Kapitel 25

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Eine Woche. Es war genau eine Woche her gewesen, seitdem Ms. Hellman mir meine Bezeichnung als zurechnungsfähig genommen und mich in die Ecken einer dunklen Zelle geworfen hatte, wo ich nicht hingehörte. Ich wurde nun von denen als geistig instabil gehalten, die es nicht besser wussten. Und hey, vielleicht war ich es auch. Aber verdammt nochmal nicht genug, um hier eingesperrt zu sein. Dieser Ort war sogar noch schrecklicher, wenn man drinnen war. Was daran am ärgerlichsten war, war die Tatsache, dass ich noch nicht einmal aus einem Grund hier drin war. Ich hatte nicht eine Sache gemacht, die mich weder als gefährlich noch als verrückt bewiesen hat. Aber ich war trotzdem hier. Und wenn ich Dinge wie "Ich bin nicht verrückt!" schreien würde, würde mich das nur noch mehr so wirken lassen. Jede Besucher oder Reporter würde nicht zweimal über meinen geistigen Zustand nachdenken. Ich befand mich in Treibsand, jede Bewegung die ich machte sank mich nur noch weiter nach unten. Der einzige Weg nach draußen war mit der Hilfe von Kelsey oder Lori, doch sie könnten Angst haben, selbst reinzufallen. So oder so, das Wort Flucht war der einzige Gedanke, der sich wieder und wieder in meinem Kopf abspielte.

Aber allein zu versuchen, sich einen Fluchtplan auszudenken, war schwierig. Die Sicherheit war streng und wir wurden ständig von einem Wächter begleitet, wo auch immer wir hingingen. Es war unmöglich irgendwas auch nur annähernd verdächtiges zu machen, ohne erwischt zu werden; ich hatte das auf die harte Weise gelernt, als es damit geendet hatte Harrys blutige, aufgerissene Haut zu sehen. Also saßen wir beide jetzt erstmal hier fest, bis einer von uns an etwas nützliches denken konnte. Hier festzusitzen und schreckliches Essen zu essen und in quietschenden Betten zu schlafen und mit Psychopathen zusammenzusitzen.

Doch wie in jeder Situation gab es auch eine angenehme Seite; und in dieser war es Harry. Es war nicht einmal die Tatsache, dass ich mit ihm zusammen war, sondern es war die Tatsache das er nicht länger allein war. Hier gab es keine vernünftigen Leute, die fälschlicherweise angeklagt wurden. Wir konnten reden und Cluedo spielen und zusammen einen Weg nach draußen finden. Er hatte mich und ich hatte ihn. Selbst wenn es unsere Gemüter lebendig aufessen würde in diesem Ort festzusitzen, dann würden wir wenigstens zusammen verrückt sein. Keiner von uns würde das alleine durchmachen müssen.

Und letzten Endes würden wir beide fliehen. Wir mussten. Ich hatte Harry wieder und wieder versprochen, dass wir es tun würden. Das war der einzige Weg wie ich das ertragen konnte, wenn ich mir selber sagte, dass es nicht für die Ewigkeit war; wenn ich hoffte, dass wir einen Weg nach draußen finden würden. Und ich musste weiterhin hoffen, denn Hoffnung war alles was ich noch hatte.

Auf der Außenseite hatte ich ebenfalls nicht viel. Nur mich und die Sachen in meinem Apartment. Aber zumindest hatte ich Freiheit und Auswahl und Möglichkeiten. Hier hatte ich nichts davon. Was ich jedoch hatte war eine viel klarere Auffassung von Wickendale. Anstatt mein Arbeitsplatz zu sein, war es jetzt mein Zuhause. Und eine Woche hier zu verbringen hatte mir meine Augen über viele Dinge geöffnet, die ich gar nicht bemerkt hatte. Jetzt, wenn ich zu einer der täglichen Aktivitäten für die Patienten ging, um "wieder gesund zu werden", ging ich an der Eingangshalle vorbei. Da die Mitarbeiter durch die Seitentür gingen, sah ich diesen Raum nicht oft. Doch jetzt, wo ich jeden Tag vorbeilief, dachte ich viel über ihn nach. Da waren Kinder, Mütter, und ebenso Väter, die warteten bis sie behandelt wurden. Ihr Verstand entglitt und sie wollten tatsächlich eine Aufnahme für entweder sich selbst oder eines Nahestehenden. Ich wünschte mir so sehr ihnen sagen zu können, dass das hier nicht der Ort war für den sie ihn hielten. Entweder das oder sie anzuflehen, mir hier raus zu helfen. Doch erneut würde es mir nur schaden, flehen freigelassen zu werden, anstatt mir zu helfen. Diese Leute würden mich wahrscheinlich ansehen, als hätten sie Angst und würden auf den Wächter warten, der mich wegbringt. Es ist seltsam, wie sehr die Bezeichnung von Wahnsinn die Dinge ändern kann. Als die Leute sahen, wie ich an dem Torbogen zwischen der Lobby und dem Rest der Anstalt vorbeiging, stürmte Furcht durch ihre Augen und sie sahen weg, als hätten sie Angst meinen Blick zu treffen. Sie waren sich noch nicht einmal bewusst, weshalb ich hier drin war, aber sie nahmen an das ich geisteskrank war und das machte ihnen Angst. Wenn sie nur wüssten...

Psychotic » German TranslationWo Geschichten leben. Entdecke jetzt