Kapitel 10

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Meine kalten Hände legten sich zittrig um den Griff der Tür, die zum Inneren des Polizeirevieres führt. Das Rot meiner Haare spiegelt sich genauestens in der Scheibe der Tür wieder. Ich atme hastig ein und aus, mein Herz rast, aber ich weiß nicht wieso und weshalb. Mein trockener Hals bewirkt, dass es jedes Mal kratzt, wenn ich schlucke. Männer in blauen Uniformen kommen mir in dem breiten Gang entgegen, den ich entlang gehe. Die Wände riechen frisch gestrichen, so wie es damals mein Zimmer getan hat, als ich es umgestaltet habe, da ich mich nicht mehr anpassen wollte. Das Polaroidbild zerknittert etwas in meiner Hand, da meine Finger so sehr in es hinein drücken, und es keinen Widerstand leistet. Die schwarzen Stiefel meinerseits schleifen über den sauber glänzenden weißen Boden, der aus Fliesen besteht, die Kacheln besitzen.

In einem weiteren Raum, in dem sich eine Art Rezeption befindet, mache ich stop. Ein freundlicher Mann, Mitte zwanzig ungefähr, empfängt mich lächelnd und fragt, wie er mir helfen könne. Und ich, ich weiß einfach nicht wie ich die ganze Sache mit der Suche nach Thaddeus und der Vermutung, die ich habe, angehen soll.

»Ich...uhm...es wurde doch eine Tankstelle oder so überfallen und ich...ich müsste mit der Person sprechen, die sie festgenommen haben.« Auf seinem Namensschild las ich: Herr Bennetil

»Ich denke nicht, dass ich Ihnen weiter helfen kann, junges Fräulein. Ich kann Sie leider nicht zu ihm lassen, tut mir leid. Er sitzt in Untersuchungshaft, da geht es nicht einfach irgendwelche Leute zu ihm zu lassen.«

Verdammter Mist.
Irgendwie muss ich zu ihm.
Ich brauche seine Hilfe.
Vielleicht kennt er Thaddeus.

»Ich bin nicht Irgendwer oder Irgendjemand!«, lüge ich, »Ich..Ich bin seine Frau! Also lassen Sie mich bitte zu ihm. Ich habe Sehnsucht nach meinen Mann. Ich will wissen, wie es ihm geht. Ich habe ein Recht darauf ihn zu sehen.«

Und das ist bisher die schlechteste Lüge, die ich jemals ausgesprochen habe.

»Sie kommen mir etwas jung vor für seine Frau.«, er kratzt sich an seiner Nase, »Kann ich bitte Ihren Ausweis sehen?«

»Sicher«, antworte ich dem Polizisten, der mir mittlerweile mehr suspekt als freundlich vorkommt.

Aus meiner Hosentasche krame ich mein Portmonee und somit auch meinen Ausweis. Meine Augen überfliegen das Geld, das ich ihn Bar dabei habe, und die Kreditkarte von meinem Sparkonto, die in einer Öffnung daneben steckt. Ich reiche ihm das Stück Plastik, er beäugt es misstrauisch.

»Erst 17 Jahre jung.«, sagt er kopfschüttelnd, »Und dann schon verheiratet mit einem 22-Jährigen.«

»Sparen Sie sich einfach ihre Jugend-von-heute-Bemerkung und lassen mich zu meinem Mann...?« Jetzt drücke ich auf die Tränendrüse. Das Wasser läuft langsam mein Gesicht hinab. Ich denke an Thaddeus und seine Worte.

»Nun gut, folgen Sie mir.«

Seine schmale Gestalt geht mit mir den polierten Gang entlang. Seine Schuhe schleifen über die Fliesen. Ich sehe mich um, überall sitzen Leute, die weinen, oder denen man lieber nicht im Dunkeln begegnen will. Herr Bennetil bleibt vor einer hellbraunen Tür mit der Aufschrift Raum 468 stehen, wobei ich mir sicher bin, dass sie hier nicht einmal ansatzweise die anderen Räume von 1-467 besitzen. Durch das kleine Fenster in der Tür kann ich durchsichtige Vorhänge erkennen, die vor ein Fenster gezogen wurden. Leere Stühle und ein leerer Tisch stehen in mitten des kleinen Raumes.

»Gehen sie schon einmal rein«, sagt er, »Ihr Mann kommt dann gleich. Ich hole ihn aus seiner Zelle.«

Und ich frage mich, ob sie wirklich solche komischen Gitterzellen besitzen, wo sie Leute einsperren, die in Untersuchungshaft sind, da sie nichts sagen wollen oder ein Gerichtsverfahren gegen sie läuft.

Mystery | Taddl Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt