Albtraum und Sonnenschein

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Den Tag verbrachte ich Zuhause und versuchte mich mit Büchern abzulenken. Doch das gelang mir nicht so richtig, in kürzester Zeit hatte ich sämtliche Bücher durchgelesen und dachte immer wieder an Bella. Es ist wie eine Droge von der ich abhängig bin und auf die ich nicht mehr verzichten will.

Es wurde langsam dunkel und ich zählte die Stunden, Minuten und Sekunden bis ich Bella wieder sehen würde. Sie geht bestimmt bald schlafen oder vielleicht schläft sie bereits.
Ungeduldig machte ich mich auf den weg zu ihr. Ich rannte durch den Wald und war in nur wenigen Minuten bei ihr. Diesmal ging ich nicht durch die Eingangstür, sondern sprang zu ihrem Fenster hoch. Ich warf vorsichtig einen Blick rein und sah sie in ihren Alltagsklamotten auf dem Bett liegen, mit Kopfhörern in den Ohren. Sie hat noch nicht einmal ihre Stiefel ausgezogen. Vielleicht ist sie noch wach und liegt einfach nur erschöpft vom Ausflug da.
Nichts als stille und aus einem anderen Zimmer hörte ich die Gedanken von Bellas Vater. Er träumt vom Angeln. Ich schmunzelte über seinen Traum und stellte fest wie sympathisch er mir ist.
>>Jacob? Was ist los?<< hörte ich Bella besorgt nuscheln.
Anscheinend schläft sie und hat einen Albtraum. Im selben Moment überkam mich ein schlechtes Gefühl und ich kam mir lächerlich vor.
Wer wohl dieser Jacob ist.. womöglich jemand aus dem Reservat.
>>Warum? Ich will nicht!<< sagte sie diesmal deutlicher und wälzte sich hin und her.
>>Jacob!<< schrie sie fast.
Bellas Vater ist soeben wach geworden. Es war zeit zu gehen.
>>Nein!<< hörte ich sie Schreien, als ich runter sprang.
Ich machte mich mit einem mulmigen Gefühl auf den nach Hause weg, um mich für den Tag fertig zu machen. Ein Reh überquerte meinen weg, es ahnte noch nicht einmal was es gleich erwartet.
Mein Durst war kurz darauf gelöscht.
Jasper und Alice kamen mir über den weg, sie kamen von der Jagd und machten sich auch auf den Heimweg.
>>Was führt dich denn hierher?<< fragte Jasper skeptisch, da er mein schlechtes Gefühl wahrnehmen konnte.
>>Ich war spontan Jagen<< gab ich als Antwort mit gespielten grinsen.
>>Was ist los?<< fragten beide gleichzeitig.
Wem mache ich was vor.. Alice kennt mich sehr gut und sieht es mir sofort an. Jasper würde es mir zwar nicht ansehen, dafür spürt er meine Gefühlslage.
>>Nichts.<< sagte ich nach kurzer Zeit.
>>Komm schon. Ich weiß, dass dich etwas bedrückt.<< sagte Alice fordernd.
Im Wald war es angenehm dunkel und still. Als ich nach oben schaute und den Himmel suchte, zwischen den ganzen Blättern und Ästen, fand ich den klaren schwarz-blauen Himmel. Er war immer noch klar.
>>Wann bekommen wir wieder Forks Wetter?<< fragte ich Alice ohne sie anzuschauen.
>>Lenk nicht ab.<< sagte Alice wütend und besorgt zugleich.
>>So kenne ich dich gar nicht. Irgendwas belastet dich.<<
>>Es ist nichts schlimmes. Ich habe einfach ein schlechtes Gefühl.<< antwortete ich und das war auch die Wahrheit.
>>Schlechtes Gefühl?.. wegen Isabella?<< fragte Alice und schaute mich erwartungsvoll an.
Alice streckte Kasper die Zunge raus >>Bäääh.<<
>>Alles klar, ich laufe schon mal nach Hause. Bei "Girlie Talk" kann ich nicht viel mitreden.<< sagte Jasper ins Gespräch, warf Alice einen Luftkuss zu und rannte grinsend los.
Wenn ich Zuhause ankomme, erwarten mich Sticheleien von Emmett und Jasper. Die nutzen jede Chance die sich ihnen bietet, da ich denen immer einen Schritt voraus bin. Kaum dachte ich diesen Gedanken zuende, schon musste ich ebenfalls grinsen.
>>Edward?<< fragte Alice und winkte vor meinem Gesicht.
>>Ja?<<
>>Ist es wegen Isabella?<< hackte Alice nach.
>>Bella.<< verbesserte ich sie.
>>Entschuldigung, dann hast du ein schlechtes Gefühl was Bella betrifft?<< fragte Alice.
Mir war überhaupt nicht danach drüber zu sprechen. Ich ahnte was mich erwartete beim nächsten wiedersehen mit Bella.
>>Ja.<< antwortete ich widerwillig.
>>Warum? Es gibt doch keinen Grund für dich oder trifft meine Vision nicht mehr ein?<< fragte sie verwirrt.
>>Dazu kann ich leider nichts sagen.<<
>>Sie weiß was du bist und hält sich fern von dir?<< fragte Alice entsetzt.
>>Nein, sie war in La Push am Strand und hat eventuell die Geschichte von den Leuten dort über uns erzählt bekommen. Das vermute ich zumindest.<<
>>Glaubst du, dass sie glaubt, dass du glaubst..<< fing Alice an. Ich hörte ihre Gedanken und unterbrach sie >>Alice! Es wird sich erst noch herausstellen.<<
Alice nickte und verstand meine Situation.
>>Lass uns gehen. Emmett und Jasper warten bestimmt schon.<< sagte ich und rannte los.
>>Emmett?<< fragte Alice als sie mich einholte.
>>Wirst du gleich sehen.<< sagte ich grinsend.
Innerhalb wenigen Minuten standen wir vor der Tür und gingen rein. Emmett sprang grinsend über das Geländer vom oberen Geschoss und landete lässig auf den Füßen.
>>Meine zwei Schwestern sind endlich Zuhause.<< sagte er lachend.
Jasper kam grinsend aus dem Wohnzimmer, doch Alice tänzelte auf Jasper zu und fing ihn ab.
>>Lass uns einen Film schauen oder auch zwei.<< sagte Alice lächelnd und zog ihn mit.
>>Ein anderes mal.<< sagte ich zu Emmett, bevor er überhaupt etwas sagen konnte und ging lächelnd an ihm vorbei.
>>Bis später Schwesterherz<< rief er mir nach.
Ich ging duschen und zog mir danach frische Klamotten an. Der Wäschekorb war voll, also trug ich den Korb runter in den Keller.
Emmett saß vor der Waschmaschine.
>>Was tust du da?<< fragte ich verwirrt, da er nur einen total schrägen Gedanken hatte. Er dachte, er sei Alice.
>>Ich bin Alice.<< antwortete er monoton.
>>Auf dem Stand bin ich auch.<< sagte ich und rollte mit den Augen.
>>Ich kann sehen was als nächstes passiert. Schau, jetzt dreht sie sich gleich wieder.<< sagte er wieder monoton und die Waschmaschine fing an sich zu drehen.
Grinsend drehte er langsam seinen Kopf zu mir. >>Was hab ich gesagt.<<
>>Vollidiot<< sagte ich lachend, stellte den Korb ab und ging wieder hoch.
Von meinem Zimmer aus betrachtete ich den Sonnenaufgang.
Ein weiterer sonniger Tag und ein weiterer Tag den wir meiden müssen.
Emmett, Rosalie, Alice, Jasper und ich machten wieder blau. Carlisle hat sich einen Tag Urlaub genommen. Dank Alice wissen wir immer was vorher passiert bzw. welches Wetter sein wird.
Wir verbrachten den Tag als Familie und saßen zusammen im Wohnzimmer. Ich schlug die Zeitung auf und las mir die Neuigkeiten durch, bis ich zum Kreuzworträtsel kam. Ein Kinderspiel, dachte ich während ich das Rätsel löste und grinste höhnisch.
>>Edward, was gibt's denn schönes in der Zeitung? Schaust du dir nackte Frauen an oder warum grinst du so dreckig?<< fragte Emmett lachend.
>>Ein Tier mit F?<< fragte ich Emmett.
>>Fogel...?<< antwortete Emmett schnell.
>>Vollidiot... Ferd natürlich!<< warf Rosalie lachend ein und wir stimmten alle in ihr lachen ein.
Ich faltete die Zeitung zusammen und legte sie beim Aufstehen auf den Couchtisch.
>>Ich muss an die frische Luft. Bis später.<< sagte ich beim gehen.
>>Hältst du das für eine gute Idee?<< fragte Jasper.
>>Ich bin immer jedem einen Schritt voraus.<< sagte ich und tippte mit dem Zeigefinger an die Schläfe.
>>Alles klar, dann bis später.<< sagte Jasper.
>>Viel spaß beim stalken<< rief Emmett mir noch provokant hinter her, worauf ich jedoch nicht reagierte.

Ich lief gemütlich durch den Wald, beobachtete die Insekten die umher schwirten und die Blätter, wie sie im Wind flatterten. Angekommen an meinem Lieblingsplatz, legte ich mich in die feuchte Wiese. Ich fragte mich, ob Bella diese Lichtung gefallen würde. Es wurde Mittag und die Sonne entfaltete ihre ganze Kraft. Sie wärmte meine Klamotten und meine kalte Haut auf.
Bald müsste Bella von der Schule nach Hause kommen. Langsam machte ich mich auf den weg zu ihr. Die frische und warme Luft war sehr angenehm. Hinter dem Haus von Bella angekommen, sprang ich auf einen Ast ziemlich weit oben auf einen Baum und schaute Bella zu wie sie auf einer Decke in der Sonne lag und ein Buch aufschlug. Kurz darauf legte sie es bei Seite und drehte sich auf den rücken. Sie schob ihre Haare nach oben, dass sie sich über ihrem Kopf fächerförmig auf der decke ausbreiteten. Ihre Haare glänzten wunderschön und ihre Haut sah strahlend weiß wie Porzellan aus. Sie krempelte ihre Ärmel hoch und lag dann still da. Sie muss eingeschlafen sein, so ruhig und still wie sie dort liegt. Die Sonne verschwand langsam hinter den Bäumen und ihr Vater kam nach Hause.
Es ist unglaublich, in den letzten Jahren verging die Zeit wie in Zeitlupe und jetzt vergeht eine Stunde wie eine Minute.
Schlaftrunken setzte sie sich auf und schaute um sich.
>>Charlie?<< rief sie etwas verwirrt.
Sie sprang auf, raffte die decke und ihr buch zusammen und eilte ins Haus.
>>Essen ist noch nicht fertig, Dad, tut mir leid - ich bin draußen eingeschlafen.<<
>>Macht nichts. Ich wollte sowieso nachsehen, wie's beim Spiel steht.<<
>>Dad, Jessica und Angela fahren morgen nach Port Angeles, um nach Kleidern für den Ball zu schauen und sie wollen, dass ich ihnen beim Aussuchen helfe ... Hast du was dagegen, wenn ich mitfahre?<<
>>Jessica Stanley?<< fragte er.
>>Und Angela Weber<< präzisierte Bella genervt.
>>Nein, Dad, aber ich helfe ihnen dabei, etwas zu finden. Konstruktive Kritik und so.<<
>>Naja, okay. Aber am nächsten Tag ist Schule.<<
>>Wir fahren gleich nach der letzten Stunde los, damit wir zeitig wieder zurück sind. Kriegst du das hin mit dem Abendessen?<<
>>Bells, bevor du gekommen bist, hab ich mich siebzehn Jahre lang selbstständig ernährt<< erinnerte er Bella.
>>Keine Ahnung, wie du das überlebt hast<< murmelte sie. >>Ich stell dir trotzdem ein paar Sachen für Sandwiches in den Kühlschrank, ja? Ganz oben.<<
Über die Gedanken von Charlie betrachtete ich Bella, als er ihr einen belustigten Blick zuwarf.
Ich machte mich auf den Heimweg und hinter unserem Haus fing mich Emmett ab.
>>Na - was gibt's neues, du Stalker?<< fragte Emmett und grinste breit.
>>Halt die klappe<< antwortete ich zurück.
Alice kam raus gehüpft >>Edwards, wie findest du die Laternen im Baum?<<
>>Sieht schön aus.<<
>>Danke, ich weiß.<< sagte sie und hüpfte weiter glücklich.
Beim reingehen dachte ich an Bella, kurz darauf hatte ich eine Melodie im Sinn und setzte mich ans Klavier.
>>Das klingt wunderschön.<< sagte Esme als sie aus dem Wohnzimmer kam.
Gedankenverloren antwortete ich Esme. >>Danke<< und stellte fest, dass es bereits Nacht war. Sofort machte ich mich wieder auf den weg zu Bella.
Erst kletterte ich auf einen Baum und warf kurz einen Blick in Bellas Zimmer. Es brannte kein Licht mehr und sprang zum Fenster, lauschte einen Augenblick. Laut ihrem Herzschlag sollte sie tief und fest schlafen. Ich öffnete vorsichtig das Fenster, stieg ein und schloss es wieder. Neben dem Fenster verharrte ich, Bellas Duft traf mich wieder wie ein Schlag. Als ich mich allmählich dran gewöhnte, ging ich einige Schritte auf sie zu. In dieser Nacht schlief sie ruhig und traumlos. Ich seufzte, heute wird ebenfalls ein sonniger Tag.
Mir fehlten die Unterhaltungen mit ihr. Die Art wie sie mich ansieht und ganz besonders ihr Lächeln.
Sie drehte sich von der einen Seite auf die andere und dabei fielen ihr die Haare ins Gesicht. Der drang war so groß, dass ich nachgab und ganz nah an sie heran ging. Vorsichtig streichte ich ihr die Haare aus dem Gesicht und währenddessen spürte ich ihre warme und weiche Haut an meinen Fingerkuppen. Ihre Haare fühlten sich seidig an. Ich trat wieder einige Schritte zurück, setzte mich in den Schaukelstuhl und summte das Lied von vorhin.

Edward und BellaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt