Emmett und ich machten uns mit seinem Jeep auf den weg, zu Fuß wären wir zwar viel schneller, aber es eilt ja nichts. Nach ungefähr 4 Stunden sind wir in Goat Rocks Wilderness angekommen und eröffneten die Jagd.
Emmett sprang aus dem Jeep und atmete tief ein. >>Mahlzeit<< rief er und grinste fröhlich vor sich hin.
>>Wir treffen uns dann wieder hier<< sagte ich und rannte auch schon los.
Diese Kraft, die Schnelligkeit und die Wahrnehmung die man als Vampir hat, es ist wie ein Fluch und Segen zugleich. Jedes kleinste Detail können wir sehen, hören und riechen. Es fühlt sich gut an, seine Kräfte auszuleben.
Es raschelte wenige Meter von mir entfernt und ich schlich mich leise in die Richtung. Je näher ich kam, desto stärker roch es nach warmen Blut. Ich schluckte und ließ meine Instinkte freien Lauf als ich den Bär vor mir sah. Der Bär hatte einen streifschuss am Rücken und nicht weit weg hörte ich die Gedanken von einem Jäger.
Ich vergewisserte mich kurz in welche Richtung der Jäger lief und konzentrierte mich auf seine Gedanken.
Er ging wieder zurück, da er diesen Bären verloren und aufgegeben hatte.
Im Sprung fletschte ich die Zähne und überließ mich ganz dem Blutrausch.
Nachdem ich meinen Durst gelöscht hatte, machte ich mich auf den Weg zum Jeep und wartete auf Emmett.
Nach kurzer Zeit war er auch wieder da. >>Wartest du schon lange?<< fragte er gut gelaunt.
Ich gab ihm keine Antwort, lächelnd stieg ich ein und startete den Motor.
>>Wieso hast du es so eilig? Willst du schnell nach Hause um deine kleine weiter zu stalken?<< fragte er und lachte.
Ich fuhr los und ignorierte seine Sticheleien.
>>Jetzt mal im ernst. Wie heißt die kleine nochmal?<<
Ich schaute ihn skeptisch an, ob er sich eventuell noch über mich lustig machte. Doch er fragte wirklich aus Neugier.
>>Bella<< antwortete ich.
>>Läuft etwas zwischen euch?<< bohrte er weiter und grinste breit.
>>Seit wann interessiert dich sowas? Kommt gerade deine Feminine Seite zum Vorschein?<< provozierte ich und ließ mich von seinem grinsen anstecken.
>>Ha - Ha.<< sagte er einige Oktaven höher und drehte seinen Kopf wie eine eingeschnappte Diva zur Seite.
Wir lachten beide und amüsierten uns die ganze Fahrt lang.
Als wir Zuhause angekommen sind, da wurde es gerade erst dunkel. Wir parkten den Jeep in der Garage und gingen ins Haus.
>>Wir sind wieder da<< rief Emmett ins Haus.
>>Du könntest auch flüstern und wir würden dich hören<< sagte Rosalie lächelnd und gab Emmett einen Kuss zur Begrüßung.
>>Hab ich dir gefehlt, mein Engel?<< fragte Emmett mit tiefer Stimme.
>>Nein.<< sagte sie lächelnd.
>>Wie war euer Ausflug?<< fragte Alice.
>>Amüsant.<< sagte ich und ging die Treppe hoch.
>>Das ist schön zu hören.<< sagte Alice während sie ins Wohnzimmer tänzelte.
Ich ging ins Bad, warf die dreckigen Klamotten in den Wäschekorb und sprang unter die Dusche. Sobald ich Zeit zum nachdenken hatte, dachte ich an nichts anderes als an Bella.
Heißes Wasser ließ ich über mich laufen, wusch mir den Dreck aus den Haaren und vom Körper.
Nach dem Duschen ging ich in mein Zimmer, machte meine Musikanlage an und legte mich auf das schwarze Ledersofa. Ich könnte auch die ganze Nacht lang stehen, als Vampir braucht man keinen Komfort mehr. Dennoch schloss ich die Augen und summte zum Lied.
Es vergingen Stunden und wurde immer heller. Die Sonne ging auf und leuchtete mir direkt ins Gesicht. An solchen sonnigen Tagen müssen wir den Kontakt mit Menschen meiden.
Ich stand vom Sofa auf und machte mich auf den Weg zur Schule.
>>Wo geht es hin?<< fragte Rosalie.
>>Ich geh in den Wald, etwas spazieren.<< gab ich ihr als Antwort und ging weiter.
Hinter der Schule lehnte ich im Wald an einem Baum und durchforstete alle Gedanken.
Dann hörte ich die Gedanken von Jessica. Sie ist eigentlich eine sehr aufdringliche Person, mit ihrem Geplapper und unzähligen fragen. Doch mittlerweile finde ich es ganz gut, dass Bella mit ihr zutun hat.
Sie fragt sie bis ins kleinste Detail aus und so weiß ich ein bisschen mehr was in ihrem hübschen Kopf vor geht.
Da Jessicas stimme mir vertraut ist, fällt es mir leicht sie auch aus einer größeren Entfernung zu hören.
Die Pausenklingel ertönte, der Schulhof füllte sich und ich blieb im dunklen Wald verborgen.
Bella, Jessica, Mike, Eric und Angela saßen zusammen an einem Tisch und es kamen immer mehr dazu.
>>Und, was wollte Edward Cullen gestern?<< fragte Jessica beim Mittagessen.
>>Weiß nicht. Er kam nicht so richtig zum Punkt.<<
>>Du hast irgendwie wütend ausgesehen<< sagte Jessica tastend.
>>Wirklich?<< fragte sie und verzog dabei keine Miene.
>>Schon komisch, das Ganze - ich hab ihn noch nie mit jemandem außer seinen Geschwistern zusammensitzen sehen.<< stellte Jessica fest.
>>Ja, komisch<< sagte Bella und schaute bedrückt.
Es ist schon komisch die Schule zu schwänzen und ironischerweise sich neben der Schule aufzuhalten.
>>Seit ihr bereit für unseren Ausflug zum Strand morgen?<< fragte Mike enthusiastisch.
Eric machte hinter Mikes Rücken Surf Bewegungen und alle lachten.
Die Pause war zuende und alle gingen zur nächsten Unterrichtsstunde.
Die Quileute aus dem Reservat leben nicht weit weg vom Strand. Bella ist eine sehr neugierige Person und sollten die Quileute sich ebenfalls am Strand aufhalten, dann könnte sie vielleicht die Wahrheit über meine Familie erfahren. Der Gedanke bereitete mir sorgen.
Ich machte mich auf den Heimweg und dachte über die Legenden nach, was Bella alles erfahren könnte.
Die Legende der kalten Wesen fiel mir als erstes ein und als nächstes die Legende der Wölfe. Wir, die kalten Wesen, sind die natürlichen Feinde der Wölfe.
Meine Familie hatte vor vielen Jahren schon einmal in Forks gelebt und nur durch ein Abkommen zwischen dem Stammesältesten und Carlisle konnten wir uns in Forks und in den Wäldern aufhalten. Sie haben nämlich festgestellt, das wir weder für sie und noch für die Menschen eine Bedrohung darstellen. Ihr Land dürfen wir nicht betreten, da wir nicht erwünscht sind.
Einerseits hoffe ich, dass sie es nicht erfährt und andererseits wäre es vielleicht gut, wenn sie erfährt das ich ein Monster bin. Mir bleibt nichts anderes als abzuwarten.
