(Die Kurzgeschichte spielt im sechsten Band von Harry Potter.)
"Na, Malfoy, was machst du jetzt?" Entspannt lehnte Harry Potter sich zurück und grinste seinen Erzfeind zufrieden an. Draco Malfoy befand sich nun wirklich nicht in einer angenehmen Lage. Warum musste Harry ihn auch mit einem Schockzauber überrascht und ihn dann gefesselt haben? Stirnrunzelnd versuchte er im Gesicht des Gryffindors zu erkennen, was er vorhatte, doch Harry lächelte nur milde. "Lass mich gehen.", knurrte Draco, doch sein Gegenüber schüttelte nur den Kopf. "Erst, wenn du mir sagst, was du zusammen mit Snape planst. "Träum weiter." Harry legte den Kopf schief. "Ich habe eine Idee. Wir spielen Wahrheit oder Pflicht. Wenn ich zuerst aufgebe, lass ich dich frei, wenn du aufgibst, sagst du mir was du planst."
Draco seufzte. "In Ordnung. Habe ich dein Wort, dass du mich wirklich frei lässt?" "Natürlich." Harry nickte ernsthaft, dann nahm er zwei kleine Phiolen aus seinem Umhang. "Damit wir uns sicher sein können, dass der andere die Wahrheit sagt, werden wir beide Veritaserum zu uns nehmen." Er reichte Draco eine. "Können wir anfangen?"
"Ja." Vorsichtig nippte Draco an dem leicht schimmernden Trank, dann trank er die Phiole mit einem Schluck aus. Harry tat es ihm gleich und löste mit einem Schwung seines Zauberstabs Dracos Fesseln. "Wahrheit oder Pflicht?"
"Pflicht.", antwortete der Slytherin mit fester Stimme. Dieses Spiel musste er gewinnen. Harry hob doch überrascht eine Augenbraue, doch er fasste sich schnell wieder. "Zieh deinen Umhang aus." Ohne Wort leistete Draco dem Befehl Folge dann sah er Harry mit ausdruckslosen Augen an. "Wahrheit oder Pflicht?" "Wahrheit." Harry grinste. "Muss ja nicht jeder so draufgängerisch sein." "Wo sind wir hier?", fragte Draco, ohne auf den Einwurf einzugehen. "Im Raum der Wünsche. Wahrheit oder Pflicht?" "Pflicht."
Eine Weile zog sich das Spiel hin, und keiner der Beiden schien gewillt aufzugeben. Langsam wurde Draco unruhig, irgendwie musste er seinen Gegner aus der Fassung bringen.
"Wahrheit oder Pflicht?" Etwas an seiner Stimme musste sich verändert haben, denn Harry sah überrascht auf, dann kniff er die Augen zu engen Schlitzen zusammen. "Pflicht.", knurrte er. Zum ersten Mal an diesem Abend lächelte Draco, wenn auch nur sehr kurz. "Mach mit Ginny Schluss." Entgeistert starrte Harry ihn an. "WAS soll ich?" "Du hast mich schon richtig verstanden." Draco lehnte sich drohend vor. "Oder gibst du auf?" Harry hob den Kopf. "Nein." Energisch stand er auf und ließ eine Karte auf Dracos Schoß fallen. "Hier kannst du verfolgen, was ich mache, damit du dir sicher sein kannst, dass ich die Aufgabe erfülle." Damit verließ er den Raum, nicht ohne vorher abzuschließen.
Gespannt sah Draco auf die Karte, auf der ein kleiner Punkt erschienen war, der Harrys Namen trug. Er schien durch das Schloss zu schleichen, kurz darauf war er beim Gemeindschaftsraum der Gryffindors angekommen. Eine Weile bewegte er sich nicht von der Stelle, so dass Draco dachte, sein Feind würde aufgeben, doch dann ging er hinein und blieb eine Weile neben Ginnys Punkt stehen. Dieser verschwand kurz darauf auf der Mädchentoilette und Harry kehrte in den Raum der Wünsche zurück, die eine Wange leicht rötlich verfärbt.
"Sie hat mich geschlagen.", erklärte er, und zum ersten Mal spürte Draco so etwas wie Bewunderung für den Gryffindor in sich aufsteigen. Dieser fuhr sich abwesend mit der Had durch die Haare. "Wahrheit oder Pflicht?"
"Wahrheit." Überrascht sah Harry auf, es war das erste Mal das Draco etwas anderes als Pflicht genommen hatte. Jetzt versuchte auch Harry seinen Gegner aus der Fassung zu bringen. "Würdest du was mit Blaise anfangen? Oder mit einem anderen Typen?" Draco kniff die Lippen zusammen. "Nicht mit Blaise. Ansonsten... Vielleicht." "Was heißt vielleicht?", fragte Harry, doch Draco schüttelte den Kopf. "Das war nicht Teil der Frage. Wahrheit oder Pflicht?" Seine Hände zitterten leicht.
"Wahrheit." Harry verschränkte die Arme und sah mit einem unergründlichen Gesichtsausdruck an. Draco räusperte sich unwohl. "Warum ist es dir so einfach gefallen, mit Ginny Schluss zu machen?" Der Schwarzhaarige hob die Augenbrauen. "Wer sagt, dass es mir einfach gefallen ist?" "Dein Gesicht. Und jetzt beantworte mir meine Frage." Harry räusperte sich verlegen. "Es gibt da jemand anderen... Eigentlich hast du mir grade einen Gefallen getan." Dracos Augen weiteten sich vor Überraschung. Bisher war er dahin ausgegangen, dass Harry so ein perfektes Leben hatte, wie er es immer allen vorspielte. Vorsichtig beugte er sich noch ein Stück weiter vor, so dass kaum noch Abstand zwischen ihren Gesichtern war. "Wer ist es?", flüsterte er grade so, dass Harry es nicht überhören konnte.
Dieser wurde rot, doch er veränderte den Abstand zwischen ihnen um keinen Zentimeter. "Das willst du nicht wissen.", antwortete er genau so leise. Ein paar Sekunden starrten sie sich an, doch dann wich Draco zurück und räusperte sich vernehmlich. "Wir haben noch ein Spiel zu spielen.", sagte er mit einer seltsam rauhen Stimme. Ein beinahe wahnsinniger Ausdruck schlich sich in Harrys Augen, und ehe Draco etwas machen konnte, hatte er schon die Entfernung zwischen ihnen überbrückt und presste seine Lippen auf die des Blonden.
Starr vor Überraschung ließ Draco den Kuss über sich ergehen, doch dann schien er zu realisieren, was grade vor sich ging, denn er stieß Harry erschrocken von sich. Harry keuchte auf. "Es... Es tut mir leid! Das wollte ich nicht!", stammelte er entsetzt. Eine noch dunklere Färbung überzog sein Gesicht und er schloss vor Scham die Augen.
Draco starrte sein Gegenüber immer noch sprachlos an. War das grade eben wirklich passiert? Aus einem Impuls heraus rutschte er zu Harry, nahm sein Gesicht in beide Hände und zwang ihn so, ihm in die Augen zu sehen. Der Gryffindor sah ängstlich zu ihm auf, ungewiss, was in den nächsten Augenblicken geschehen würde.
Einen Moment zögerte Draco, doch dann begann er Harry zu küssen, zuerst vorsichtig, dann immer intensiver. Harrys Hände fuhren unter sein Hemd, zeichneten die Konturen seines Rückens nach. Leise knurrend legte Draco seine Arme um den Gryffindor und drängte ihn rückwärts, bis er mit dem Rücken gegen die Wand gedrückt wurde. Das Spiel war vergessen, es zählte nur noch das Gefühl von Harrys Lippen auf seinen. Ein leises Stöhnen entwich ihm. Von ihm aus hätte es ewig so weiter gehen können, doch schließlich schob Harry ihn sanft von sich. 》Draco...《 Seine Stimme war so sanft, so gefühlvoll. 》Ich weiß nicht, ob ich das kann. Du musst wissen...《 Er schloss kurz die Augen, Draco starrte ihn weiter an, eine Handbreit von seinem Gesicht entfernt. 》Das hier... Das bedeutet mir zu viel.《 Jetzt war er nicht mehr zu stoppen. 》Ich bin schon so lange in dich verliebt. Wenn das hier für dich nur eine harmlose Knutscherei ohne vorher und nachher ist, dann muss ich gehen.《 Seine Stimme zitterte, wurde leiser. 》Bitte, du darfst mich jetzt nicht noch mehr hassen als vorher!《
Während der kurzen Rede hatte sich Dracos Mund immer weiter geöffnet, ins seinem inneren herschte ein einziges Chaos. Eine Frage schwirrte in seinem Kopf umher, und als er antwortete, tat er es sowohl für sich als auch für Harry: 》Ich liebe dich auch.《
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Drarry Oneshots
Hayran KurguÄltere Oneshots zum Thema Drarry/Harry Potter. Neue kommen in ein anders Buch.