Ich lächle gegen seine Lippen, weiß nicht was mir widerfährt oder wie ich mich fühlen soll. Sein warmer Atem zieht in meinen Mund, seine Nase berührt meine. Mein Herz klopft schnell und meine Hände greifen in das feuchte Gras, auf dem wir liegen. Seine Mundwinkel umspielen ein Lächeln, das meine Augenblicke einfangen. Ich kann noch immer den süßen Geschmack seiner Lippen schmecken, nachdem er sie von meinen gelöst hat. Der kleine Kern in mir, der Thaddeus mag, macht Luftsprünge, aber der andere Kern in mir, dem Thaddeus noch suspekt ist, schreit ganz laut und will mich zerreißen. Das Geräusch seines Schmunzelns liegt in der Luft. Ich bin in seinen Augen verharrt, die in meine sehen, so blau und berauschend. Mein Rücken nässt sich, seiner wohl ebenfalls. Das Spielen seiner Finger mit meinen macht mich nervös.
Und ich glaube einen Menschen gefunden zu haben, der bleibt. Und ich glaube einen Menschen gefunden zu haben, der auf mich aufpasst und für immer für mich da ist. Und trotzdem glaube ich, dass auch er seine Schattenseiten mit sich trägt. Schattenseiten, die ich wissen will, die mir aber doch unheimlich sind zu erfahren. Seine Pupillen bewegen sich hin und her. Ich verstehe diesen Menschen nicht. Ich verstehe nicht, wieso er das tut. Wieso er mich ein weiteres Mal küsst. Wieso er diese Prozedur ein zweites Mal vollzieht, und ich mich gut fühle. So wertvoll und gebraucht.Ist es das Gefühl, das Menschen haben, wenn sie andere Menschen einfach küssen, oder geküsst werden?
Ich atme laut aus. Seine raue Lache verscheucht jegliche Zweifel in mir, die aufgekommen sind, nachdem er seine Lippen von meinen genommen hat, ohne dass ich ihn zurück geküsst habe. Ich habe es nicht getan. Vielleicht habe ich zu viel Angst davor ihn mit ins Verderben zu reißen, wenn die mörderische Bombe in mir hoch geht. Vielleicht ist mein großes Vielleicht auch nur ein unbedenkliches Nichts, das ich mir einbilde, damit mein Gewissen mir nicht zu sehr auf den Magen schlägt. Damit es mich nachts schlafen lässt. Andererseits will er mit mir fort gehen, und ich habe einen geballten Teil meines Vertrauens schon in ihn gelegt. Ich habe es quasi in einen Fremden gelegt, von dem ich nichts weiter weiß, als seine Familiengeschichte und einige seiner Interessen und wirren Gedanken, und ich bin mir nicht sicher, ob ich mich damit gerade selber erhänge, über sowas nachzudenken, während er meine Hand noch mehr ergreift und sie drückt, sodass ich unweigerlich von seinen geröteten Lippen hinauf in seine Augen sehen muss, die fraglich aussehen und auch irgendwo interessiert.
»Tut mir leid.«, sagt er leise. Es ist fast nur ein Hauchen, das aus seinem geöffneten Mund kommt. Ein Hauchen, das im kalten Herbst verfliegt. »Tut mir leid, ich hab' einen Fehler gemacht.« aber ich bin mir nicht sicher, ob sein Fehler mich zu küssen genau der ist, den ich mir wünsche, dass er ihn bereut.
Ich schmecke ein weiteres Mal die Süße an meinen roten Lippen kleben, die kein Fünkchen Farbe an ihn abgegeben haben. Ich kann nichts anderes tun, als ihm ein Lächeln zu schenken, das so sanft ist, dass es das erklärt, was ich ihm hätte sagen wollen. Nämlich, dass es nicht schlimm ist, dass er mich geküsst hat. Dass alles in Ordnung ist. Dass es in Ordnung ist, da ich damit klar komme allein zu sein, was der Fall sein wird, wenn ich in mir selber verrecke wie eine Blume. Wenn ich in meine Einsamkeit zurück kehre. Das passiert genau dann, wenn ich Zuhause ankommen werde. In meiner Einsamkeit und Trauer angekommen. In den verstaubten Erinnerungen an die rosige Vergangenheit der nicht mehr ganz so rosigen Familie und der nicht mehr ganz so rosigen Katze.
»Um ehrlich zu sein, weiß ich nicht einmal, wieso ich das getan hab.«, sagt er in tiefen Oktaven, lächelt sein blitzendes Lächeln und kratzt seine Stirn, auf der sein blondes Haar verstreut liegt.
»Muss nicht immer alles einen relevanten Grund haben. Es ist, wie es ist.« obwohl ich den Grund gerne gewusst hätte.
Verliebt ist er nicht.
Verliebt kann er nicht sein.
Verliebt bin ich nicht.
Verliebt kann ich nicht sein.
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Mystery | Taddl
أدب الهواةMan sieht sich immer zwei Mal im Leben, oder vielleicht auch nicht... Das Leben ist nicht immer fair und einfach, nicht jeder mag jeden - das alles ist Jane Dawson längst bewusst geworden. In ihrem Labyrinth des Leidens versunken lebt sie ihr einsam...