ice cold

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Wer noch auf den Oneshot mit seinem gewünschten Shopping wartet, bitte etwas Geduld. Ich schreibe jetzt wieder daran weiter, ich muss aber erst wieder ins Schreiben reinkommen.


Müde stand ich auf und schüttelte mir die letzte Trägheit aus den Gliedern. Ich würde jetzt eh nicht mehr schlafen können. Ein trockenes Lachen entrang sich meine Kehle. Als ob ich das jemals wirklich schaffen würde.

Dafür waren zu viele Bilder in meinem Kopf, die mich täglich verfolgten. Man kommt nicht ohne größere Schäden aus einem Krieg davon, egal auf welcher Seite man gestanden hat.

Wir taten damals das einzig Richtige, und ich bereue das meiste auch nicht, aber manchmal wünschte ich mir, ich könnte meine Vergangenheit einfach löschen, einen Neuanfang machen, doch wie?

Ich habe zu viele Menschen sterben gesehen, zu viele, die mir Nahe standen, zu viele Fremde. Im Nachhinein macht das nicht mehr wirklich einen Unterschied. Es sind ausgelöschte Leben, und in vielen Fällen bin ich nicht grade unschuldig.

Ginny sieht mich mit verschlafenen Augen an, sagt jedoch nichts. Ich verlasse eben so wortlos unser gemeinsames Schlafzimmer.

Was sollte ich denn auch sagen? Wir leben nur noch nebeneinander her, nicht mehr miteinander, sind zusammen Eltern, doch das ist die einzige Verbindung, die noch zwischen uns beseht. Wir haben uns nichts mehr zu sagen.

Es ist dunkel, doch ich will das Licht nicht anmachen. Es könnte die Jungs wecken, die in ihrem gemeinsamen Zimmer unbekümmert schlafen, die Lily übernachtet bei einer Freundin.

Immer öfter beschleicht mich das Gefühl, dass ich nur noch wegen der drei noch nicht aufgegeben habe, mich jeden Tag weiter kämpfe.

Ich habe einmal mit Hermine darüber geredet, der einzigen, der ich meine Gedanken anvertrauen konnte, weil ich wusste, dass sie ähnlich fühlte.

Ron hat sich schon vor einigen Jahren in den Alkohol geflüchtet, und auch wenn er es nicht zugeben will, er ist kein guter Vater mehr für Rose und Hugo, und auch kein richtiger Freund mehr.

Der Alkohol ist das einzige, das ihm geblieben ist, um seine Gedanken zu betäuben.

In dieser Zeit habe ich viel mit Hermine geredet, die ohne ihren Mann die Last der Elternschaft und ihren Job im Ministerium alleine schultern musste.

Irgendwann hat sie mir gebeichtet, dass sie mit dem Gedanken spielte, ihrem Leben ein Ende zu setzen, nur noch Rose und Hugo hielten sie davon ab. Ich hätte damals besser auf sie achten müssen, doch ich war der naiven Ansicht, ihre Kinder wären ihr wichtig genug, um sie am Leben zu halten.

Doch jeder hat seinen eigenen Weg, die Stimmen der Toten in seinem Kopf zu begraben, und wenn man das nicht schafft, dann bleibt einem nur noch der letzte Ausweg.

Sie konnte schon immer gut mit Tränken umgehen, zumindest hat sie körperlich nicht lange gelitten, was allerdings nichts über ihren seelischen Zustand aussagt.

Nicht grade der für Gryffindor typische Mut, sich so aus der Affäre zu ziehen, doch ich kann sie vestehen. Vielleicht tue ich es ihr irgendwann gleich, doh ich muss für meine Kinder da sein, und für Teddy Lupin und für Rose und Hugo...

Eine Liste von Menschen, die so spät geboren sind, dass der Krieg ihre Gedanken noch in den Abgrund gestoßen hat, die noch eine Chance haben.

Leise schloss ich die Tür hinter mir, die kühle Nachtluft schlug mir entgegen. Ich war müde, doch schlafen konnte und wollte ich nicht mehr, zu oft zogen die Gesichter der Toten in meinen Träumen an mir vorbei.

Vielleicht konnte ich es ja auch schaffen, das ganze hinter mir lassen. Luna hatte es geschafft, Neville auch teilweise, und Ginny erdrückte ihre Gedanken im Sport.

Aber ich war zu tief drin gewesen, zu nah am Geschehen.

Selbst nach all den Jahren ließen mich die Albträume nicht los, niemals, in keiner Sekunde.

Der Krieg war meine Bestimmung gewesen, mein Lebensinhalt, meine gesamte Jugend. Jetzt war ich nichts weiter als ein ausrangierter Held, der seine Aufgabe erfüllt hatte, und jetzt alleine mit den Folgen fertig werden musste.

Mein Atem schwebte in Wolken vor meinem Gesicht, ich zitterte, doch die Kälte erreichte nur meinen Körper.

Ich könnte mich jetzt einfach umdrehen, zurück ins warme Haus, zurück zu Ginny, zurück zu den Kindern, doch irgendetwas hielt mich davon ab.

Wie von selbst setzte ich mich in Bewegung.

In der Nähe gab es einen Wald, die Muggel mieden ihn, seit dort einmal ein Werwolf sein Unwesen getrieben hatte. Dort würde mich so schnell niemand finden.

Ich rannte fast auf die niedrigstehenden Tannen zu, erst als ich eine schneebedeckte Lichtung erreicht hatte, blieb ich stehen.

Der Ort wirkte unwirklich, fast wie im Märchen.

Ein schöner Ort, um zu bleiben.

Ich ließ mich zu Boden sinken, die Kälte des Schnees brannte sich in meine Haut, durchnässte meine Kleidung. Ich hätte sie mit einem Zauber vertreiben können, doch wozu?

Eine angenehme Trägheit hatte sich in mir breitgemacht, langsam wurde mir wärmer.

Ich war so müde, vielleicht sollte ich einfach schlafen, nicht lange, nur etwas die Wärme genießen.

Nur etwas schlafen...

Drarry OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt