen erst einmal stehen.
,,Zayn ist ein Arsch." Fluchte ich vor mich hin.
,,Du hast dein Versprechen gebrochen."
Harrys Stimme war nicht mehr als ein Flüstern.
Ich sah auf den Boden und ließ seine Hand los.
,,Ich weiß" murmelte ich.
,,Du hast mir versprochen, das sie mir nichts antun werden"
,,Ich weiß. Es tut mir so leid, Harry."
,,Is nicht schlimm. Ist nix neues für mich"
Zuckte er mit den Schultern.
,,Nein, das ist schlimm. Wie kann ich das wieder gut machen?"
,,Lass mich in Ruhe"
Harry drehte sich von mir weg, und lief davon.
,,Harry, das kann ich nicht!"
Rief ich ihm verzweifelt hinterher, doch er lief weiter.

Ich kann mich nicht von ihm fernhalten.
Dieser Junge fasziniert mich.
Er verkörpert Perfektion für mich.
Und außerdem tut er mir leid.
Das mit der Bulimie, und das er so gemobbt wird.
Ach, was sage ich da?
Das ist garkein mobbing mehr!
Das ist Vergewaltigung.
Und Missbrauch.
Und Erniedrigung.
Und das werde ich nicht zulassen.
Er hat sowas nicht verdient.

Harrys p.o.v
Ich lief stramm weiter ohne mich umzudrehen.

Ich hätte Louis garnicht zusagen sollen.
Das war einfach nur dumm.
Dumm Dumm Dumm

Ich lief schnurstracks nach Hause und klingelte.
Mum öffnete und ich stürmte an ihr vorbei.
In meinem Zimmer ließ ich mich auf das Bett fallen.
Ich zischte vor schmerz auf und stellte mich sofort wieder hin.
Doch das war auch nicht besser.
Ich kniff die Augen zusammen in der Hoffnung das der Schmerz etwas nachlässt.

Unterleibschmerzen kann ich jetzt echt nicht gebrauchen.

Ich ließ mich vorsichtig wieder auf das Bett nieder und atmete tief durch.

Wie gerne würde ich mich jetzt übergeben, aber ich habe Liam ja versprochen-

...Achja, Liam hat mich ja hintergangen.
Er ist ein Arsch.
Obwohl...nein ist er nicht.
Ich hatte seine Freundschaft ja eh nie wirklich verdient.

Also stand ich auf und machte mich vorsichtig auf den Weg ins Bad.
Ich schloss die Tür ab und kniete mich vor die Toilette.

Ich wollte heute nicht kotzen.
Ich habs Liam versprochen.

Aber er hat mir versprochen das er auf mich aufpasst.
Also scheiß drauf.

Ich ließ meine Finger in meinen Rachen gleiten bis ich mich schließlich übergab.

Und wieder.

Und noch einmal.

Ich spülte an und lehnte mich an die Wand an.

Ich hasse mein Leben.

Die erste Träne verließ mein Auge und lief meine Wange entlang.
Sie tropfte auf den kalten Badezimmer Boden.

Immer mehr Tränen rannen meine Wangen runter und ich vergrub mein Gesicht in meinen Händen.

Ich will nicht mehr.
Ich kann nicht mehr.
Ich will sterben.
Ich bin zu nichts zu gebrauchen.
Ich bin ein Weichei.
Ich bin hässlich.
Ich bin fett.
Ich bin unfähig.
Ich verdiene es nicht zu leben.

Meine Atmung verschnellerte sich.

Ich halte das nicht mehr aus.
Ich will nicht mehr!
Ich will sterben!
JETZT!

Ich sprang auf und erschrak erst woher die plötzliche Kraft kam, bevor ich das Regal nach einem Rasierer durchsuchte.

Wo zum Teufel hat Mum ihren versteckt?!

Ich wühlte im zweiten Regal und fand einen!

So.
Jetzt ist es soweit.

Ich baute ihn auseinander und nahm eine Klinge in die Hand.

Na dann mal los.
Bye Louis.
Bye Mum.
Bye Gem.
Bye Welt.

Hallo Himmel.

Ich setzte die Klinge an meine Pulsader an, und wollte gerade zudrücken, doch da klopfte es an der Tür.

,,Hazzie schatz? Hier ist Besuch für dich, ich bin jetzt nochmal eben weg!"
Meine Mutter.

Besuch?
Schon wieder?
Wer denn bitte?
Liam?
Pfffff. Als ob.
Louis?
Och nö.

,,H-Harry?"
Es war wirklich Louis.
Er klopfte an der Tür.
Ich schloss auf und er trat ein.
,,Ich hab dir gesagt das du mich in Ruhe lassen sollst, Louis"
Murmelte ich und sah auf den Boden.
Er legte zwei Finger unter mein Kinn und hob meinen Kopf an, so das ich ihn ansehen musste.
,,Hast du geweint?"
Flüsterte er.
Ich nickte schwach.
,,Hast du..gekotzt?"
Ich nickte wieder und sah ihm in seine Augen.

So perfekt.

Sein Blick schweifte meinen Körper hinab und blieb an meiner Hand hängen.
,,Harry, was hast du da in der Hand?"
,,N-Nix"
Stotterte ich und versteckte die Hand hinter meinem Rücken.
,,Was ist das? Was hast du in der Hand?"
Er sah mich eindringlich an.
Ich gab auf und hielt ihm die Hand hin.
,,Eine Rasierklinge?!"
Fragte er geschockt.
,,Ja..?"
,,Was wolltest du damit machen?"
Ich zuckte mit den Schultern.
,,Bitte antworte mir."
,,Ich..e-emh..ich"
Stammelte ich.
,,Wolltest du dich selbst verletzen?"
Ich schüttelte den Kopf.
,,Was dann?"
Ich senkte meinen Blick.
,,W-Wolltest du dich...u-umbringen, Harry?"
Ich nickte.
,,Oh mein...G-Gott."
Er schlang seine Arme um mich und zog mich eng an sich.
,,Harry, bitte tu das nicht. Ich bitte dich."
Er vergrub seinen Kopf in meiner Halsbeuge.
,,Gib mir einen Grund..."
,,Weil...na weil..."
Stammelte er rum.
,,Siehst du? Du findest keinen Grund"
Er drückte mich von sich weg und sah mir kurz in die Augen bevor er seine Lippen auf meine legte.

Och nö.
Nicht schon wieder.
Warum tut er das?

Er fing an seinen Mund zu bewegen und strich mit seiner Zunge über meine Oberlippe und bar somit um Einlass.

Soll ich?
Ich meine, ich wollte mich gerade ja noch umbringen.

Ich bin es nicht wert das er mich küsst.

Ich drückte ihn also von mir weg und trat einen Schritt zurück.
,,Nein Louis..bitte nicht"
Flüsterte ich.
,,Warum nicht?"
,,Ich..will es nicht"
,,Komm schon Harry. Bitte. Tu es für mich. Ich weiß das du es auch willst"
,,Ja..aber ich verdiene das nicht. Ich verdiene nicht das du mich küsst. Ich verdiene nicht das du mich anfasst. Oder geschweige denn, mich ansiehst. Also bitte, lass mich in Ruhe Louis."
,,Ich will dich aber nicht in Ruhe lassen. Und ich kann es nicht"
,,Warum nicht?"
,,Weil ich dich nicht im stich lassen will."
,,Ich will aber das du mich im stich lässt"
,,Nein, du willst es nicht"
Er kam mir wieder näher und schlang seine Hände um meinen Nacken.
,,Küss mich Harry" hauchte er mir ins Ohr.

Ich will ihn so sehr küssen.
Aber ich bin es doch nicht wert!
Versteht er das denn nicht?!?!?

Er unterbrach meine Gedanken indem er wieder seine Lippen auf meine legte.

Er ist so anstrengend.

Doch dieses mal ließ ich den Kuss zu.

The Bulimia Boy||l.sWo Geschichten leben. Entdecke jetzt